Einleitung
Das Churg-Strauss-Syndrom ist eine Multisystem-Vaskulitis mit möglicher Hautbeteiligung.
Fälle des Neuauftretens von Churg-Strauss-Syndrom unter Omalizumab, einem in der Asthma-Therapie
eingesetzten monoklonalen Antikörper gegen IgE-Rezeptor, wurden wiederholt beschrieben
[1 ]
[5 ]
[6 ]
[9 ]
[10 ]. Präsentiert wird ein Fall mit Hautbeteiligung im Rahmen eines Churg-Strauss-Syndroms,
das unter Omalizumab-Therapie erstmals auftrat.
Kasuistik
Wir berichten über eine 48-jährige Patientin mit langjährigem extrinsischen, nicht
saisonalen, IgE-vermittelten Asthma bronchiale. Ein Jahr zuvor wurde eine Polyposis
der Nasennebenhöhlen-Schleimhäute operativ behandelt. Auch unter hohen systemischen
(bis zu mindestens 40 mg Prednisolon tgl.) und inhalativen täglichen Kortikosteroid-Dosen
sowie regelmäßigen langwirkenden inhalativen Beta2 -Antagonisten kam es zuletzt wiederholt zu schweren Asthma-Attacken mit starker Atemnot.
Daraufhin wurde eine Therapie mit Omalizumab, einem humanisierten monoklonalen Antikörper
gegen IgE mit murinem variablen antigenbindenden Anteil (Xolair® ) begonnen. Die Patientin erhielt im 14-tägigen Wechsel jeweils 300 mg bzw. 450 mg
Omalizumab subkutan injiziert. Hierunter besserten sich die asthmatischen Beschwerden
der Patientin drastisch. Sieben Wochen nach Therapiebeginn, also nach der vierten
Injektion, bemerkte die bis dahin stets hautgesunde Patientin erstmals das Auftreten
nicht juckender Hautveränderungen. Nach dreiwöchigem Verlauf unter fortgesetzter Omalizumab-Therapie
kam es dann schubartig zu einer disseminierten Aussaat der Hautveränderungen mit gleichzeitiger
deutlicher Größenzunahme der Herde.
Wir sahen am Stamm und den Extremitäten multiple, wenige Zentimeter durchmessende,
erythematöse, papulöse Herde ohne epidermale Beteiligung, die sich im Verlauf zu bis
zu 15 cm durchmessenden, z. T. polyzyklisch begrenzten Herden mit erythematösem, deutlich
elevierten, ca. 5 bis 7 mm breiten Randsaum und zentraler, flacher, bräunlicher Pigmentierung
([Abb. 1 ]) entwickelten.
Abb. 1 a Kutane Beteiligung bei Churg-Strauss-Syndrom. Herd vom Stamm, Zustand 9 Wochen nach
Beginn einer Asthma-Therapie mit Omalizumab. b Detailaufnahme mit neuerem Herd und Randbereich eines älteren.
Die Histologie zeigt eine Kapillaritis und erhebliche und diffuse Infiltration des
Dermis durch Eosinophile und herdförmig abgrenzbare Makrophagen. Riesenzellen oder
Zeichen einer nekrotisierenden Vaskulitis fanden sich nicht. Im peripheren Blut fand
sich eine Eosinophilie von 1,07 auf 5,05 Gpt/l (Normbereich bis 0,35 Gpt/l = Gigapartikel
pro Liter) ansteigend. Im weiteren Verlauf nahmen die Hautveränderungen über weitere
2 Wochen bis zu einer Beteiligung von etwa 35 % der Körperoberfläche zu. Darüber hinaus
entwickelte die Patientin akut eine Fußheberschwäche links und Parästhesien im Bereich
beider Beine, die Neurologen diagnostizierten eine linksbetonte Pereneusparese. Ein
Thorax-CT zeigte pulmonale Infiltrate. Entsprechend den Kriterien der Amerikanischen
Rheuma Assoziation [4 ] wurde aufgrund der Asthma-Erkrankung, der Sinusitis, der Eosinophilie, der Neuropathie,
der radiologisch nachweisbaren pulmonalen Infiltrationen und der eosinophilen Infiltration
extravaskulären Gewebes die Diagnose eines Churg-Strauss-Syndroms gestellt. Die Hautbeteiligung
würden wir vom Verlauf her klinisch als eine vom Typ des Erythema migrans einordnen
wollen. Nach Diagnosestellung wurde die Therapie mit Omalizumab abgebrochen und eine
Behandlung mit hohen systemischen Steroiddosen begonnen. Hierunter kam es binnen drei
Wochen zu einer Abheilung der Hautveränderungen bis auf scharf begrenzte, großflächige,
schwache homogene Hyperpigmentierungen.
Diskussion
Das Churg-Strauss-Syndrom oder die Allergische Granulomatose Churg-Strauss ist eine
Multisystem-Vaskulitis, die bei Asthma-Patienten mit Eosinophilie auftritt. In etwa
40 % der Fälle treten Hautveränderungen auf, hiervon in ca. 18 % als erste Manifestation
[3 ]. Die Hautbeteiligung kann in Form von Purpura, Erythemen, Knoten, Nekrosen und Ulzera
aber auch Erythemata migrantes (Neutrophile und palisadenförmige granulomatöse Dermatitis)
auftreten [2 ]
[7 ]. In einer Fallstudie an 37 Patienten wurden unter anderem 9 knotige, 7 papulöse
und 2 plaqueförmige Hautveränderungen sowie 8 Fälle palpabler Purpura oder Petechien
und 7 von Nekrosen beobachtet [3 ]. Ursprünglich hatten Strauss, Churg und Zak [8 ] drei klinische Formen unterschieden: Erythema multiforme-artige makulopapulöse Erytheme,
hämorrhagische Läsionen von Petechien bis zu Ekchymosen sowie kutane und subkutane
Knoten. In unserem Fall ähnelten die Hautveränderungen klinisch initial einem Erythema
exsudativum multiforme, später einem Granuloma anulare, insgesamt im Verlauf einem
Erythema migrans.
In mehreren Fällen [1 ]
[5 ]
[6 ]
[9 ]
[10 ] wurde das Auftreten eines Churg-Strauss-Syndrom nach 5-wöchiger bis 11-monatiger
Omalizumab-Therapie beschrieben. Eine Hautbeteiligung wurde in drei von insgesamt
neun Fällen angegeben [1 ]
[9 ]
[10 ].
Prinzipiell werden zumindest zwei mögliche Mechanismen der Auslösung eines Churg-Strauss-Syndroms
durch die Omalizumab-Therapie diskutiert:
Zum einen könnte es sich um einen paradoxen spezifischen Effekt der IgE-Rezeptor-Blockade
durch den Antikörper handeln, dessen Mechanismus gegenwärtig noch unklar ist.
Zum anderen ist es denkbar, dass infolge der Reduktion der systemischen und inhalativen
Kortikosteroid-Medikation infolge des guten Ansprechens des Asthmas eine Demaskierung
einer unterliegenden Churg-Strauss-Syndrom-Erkrankung erfolgt.
Weitere Fallbeobachtungen von Hautveränderungen bei neu auftretendem Churg-Strauss-Syndrom
unter Therapie mit Omalizumab wären wünschenswert, um weitere Schlüsse auf die klinischen
und histologischen kutanen Erscheinungsformen hierbei ziehen zu können.