Weil ihnen die Steuereinnahmen wegbrechen, werden die deutschen Kommunen immer weniger
in der Lage sein, Defizite ihrer kommunalen Krankenhäuser auszugleichen. Folglich
wird die Zahl der Klinikschließungen, -fusionen und -verkäufe wieder deutlich steigen.
Gleichzeitig stehen die Krankenhäuser unter steigendem Konkurrenzdruck.
Krankenhäuser müssen einerseits die Kosten senken, andererseits ihre Wettbewerbsfähigkeit
durch Investitionen in eine bessere Qualität und neue Angebote verbessern. Private
Krankenhausbetreiber befinden sich aufgrund ihres größeren finanziellen Spielraums
in einer weit günstigeren Ausgangsposition als kommunale Kliniken und werden in den
kommenden Jahren ihren Marktanteil weiter ausbauen. Das sind Ergebnisse einer Studie
der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die auf einer Befragung von
300 Krankenhausmanagern und 1500 Verbrauchern in Deutschland beruht.
Anstieg der Personal- und Sachkosten
Anstieg der Personal- und Sachkosten
Über 80 % der befragten Krankenhausmanager erwarten einen Anstieg der Personal- und
Sachkosten in den kommenden 2 Jahren. Im Verlauf der vergangenen Jahre haben sich
die einzelnen Kostenblöcke sehr unterschiedlich entwickelt. So wuchsen die Personalkosten
zwischen 2000 und 2008 mit 23 % deutlich langsamer als die Sachkosten (+ 57 %). Der
Anstieg der Personalkosten wiederum ist in erster Linie auf eine deutliche Zunahme
im Bereich der ärztlichen Dienste zurückzuführen (+ 57 %), während die Kosten im Pflegedienst
mit + 3 % nur sehr moderat gewachsen sind. Zwischen 2000 und 2008 stieg die Zahl der
Ärzte (Vollzeit) um 18 % auf 128 117.
Abb. 1 Krankenhäuser nach Trägerschaft 1993–2003. Quelle: Krankenhausstatistik (Statistisches
Bundesamt, IS-GBE)
Zusätzlich wirkt sich die Wirtschaftskrise aus: Aufgrund der Ausfälle an Krankenkassenbeiträgen
durch die gestiegene Arbeitslosigkeit und die hohe Inanspruchnahme der Kurzarbeit
ist weniger Geld im System. Hinzu kommen Steuerausfälle bei den Bundesländern und
Kommunen. Da die Bundesländer für die Krankenhausinvestitionen verantwortlich zeichnen,
könnten fehlende Einnahmen zu einem weiteren Rückgang der Investitionsbudgets führen.
Rückgang der Investitionsbudgets in öffentlichen Kliniken
Rückgang der Investitionsbudgets in öffentlichen Kliniken
"Die Wirtschaftskrise führt dazu, dass die Kommunen vielfach die Defizite der öffentlichen
Krankenhäuser nicht mehr ausgleichen können und die Länder ihre Krankenhaus-Investitionen
reduzieren", beobachtet Stefan Viering, Partner bei Ernst & Young. Die Auswirkungen
der Wirtschaftskrise werden wohl insbesondere Krankenhäuser der öffentlichen Hand
treffen. Geringere Kirchensteuereinnahmen und verminderte Spendenaufkommen werden
jedoch auch die finanzielle Leistungsfähigkeit der freigemeinnützigen Träger beeinträchtigen.
Weiterer Arbeitsplatzabbau ist zu erwarten
Weiterer Arbeitsplatzabbau ist zu erwarten
Kostensenkungsprogramme spielen derzeit bei 84 % der Krankenhäuser eine große bis
sehr große Rolle. Geld sparen wollen die Manager vor allem bei den medizinischen Verbrauchsgütern.
Aber auch Personal soll abgebaut werden: Jeweils gut jedes dritte Krankenhaus (39
%) will die Zahl der Beschäftigten in der Pflege bzw. der Verwaltung reduzieren. Immerhin
jedes fünfte Krankenhaus (21 %) plant sogar, zukünftig weniger Ärzte zu beschäftigen.
Gleichzeitig wollen die Krankenhäuser aber auch neue Investitionen tätigen und bestimmte
Fachbereiche stärken (62 %), Gebäude modernisieren (61 %) oder den Komfort für die
Patienten erhöhen (51 %). Zusätzliches Personal wollen hingegen nur die wenigsten
Kliniken einstellen. Unterm Strich ist daher mit einem weiteren Arbeitsplatzabbau
bei den Krankenhäusern zu rechnen.
Private Klinikkonzerne profitieren
Private Klinikkonzerne profitieren
Die finanzielle Enge der anderen Träger eröffnet den privaten Krankenhauskonzernen
neue Möglichkeiten der Expansion: "Die Geldnot lässt manchen Bürgermeister und Landrat
wieder ernsthaft über einen Verkauf seiner Kliniken an andere Träger nachdenken",
stellt Viering fest. "Die Wirtschaftskrise begünstigt eindeutig die privaten Klinikkonzerne,
deren Geschäft aufgrund ihrer Finanzkraft vom konjunkturellen Geschehen weit weniger
abhängig ist. Sie sind geschätzte Kreditnehmer und erfreuen sich auch am Kapitalmarkt
beachtlicher Beliebtheit - selbst in der Krise."
Sowohl bei den qualitätssteigernden Investitionen als auch bei der Etablierung neuer
Angebote zeigen sich private Krankenhäuser deutlich investitionsfreudiger als freigemeinnützige
und vor allem öffentliche. So will jedes fünfte private, aber nur jedes zehnte öffentliche
Krankenhaus zukünftig Alternative Medizin ins Angebot nehmen. Die Einrichtung einer
Privatstation planen 45 % der privaten, aber nur 25 % der öffentlichen Krankenhäuser.
Klaus Schmidt, Planegg