Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2011; 6(3): 239-254
DOI: 10.1055/s-0030-1256576
Grundlagen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was ist Epidemiologie?

J.-B.  du Prel1 , B.  Röhrig2 , G.  Weinmayr1 Erstveröffentlichung des Beitrags in: Krankenhaushygiene up2date 2010; 2: 157 – 175.
  • 1Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Universität Ulm
  • 2Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Rheinland-Pfalz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. Juni 2011 (online)

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Der Begriff „Epidemie” kommt aus dem Griechischen (epi = über, demos = das Volk) und bedeutet soviel wie „etwas, was über das Volk kommt”. Damit kommt zum Ausdruck, dass im Fokus einer Epidemie nicht die Einzelperson, sondern die Bevölkerung steht, die von etwas befallen wird. Dies umfasst sowohl äußere Einflussfaktoren wie beispielsweise Infektionserreger, Strahlung, belastete Lebensmittel, Qualität des Trinkwassers, usw. als auch Gesundheitsverhalten sowie genetische Prädisposition. Die Epidemiologie als Lehre beschäftigt sich daher mit der Häufigkeit sowie der zeitlichen und räumlichen Verteilung von Krankheiten bzw. im weiteren Sinne mit gesundheitsbezogenen Endpunkten in Bevölkerungen und deren Ursachen.

Im Interesse der Leserschaft wurden im vorliegenden Text viele Beispiele aus dem Bereich der Infektionsepidemiologie gewählt. Nicht übertragbare Krankheiten werden in epidemiologischen Untersuchungen aber gleichfalls häufig untersucht. Diese Darstellung der Epidemiologie muss unvollständig sein. Der interessierte Leser sei aber ermuntert, sich anhand der zitierten Literatur weiter in die Materie zu vertiefen.

Kernaussagen Epidemiologie

  • Epidemiologie als medizinische Wissenschaft befasst sich mit der Häufigkeit und Verteilung gesundheitsbezogener Zustände und deren Determinanten in Bevölkerungen.

  • Während sich die Epidemiologie in früheren Epochen mit der Untersuchung und Verbesserung soziohygienischer Verhältnisse und später mit Infektionskrankheiten befasste, liegt ein Schwerpunkt der modernen Epidemiologie auf der Untersuchung von Risikofaktoren chronischer Erkrankungen. Ein besonderes Interesse gilt heute Veränderungen der Bevölkerungsgesundheit durch die Globalisierung.

  • Beobachtungsstudien (v. a. Kohorten-, Fall-Kontroll-, Querschnittsstudien) sind in der Epidemiologie häufig, bevölkerungsbasierte Interventionsstudien selten.

  • Inzidenz, Prävalenz, Mortalität und Letalität sind epidemiologische Häufigkeitsmaße.

  • In Kohortenstudien kann das relative Risiko als Risikoschätzer ermittelt werden. Für seltene Ereignisse ist die Odds-Ratio eine gute Annäherung an das relative Risiko.

  • Mit der multiplen Regressionsanalyse ist der Einfluss von Risikofaktoren unabhängig von Begleitfaktoren hinsichtlich eines Endpunktes (Krankheit, Tod) ermittelbar.

  • Mit mathematischen Modellen kann die Übertragungswahrscheinlichkeit von Infektionen in Bevölkerungen analysiert werden. Mithilfe der Basisreproduktionszahl ist die kritische Durchimpfungsrate zum Erlangen einer Herdenimmunität kalkulierbar.

  • Bei Vorliegen der Kausalitätskriterien nach Bradford Hill wird in Beobachtungsstudien eine Ursache-Wirkungs-Beziehung wahrscheinlicher.

  • Epidemiologisches Wissen ist in der medizinischen Praxis allgegenwärtig.

Literatur

Dr. Jean-Baptist du PrelMPH 

Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie
Universität Ulm

Helmholtzstr. 22
89081 Ulm

eMail: Jean-Baptist.du-Prel@uni-ulm.de