Gesundheitswesen 2011; 73(5): e78-e83
DOI: 10.1055/s-0030-1254170
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mundgesundheit erwachsener Athleten mit geistiger Behinderung

Oral Health in Adult Athletes with Intellectual Disabilities in GermanyA. G. Schulte1 , I. Kaschke2 , A. Bissar1
  • 1Poliklinik für Zahnerhaltungskunde, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
  • 2Special Olympics Deutschland e. V., Berlin
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 June 2010 (online)

Preview

Zusammenfassung

Im Rahmen der Sommerspiele von Special Olympics Deutschland e. V., die im Jahr 2008 in Karlsruhe stattfanden, wurde den Athleten vor Ort eine kostenlose freiwillige zahnärztliche Untersuchung angeboten. Die Untersuchungen wurden von klinisch tätigen Zahnärzten durchgeführt und fanden in Räumen, die mit zahnärztlichen Behandlungsstühlen ausgestattet waren, statt. Die Daten wurden in Anlehnung an die Kriterien der WHO erhoben. An der zahnärztlichen Untersuchung nahmen 420 erwachsene Athleten teil. Ihr Alter lag zwischen 18 und 70 Jahren und ihr Altersdurchschnitt betrug 30,8 Jahre. Fast Zweidrittel der Teilnehmer waren Männer. Die Kariesprävalenz der Athleten betrug 90,8% (95%-Konfidenzintervall 86,9–92,8%). Der DMFT-Mittelwert lag bei 9,4. Die Athleten, die bei Familienangehörigen lebten, wiesen einen signifikant niedrigeren mittleren DMFT-Wert auf als diejenigen, die in einer betreuten Wohneinrichtung lebten. Bei 22,1% der untersuchten Athleten war mindestens 1 Zahn fissurenversiegelt, bei 58,8% waren Zeichen einer Gingivitis vorhanden und 21% verfügten über Zahnersatz. 95% der Athleten putzen sich selbstständig ihre Zähne. Nur 28% benutzen eine elektrische Zahnbürste. Weniger als 7% verwenden regelmäßig ein Gelé mit hoher Fluoridkonzentration. Diese Untersuchung zeigt, dass Menschen mit geistiger Behinderung im Vergleich zu der gesamten Bevölkerung immer noch eine schlechtere Mundgesundheit haben. Um ihre Zahngesundheit und somit auch ihre Lebensqualität zu verbessern, sollten effiziente prophylaktische Programme entwickelt werden und in Zusammenarbeit mit Eltern, Angehörigen und Betreuern zum Einsatz kommen.

Abstract

In 2008 the summer games of Special Olympics Germany took place in Karlsruhe, Germany. The athletes were offered on site the opportunity to have a voluntary and free dental examination. The examinations were performed by dental clinicians in rooms which were equipped with dental chairs. Data were collected following the criteria of WHO. 420 adult athletes took part in the dental examination. Their age ranged between 18 and 70 years and their mean age was 30.8 years. Nearly two thirds of the participants were males. The caries prevalence of the athletes was 90.8% (95% confidence interval 86.9–92.8%). The mean DMFT value was 9.4. Athletes who were living with their families had a significantly lower mean DMFT value than those living in an institution. In 22.1% of the examined athletes at least one fissure sealed tooth was observed. 58.8% presented with gingivitis and 21% had received prosthodontic care. 95% of the athletes brushed their teeth alone. Only 28% used an electric toothbrush. Less than 7% used regularly a gel with high fluoride concentration. This study shows that persons with intellectual disability still have a poorer oral health than the general population. In order to improve dental health and quality of life in persons with intellectual disability, efficient preventive programmes should be developed and applied in cooperation with parents, relatives and caregivers.

Literatur

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. dent. A. G. Schulte

Poliklinik für

Zahnerhaltungskunde

Im Neuenheimer Feld 400

69120 Heidelberg

Email: Andreas.Schulte@med.uni-heidelberg.de