Dialyse aktuell 2010; 14(5): 265
DOI: 10.1055/s-0030-1261744
Magazin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Dialyse teuerste Therapie in Deutschland – Heimdialyse spart Kosten

Further Information

Publication History

Publication Date:
16 June 2010 (online)

 
Table of Contents

Vertreter aus Politik, Ärzteschaft sowie Krankenversicherung und Patienten erörterten bei einer Podiumsdiskussion in Berlin die Zukunft der Dialyseversorgung in Deutschland. "Die Nierenersatztherapie ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen", sagte der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) Prof. Jan-Christoph Galle, Lüdenscheid. Doch immer mehr Menschen erreichen ein immer höheres Lebensalter und sind stärker von Krankheiten wie etwa Diabetes mellitus betroffen, die langfristig zu Nierenversagen führen können.

#

Prävention und Transplantation fördern

Dieser Entwicklung müsse mit verschiedenen Strategien begegnet werden, so Galle. Einerseits gelte es, die Prävention zu fördern. Entscheidend sei auch, dass der Hausarzt den Patienten rechtzeitig an den Nephrologen überweist. Außerdem seien mehr Transplantationen realisierbar. Seniorenprogramme wie "Old for Old" bieten etwa die Möglichkeit, dass die Niere eines Gleichaltrigen transplantiert wird.

Der Gesundheitsökonom Prof. Günter Neubauer, München, sieht einen Zwiespalt: "Die Erfolge der Dialyse sind gleichzeitig ein Finanzierungsproblem". Abhilfe sollte auch die Wochenpauschale schaffen, denn "mit der Pauschale wird der belohnt, der sparsamer versorgt", so Neubauer. Das ist auch notwendig, denn bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl der über 65-Jährigen verdoppeln und man muss von etwa 200 000 Dialysepatienten ausgehen.

#

Deutschland Schlusslicht bei Heimdialyse

Die dialyseabhängige Nierenerkrankung ist mit jährlich 2,5 Milliarden Euro Ausgaben die teuerste Krankheit in der Bundesrepublik, sagte Neubauer. Durch das permanent weiterentwickelte Angebot von kostengünstigen Dialysesystemen hat auch die Industrie ihren Beitrag für Einsparungen geleistet, so der Sprecher der Initiative Bündnis Niere Dr. Steffen Uthoff, Bad Homburg v. d. H.

Außerdem müsse man die Heimdialyse intensivieren: Hierbei werden Transportkosten eingespart und der Patient könne berufstätig sein. Doch im europäischen Vergleich steht Deutschland bei der häuslichen Therapieoption an letzter Stelle. Dabei sei sie der Zentrumsdialyse qualitativ ebenbürtig, betonte Neubauer.

Allerdings müsse ein Familienangehöriger den Patienten bei der Therapie unterstützen. Er plädierte dafür, den Patienten ein Transportkostenbudget zu gewähren, sodass sie selbst die günstigste Variante wählen können. "Wir sparen am falschen Fleck", erklärte Neubauer. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Berlin Dr. Uwe Kraffel, Berlin, wünschte sich anstelle des Sachleistungs- ein Kostenerstattungsprinzip: "Wer nichts davon hat, zu sparen, spart auch nicht".

Susanne Pickl, Berlin

Quelle: Podiumsdiskussion "Dialyse: Ist eine patientenorientierte Behandlung auch in Zukunft finanzierbar?" in Berlin, veranstaltet von Bündnis Niere, Eltville

#

Literatur

  • 01 OECD Gesundheitsdaten, Quasi Niere Bericht 2006/2007. 
#

Literatur

  • 01 OECD Gesundheitsdaten, Quasi Niere Bericht 2006/2007.