Dialyse aktuell 2010; 14(5): 256-258
DOI: 10.1055/s-0030-1261740
Fachgesellschaften

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Qualität der Pflege erhalten

Wertschätzung und Transparenz
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Publication Date:
16 June 2010 (online)

 
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Die Arbeitsbelastung für Pflegekräfte hat in den letzten Jahren stark zugenommen, während die Wertschätzung des Berufs gering blieb. Die Fachpflege soll nun durch das Übernehmen von neuen Aufgaben die Ärzte entlasten und den Ärztemangel auffangen. Allerdings geben Ärzte hierbei hauptsächlich administrative Aufgaben ab, was die Pflegekräfte zusätzlich belastet und es ihnen erschwert, die Kernpunkte ihrer Aufgaben am Patienten zu erledigen. Eine leistungsgerechte Bezahlung und moderne Arbeitszeitmodelle wären die Lösung, um dem Burn-out-Syndrom vorzubeugen und den Beruf attraktiver zu machen. Dadurch steigt auch die Motivation der Pflegenden weiter. Eine kontinuierliche und zertifizierte Fortbildung kann dies noch verstärken und die pflegerische Kompetenz und Qualität stetig verbessern. Eine einheitlich messbare Aus- und Weiterbildung ermöglicht es, das Pflegepersonal entsprechend seiner Qualifikation einzusetzen und zu bezahlen - ein wichtiger Aspekt, um die Qualität der Pflege zu erhalten. AKTX und fnb erarbeiten hierzu gemeinsam unter der Leitung der AfnP ein Positionspapier der nephrologischen Pflege.

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Bild: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf/Grafiker: Paavo Bläfield

In meinem Artikel "Pflege im Umbruch" [1] und im Vortrag am 31. AfnP-Symposium 2009 habe ich auf die Veränderung im Bereich der Gesundheitsberufe hingewiesen. Darin habe ich dargestellt, wie sich die Ausbildung und deren Zugangsvoraussetzungen verändert haben. Wir haben es seit Jahren mit einem sich täglich dramatisch verschärfenden Personalmangel an examinierten Pflegekräften zu tun. Alle reden vom "Kostenfaktor der Pflege". Keiner spricht davon, was die professionelle Pflege seit Jahren an Leistungen erbringt. Der politisch gewollte Spardruck im Bereich Personalkosten geht zulasten einer qualitativen, guten Patientenversorgung. Kosteneinsparungen im Bereich der Dialyse bedeuten, Personal einzusparen und Fortbildungskosten zu reduzieren.

Heute erfüllt eine Pflegekraft viel mehr zusätzliche Aufgaben bei der Versorgung der inzwischen oft multimorbiden Patienten als noch vor 10 Jahren, meist im administrativen und Dokumentationsbereich. Es werden der Pflege immer mehr Aufgaben "aufgehalst". Klar ist, dass viele Pflegekräfte vollständig ausgelaugt sind - Burn-out ist heute Alltag. Daher greift die AfnP bereits seit Längerem dieses Thema in Seminaren auf. Wir bieten dazu zum 2. Mal in diesem Jahr ein Seminar mit dem Titel "Bewältigung von Belastung und Stress" am 18. und 19.09.2010 und beim 32. AfnP-Symposium am 23. und 24.10.2010 einen Workshop an.

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Große Belastung der Pflegekräfte

Viele Pflegende können schon heute ihre anfallenden Überstunden nicht mehr in Freizeit ausgleichen. Aber gerade diese Zeit benötigen sie dringend, um seelisch gesund zu bleiben und den Anforderungen im Berufsalltag gewappnet zu sein. Der tägliche Umgang mit chronisch kranken Menschen benötigt ein hohes Maß an Fachkompetenz und persönlichem Engagement.

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"Arbeitspolitischer Verschiebebahnhof"

Nun möchte die Politik, dass die Fachpflege neue Aufgabengebiete besetzt und damit den Fachärztemangel ausgleicht. Das ist doch nur ein "arbeitspolitischer Verschiebebahnhof". Da wir einen so großen Mangel an Ärzten haben und auch künftig nicht genügend Nachwuchs von den Universitäten kommen wird, soll diese Lücke mit Fachpflegekräften ausgefüllt werden. Schaut man sich aber die Häuser genauer an, in denen bereits in Projektphasen die Übernahme ärztlicher Aufgaben läuft, bemerkt man schnell, dass hier Pflegekräfte alle ungeliebten administrativen Aufgaben übernehmen. Für die Übernahme ärztlicher Aufgaben bedarf es gesetzlicher Anpassungen (Haftungsrecht).

Soll die Pflege direkt am Patienten arbeiten oder den Patienten nur noch per Akte kennen? Auch in der Pflege besteht ein erheblicher Personalmangel. Welche Aufgaben können denn zur Entlastung der Pflege an wen übertragen werden? Wer macht dann die originären Aufgaben der Pflege, die im Krankenpflegegesetz (KrPflG) festgeschrieben sind wie etwa im eigenverantwortlichen Bereich (§ 3.2):

  • Erhebung und Feststellung des Pflegebedarfs

  • Planung, Organisation, Durchführung und Dokumentation der Pflege

  • Evaluierung der Pflege

  • Sicherung und Entwicklung der Qualität der Pflege

  • Beratung, Anleitung und Unterstützung von zu pflegenden Menschen und ihrer Bezugspersonen in der individuellen Auseinandersetzung mit Gesundheit und Krankheit

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Wenig Wertschätzung des Pflegeberufs

Wo ist die Wertschätzung des Pflegeberufes geblieben? In einer Pressemitteilung vom 07.05.2010 des Deutschen Pflegerats (DPR) im Rahmen des Hauptstadt Kongresses Gesundheit in Berlin sprach der Präsident des DPR Andreas Westerfellhaus, Gütersloh, vom "Artenschutz der Pflege" - eine treffende Formulierung, wie ich finde.

Sagt jemand heute, sie sei Pflegekraft, heißt es häufig: "Ach, du Arme!". Das Berufsbild der Pflege muss dringend in der Öffentlichkeit und der Politik aufgewertet werden. Nicht das Absenken der Zugangsvoraussetzung zum Pflegeberuf auf Hauptschulabschluss bringt mehr Pflegekräfte. Die Absenkung der Zugangsvoraussetzung führt zwangsläufig zu einer schlechteren Ausbildungsqualität. Der Beruf muss durch familienfreundliche Arbeitszeitmodelle und eine leistungsgerechte Bezahlung attraktiver werden. Aufstiegsmöglichkeiten bieten hier die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge.

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Transparenz der pflegerischen Leistung

Die Darstellung der pflegerischen Kompetenzen anhand ihrer Aus- und Weiterbildung ermöglicht, das Personal entsprechend seiner beruflichen Qualifikation einzusetzen und zu bezahlen. In Baden-Württemberg werden 2-jährig fachweitergebildete Pflegekräfte an den Kliniken endlich höher eingruppiert. Für alle Aufgabenfelder sind Arbeitskräfte mit entsprechender Qualifikation einzusetzen oder es müssen Zusatzqualifikationen erworben werden.

Dafür ist es notwendig, die einzelnen Arbeitsfelder genau zu beschrieben. Daraus leitet sich ab, wer mit welcher Qualifikation welche Arbeit leisten kann. Wie viel Personal in der jeweiligen Einrichtung benötigt wird, hängt dabei von den strukturellen Gegebenheiten der Einrichtung und der Zusammensetzung der Patientenstruktur ab. Welche indirekten und direkten pflegerischen Leistungen sind für die Versorgung zu erbringen? Welche mittelbaren und unmittelbaren Aufgaben fallen an? So lassen sich für jede Einrichtung der Personalbedarf und die berufliche Qualifikation des Personals ermitteln. Entsprechend kann man Pflegekräfte sowie auch Pflegehilfskräfte einsetzen. Dies sorgt für eine gute Qualität in der Versorgung. Die Überprüfung des Personalschlüssels und der Personalqualifikation sind wichtige Qualitätskriterien und müssen bei der Ermittlung des Personalbedarfs berücksichtigt werden.

Die nephrologischen Pflegeverbände "Arbeitskreis Transplantationspflege" (AKTX) und der "Fachverband nephrologischer Berufsgruppen" (fnb) erarbeiten hierzu gemeinsam unter der Leitung der AfnP ein Positionspapier der nephrologischen Pflege. Wir haben dazu entsprechende Unterarbeitsgruppen gebildet. Einfließen wird dabei auch die Auswertung der Fragebogenaktion "Arbeitsbedingungen nephrologischer Pflegekräfte" (Beilage im Heft 9/2009 der Dialyse aktuell) und der bereits gemeinsam in den letzten 2 Jahren entwickelte "kompetenzorientrierte Rahmenlehrplan für die Fachweiterbildung Nephrologie".

Marion Bundschu, Ulm

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So können Sie uns erreichen:

AfnP Geschäftsstelle

Käppelesweg 8; 89129 Langenau

Tel.: 0 73 45/2 29 33; Fax: 0 73 45/75 40

Email: info@afnp.de, Internet: http://www.afnp.de

Vorstand der AfnP e.V.

  • Marion Bundschu (1. Vorsitzende)

  • Hans-Martin Schröder (stellv. Vorsitzender)

  • Gabriele Steck (Schatzmeisterin)

  • Albin Leidinger (Schriftführer)

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Literatur

  • 01 Bundschu M . Pflege im Umbruch.  Dialyse aktuell. 2009;  13 468-472
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Literatur

  • 01 Bundschu M . Pflege im Umbruch.  Dialyse aktuell. 2009;  13 468-472
 
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Bild: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf/Grafiker: Paavo Bläfield

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