Bei Säuglingen spielt es im Bezug auf ihre visuelle Aufmerksamkeit keine Rolle, ob
               ihnen akustische und optische Reize gleichzeitig oder zeitlich versetzt angeboten
               werden. Außerdem steht der sogenannte Vagotonus, also der Spannungs- oder Erregungszustand
               des parasympathischen Anteils des Nervensystems, nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang
               mit dem visuellen Verhalten eines Kindes.
            
            
            Das Team um den Ergotherapeuten Kris Pizur-Barnekow von der University of Wisconsin-Milwaukee,
               USA, widerlegte die Hypothese, Babys zeigten bei synchronem Anbieten von akustischen
               und optischen Stimuli eine höhere visuelle Aufmerksamkeit und der Vagotonus sinke.
               Die Forscher untersuchten 12 gesunde Babys im Durchschnittsalter von 3,5 Monaten.
               Jedes Kind sah auf einem Bildschirm unterschiedliche, sich langsam bewegende Formen
               und hörte zeitgleich sowie zeitlich versetzt verschiedene Geräusche. Währenddessen
               untersuchten die Forscher den Vagotonus per EKG auf physiologischer Ebene. Dazu dokumentierten
               sie parallel das visuelle Verhalten über Videoaufzeichnungen. Sie beobachteten keine
               signifikanten Unterschiede der visuellen Aufmerksamkeit bei synchroner und asynchroner
               Darbietung der Reize. Sie wiesen lediglich einen niedrigen Vagotonus bei asynchroner
               Kombination der Stimuli nach, bei synchroner Kombination dagegen einen hohen Spannungs-
               oder Erregungszustand des parasympathischen Teils des Nervensystems. Zwischen visuellem
               Verhalten und Vagotonus ergab sich allerdings keine signifikante Korrelation.
            
            
            Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass die beim kindlichen Spiel beteiligten
               physiologischen und verhaltensorientierten Systeme sehr komplex sind. Der Säugling
               verarbeite die Auseinandersetzung mit Stimuli auf physiologischer Ebene, auch wenn
               sich dies nicht in veränderter visueller Aufmerksamkeit zeige.
            
            
            
               Chpr
               
            
            
            
               AJOT 2008; 62: 198–205