ergopraxis 2010; 3(4): 12
DOI: 10.1055/s-0030-1253467
wissenschaft

OSCE – Neues Ausbildungsinstrument erfolgreich überprüft

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Publication Date:
09 April 2010 (online)

 
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Das Prüfungsinstrument Objective Structured Clinical Examination (OSCE), das in Kanada und in den USA in der Medizinerausbildung eingesetzt wird, ist auch dazu geeignet, Ergotherapieschüler zu prüfen. Dieses Ergebnis erzielten die Ergotherapeutin Esther Goltz und ihre Kollegen von der Berliner Charité.

Vier Ergotherapieschüler unterzogen sich einer Testprüfung mit dem OSCE, drei weitere beteiligten sich als Simulationspatienten. Zwei Fachdozenten der neurophysio- und neuropsychologischen Behandlungsverfahren sowie eine externe OSCE-erfahrene Person bewerteten am Ende die Ergebnisse. Die „Prüflinge” durchliefen drei Fragestationen und zwei Prozedurstationen, bei denen sie ihre praktischen Fertigkeiten im Umgang mit den Simulationspatienten demonstrierten. Ein Item lautete beispielsweise „Bitte mobilisieren Sie das Schulterblatt”. Anschließend erhielten die beteiligten Gruppen unterschiedliche Fragebögen, anhand derer sie das OSCE in Schulnoten einschätzen konnten. Die Ergebnisse reichten von eins bis vier, überwiegend bewerteten die Teilnehmer die Items aber mit gut bis sehr gut. Die Prüflinge empfanden das Instrument als besonders praxisrelevant, sahen aber einen geringen Bezug zu ihren Erfahrungen aus dem Unterricht. Die Simulationspatienten fühlten sich gut auf ihre Rolle vorbereitet, wobei einer dennoch fürchtete, sich nicht situationsgerecht in die Patientenrolle hineinfinden zu können. Die zwei Fachdozenten empfanden die Auswahl der Prüfungsschwerpunkte des OSCE als sehr gut. Lediglich den logistischen Aufwand schätzte ein Lehrer als problematisch ein.

Die Forscher nutzten diese Ergebnisse, um das OSCE erneut zu überarbeiten. In adaptierter Form eignet sich das Instrument dazu, auch in der Ergotherapie verschiedene Kompetenzbereiche abzuprüfen. Auf verschiedene Behandlungsverfahren muss es jedoch noch abgestimmt werden.

dawo

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Kommentar

Bravo! Endlich denken Forscher über eine innovative und wirklich tiefgreifende Veränderung der Prüfung von Ergotherapieschülern nach. Das OSCE führt weg vom sturen Auswendiglernen theoretischer Zusammenhänge, die Schüler dann für eine Klausur abrufen und meistens zu geschätzten 90 Prozent wieder vergessen. Das Prüfungsinstrument fragt ganzheitliches Wissen und Erfahrungen der Schüler mit Inhalten, die helfen sollen, den Menschen ganzheitlich zu betrachten, auch auf ganzheitliche Weise ab. Bleibt zu hoffen, dass das Weiterentwickeln des Instruments derzeitige Schwierigkeiten beheben kann und sich in realen Prüfungssituationen bewährt. Dann müssen weitere Studien nur noch das Ergebnis liefern, wie sich ein derartig von den Traditionen unseres Bildungssystems abweichendes Prüfungskonzept mit der Bologna-Deklaration und dem Akademisierungsprozess vereinbaren lässt.

Daniela Wolter, Ergotherapeutin BSc.

ergoscience 2010; 5: 25–30