Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2010; 17(2): 57
DOI: 10.1055/s-0030-1253312
Magazin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Zaïre-Ebolavirus – Hohe Prävalenz in Gabun

Further Information

Publication History

Publication Date:
19 April 2010 (online)

 
Table of Contents

Ebolaviren gehören zu den am meisten gefürchteten Krankheitserregern in den Regenwäldern Zentralafrikas. Sie beinhalten 3 humanpathogene Arten, von denen das Zaïre-Ebolavirus mit einer Letalitätsrate von bis zu 90 % als das tödlichste gilt.

#

Fast jeder Fünfte hatte Kontakt zu Ebola

Dem widersprechen jedoch vereinzelte Nachweise von vorhandenen Antikörpern gegen das Zaïre-Ebolavirus in Bevölkerungsgruppen, in denen zuvor keine Ebola-Erkrankungen aufgetreten waren. In einer nun veröffentlichten Studie untersuchten Becquart et al. daraufhin die humorale und zelluläre Immunität gegen das Ebolavirus bei mehr als 4300 Einwohnern des ländlichen Gabuns, einem Land mit endemischen sowie nicht endemischen Gebieten. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass bei mehr als 15 % dieser Bevölkerungsgruppe eine Zaïre-Ebolavirus-spezifische IgG-Seroprävalenz (IgG: Immunglobulin G) vorhanden war. Bei den Bewohnern von Waldgebieten lag die Seroprävalenz sogar bei 19,4 %.

#

Milde Infektionen sind möglich

Wie die hohe Seropositivität bei Menschen ohne bekannte Ebola-Vorerkrankungen andeutet, kann das Zaïre-Ebolavirus auch milde oder gar asymptomatische Infektionen hervorrufen. Darüber hinaus scheinen die Bewohner der Regenwälder Gabuns dem Virus regelmäßig ausgesetzt zu sein. Die Studie konnte keinen Zusammenhang zwischen der Seroprävalenz und bestimmten Risikofaktoren wie Geschlecht, Beruf oder Alter identifizieren. Daher vermuten die Autoren, dass die Hauptinfektionsquelle Früchte sind, die durch den Speichel von Flughunden mit den Ebolaviren kontaminiert wurden. In der Vergangenheit konnte man bereits 3 verschiedene Arten von Flughunden in Gabun und der Republik Kongo als Reservoir des Ebolavirus identifizieren.

Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

Quelle: promed; Becquart P et al. PLoS ONE 2010; 5: e9126

Zoom Image

Abb. 1 Der Hammerkopf ist eine der 3 in Gabun vorkommenden Flughundarten, die bisher als Reservoir des Ebolavirus identifiziert werden konnten. Mit einem Gewicht von bis zu 450 g und einer Flügelspannweite von 90 cm ist es das größte Fledertier Afrikas. Auffälligstes Merkmal dieser Art ist der große, fast quadratisch wirkende Schädel der Männchen, der ihnen den Artnamen Hypsignathus monstrosus einbrachte. Quelle: Wikimedia Commons, lizenziert unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.

 
Zoom Image

Abb. 1 Der Hammerkopf ist eine der 3 in Gabun vorkommenden Flughundarten, die bisher als Reservoir des Ebolavirus identifiziert werden konnten. Mit einem Gewicht von bis zu 450 g und einer Flügelspannweite von 90 cm ist es das größte Fledertier Afrikas. Auffälligstes Merkmal dieser Art ist der große, fast quadratisch wirkende Schädel der Männchen, der ihnen den Artnamen Hypsignathus monstrosus einbrachte. Quelle: Wikimedia Commons, lizenziert unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.