Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2010; 17(3): 109-110
DOI: 10.1055/s-0030-1255400
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Nordamerika – Ausbreitung der Kryptokokkose

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Publikationsdatum:
15. Juni 2010 (online)

 
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Der infektiöse Hefepilz Cryptococcus gattii, der bei Menschen Atemwegserkrankungen hervorrufen kann, war ursprünglich vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten mit Eukalyptuswäldern verbreitet (z. B. in Australien und Neuguinea). Nachdem Wissenschaftler ihn nach und nach auch in Afrika, Asien und Südamerika nachgewiesen hatten, wurde 1999 erstmals auch in den gemäßigten Breiten ein Ausbruch der durch ihn hervorgerufenen Erkrankung (Kryptokokkose) gemeldet. Dieser Ausbruch begann auf dem kanadischen Vancouver Island und erreichte an-schließend das nordwestamerikanische Festland.

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In Zukunft wohl mehr Fallzahlen

Aktuellen Forschungsergebnissen zufolge breitet sich der Pilz hier derzeit immer weiter gen Süden aus. Momentan werden sowohl aus dem kanadischen Bundesstaat British Columbia als auch aus den US-amerikanischen Staaten Washington und Oregon vermehrt Kryptokokkosefälle gemeldet. Und es ist davon auszugehen, dass der Pilz bald auch das bevölkerungsreiche Kalifornien erreichen wird. Noch ist die Inzidenz zwar gering, in Anbetracht dessen, dass die ursprüngliche Verbreitung in den Tropen und Subtropen lag, ist im Zuge des Klimawandels jedoch mit einem Anstieg der Fallzahlen zu rechnen.

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Abb. 2 Der infektiöse Hefepilz Cryptococcus gattii wurde früher lediglich als eine Varietät der hier abgebildeten Art C. neoformans betrachtet. Anders als diese jedoch ist C. gattii nicht nur in der Lage AIDS-Patienten und andere immungeschwächte Personen zu befallen, sondern kann auch bei Gesunden schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 3771

Wie die Ausbreitung des Pilzes erfolgt, ist dabei noch unbekannt: Weder in Luft-, noch in Gewässer- oder Holzproben, die in Oregon gesammelt wurden, konnten bisher Sporen des Pilzes nachgewiesen werden. Zwar ist bekannt, dass er neben dem Menschen auch andere Säugetier-arten befällt, allerdings handelt es sich dabei hauptsächlich um nicht migrierende Arten wie beispielsweise Katzen, Hunde und Elche. Eine Verschleppung und somit Arealvergrößerung durch diese tierischen Wirte ist also unwahrscheinlich.

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Cryptococcus gattii ruft auch bei Gesunden Erkrankungen hervor

Im Gegensatz zu seiner Schwesterart C. neoformans, welche fast ausschließlich immunschwache Personen befällt, verursacht C. gattii auch unter Gesunden ernstzunehmende Erkrankungen. Zu den 2 oder mehr Monate nach der Infektion einsetzenden Symptomen gehören wochenlanger Husten, starke Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, Nachtschweiß und Gewichtsverlust. In Kanada verstarben 19 (8,7 %) der bisher 218 Erkrankten an den Folgen der Infektion. In den USA dagegen ist die Mortalitätsrate deutlich höher. Hier wurde kürzlich eine neue Variante des Hefepilzes identifiziert, die möglicherweise aus der kanadischen entstanden ist. Fast 25 % derer, bei denen diese Variante nachgewiesen wurde, erlagen den Folgen der Infektion.

Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

Quellen: promed; Byrnes III EJ et al. PLoS Pathog 2010; 6: e1000850

 
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Abb. 2 Der infektiöse Hefepilz Cryptococcus gattii wurde früher lediglich als eine Varietät der hier abgebildeten Art C. neoformans betrachtet. Anders als diese jedoch ist C. gattii nicht nur in der Lage AIDS-Patienten und andere immungeschwächte Personen zu befallen, sondern kann auch bei Gesunden schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 3771