Neuroradiologie Scan 2012; 2(1): 18-19
DOI: 10.1055/s-0030-1257139
Aktuell

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hartkamp NS, Bokkers RPH, van der Worp HB et al. Distribution of cerebral blood flow in the caudate nucleus, lentiform nucleus and thalamus in patients with carotid artery stenosis. Eur Radiol 2011; 21: 875 – 881

Further Information

Publication History

Publication Date:
05 January 2012 (online)

Preview

MRT mit arterieller Kernspinmagnetisierung bei Karotisstenose: Link zwischen Gefäß und Gewebe

Die Darstellung der Blutversorgung tiefliegender Hirnstrukturen gelingt mit der selektiven Radiofrequenz-Perfusionsdarstellung in der MRT. Eine niederländische Arbeitsgruppe verglich diese bei Patienten mit symptomatischer oder asymptomatischer Karotisstenose und gesunden Kontrollen.

Bei der Frage nach zerebralen Durchblutungsstörungen bilden Computer- und Kernspintomografie den Gefäßbaum mit möglichen Verengungen ab. Aussagen über Perfusionsstörungen des Hirngewebes sind somit nur indirekt möglich. Die arterielle Kernspinmagnetisierung des zuströmenden Blutes mit Radiofrequenz-Pulsen (selective arterial Spin labeling Magnetic Resonance Imaging, ASL-MRT) ermöglicht die Visualisierung des betroffenen Areals auf Gewebeniveau und hat den besonderen Vorteil, dass keine Kontrastmittelgabe notwendig ist.

Hartkamp et al. waren besonders an der Frage interessiert, ob Karotisstenosen zu einer Umverteilung des zerebralen Blutangebots in tiefliegenden Strukturen führen. Zielareale waren der Nucleus caudatus, Nucleus lentiformis und der Thalamus. 20 Patienten mit asymptomatischer Stenose der A. carotis interna, 15 mit klinischen Auswirkungen und 18 gesunde Kontrollen nahmen an ihrer Untersuchung teil. Die Auswertung der ASL-MRT nahm ein Experte in Unkenntnis der Angiografiebefunde vor.

Der Zustrom zum Nucleus caudatus erfolgte in allen Gruppen primär über die ipsilaterale A. carotis. Eine zusätzliche kontralaterale Perfusion hatten 27 % der Patienten mit symptomatischer Stenose, nicht jedoch die Kontrollpersonen (p = 0,03). Bei einer ergänzenden Versorgung über die Gegenseite handelte es sich überwiegend um einen anterioren Kollateralfluss. Im Bereich des Nucleus lentiformis unterschied sich die Blutversorgung zwischen den Gruppen nicht. Sie erfolgte über die gleichseitige A. carotis. Nur 1 symptomatischer Patient wies eine Zusatzdurchblutung aus dem Basilarisstromgebiet auf. Die A. basilaris versorgte den Thalamus. Ein weiterer Zustrom erfolgte häufiger über die ipsilaterale A. carotis, seltener über die kontralaterale Seite. Gruppenunterschiede bestanden nicht.