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DOI: 10.1055/s-0030-1256485
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Über den Tellerrand schauen …
To Think out of the Box …Prof. Dr. med. Christiane Bayerl
Klinik für Dermatologie und Allergologie
HSK, Wilhelm-Fresenius-Klinik
Städtisches Klinikum Wiesbaden
Aukammallee 39
65191 Wiesbaden
eMail: christiane.bayerl@hsk-wiesbaden.de
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
16. Mai 2011 (online)


Prof. Dr. Christiane Bayerl
Ist doch immer interessant, was so auf dem Nachbarteller liegt. Im Restaurant ist der Blick auf den Nachbartisch und die dortigen gefüllten Teller sehr hilfreich für die Entscheidungsfindung, was man selbst wählen möchte. Mitunter kommt die geplante Bestellung ins Wanken. Scheint uns wohl auch zu verunsichern, der Blick auf den Nachbarteller – weckt eventuell ganz neue Gelüste!
Dabei ist der Teller nichts weiter als ein meist rundes, flaches Essgeschirr, nichts weiter als abgeschnittenes Material, von „talea” lat. „abgeschnittenes Stück” stammend. Es geht wohl eher um den „Blick über den Tellerrand”, der der Wortverbindung eine zweite Bedeutung gibt – einen weiten Horizont haben, offen sein für Neues, neue Eindrücke bekommen, sehen, wie andere denken/arbeiten. Das tun wir ja, wenn wir interdisziplinäre Veranstaltungen besuchen oder Vorträge vor einem nicht oder nicht nur dermatologischen Publikum halten. Und ab da wird es eine ziemliche Plage. Wir wissen schlichtweg nicht, was von dem, was uns Dermatologen (männl., weibl.) bekannt ist, bei den fachfremden Zuhörern bekannt ist. Kürzlich hatte ich bei einem Training zur Blickdiagnose für internistische Kollegen einen Patienten mit Spider Naevi gezeigt, die nach 6 Monaten verschwunden waren. Meine Frage an die internistischen Kollegen war, was da wohl in der Zwischenzeit geschehen war. Ich hatte damit gerechnet als Antwort zu erfahren, dass eine Laserbehandlung erfolgt sei. Aber dies entsprach nicht dem fachlichen Denkmuster meiner Zuhörer. Sie gaben die korrekte Antwort sofort, dass wohl eine Lebertransplantation erfolgt sei. Auch wenn wir innerhalb unserer ärztlichen Zunft reden, hat jedes Fach einen anderen Ausgangskenntnisstand. Die sensible Aufgabe für den Dermatologen ist dann zu spüren oder zu erfragen, was das Publikum denn weiß und was nicht. Letzlich haben wir alle in Didaktikvorlesungen und Büchern gelernt, dass man den Zuhörer dort abholen muss, „wo er mit seinen Fachkenntnissen steht”.
Unverständlich bleibt mir die Kritik aus den eigenen Reihen, warum wir denn andere medizinische Fachdisziplinen trainieren in Fragen der Dermatologie. Was ist denn sonst unsere Aufgabe? Die Versorgung unserer Patienten auf höchstem fachlichen Niveau ist ohne Interdisziplinarität nicht möglich. Ich denke, wir brauchen uns nicht zu sorgen, von anderen Fächern übernommen zu werden, wenn wir unsere Kompetenz fachintern weitergeben, beim Nachwuchs festigen, für Ausbau in der Forschung sorgen und dann die Fachkompetenz nach außen tragen. Der Geist der Dermatologie ist in einer einstündigen Vorlesung und auch in einem 2-tägigen Seminar nicht zu fassen. Wenn wir jedoch unser Licht unter den Scheffel stellen, dann dringt nichts nach außen und wir strahlen nichts aus. Dazu das indische Sprichwort von Jiddu Krishnamurti (1895 – 1986) „Das Ego kann einen edlen Zweck wählen und ihn als Mittel seiner eigenen Ausdehnung benutzen”.
Ihre
Christiane Bayerl
Prof. Dr. med. Christiane Bayerl
Klinik für Dermatologie und Allergologie
HSK, Wilhelm-Fresenius-Klinik
Städtisches Klinikum Wiesbaden
Aukammallee 39
65191 Wiesbaden
eMail: christiane.bayerl@hsk-wiesbaden.de
Prof. Dr. med. Christiane Bayerl
Klinik für Dermatologie und Allergologie
HSK, Wilhelm-Fresenius-Klinik
Städtisches Klinikum Wiesbaden
Aukammallee 39
65191 Wiesbaden
eMail: christiane.bayerl@hsk-wiesbaden.de


Prof. Dr. Christiane Bayerl
