Notfallmedizin up2date 2010; 5(4): 353-368
DOI: 10.1055/s-0030-1250582
Spezielle Notfallmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akute Hauterkrankungen im Kindesalter

Sabine Vöhringer, Kerstin Lau und Hagen Ott
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Publikationsdatum:
14. Dezember 2010 (online)

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Kernaussagen

Ca. 10 % aller Konsultationen in pädiatrischen Notfallaufnahmen erfolgen aufgrund dermatologischer Erkrankungen.

Ekzemerkrankungen

Ekzemerkrankungen können Kinder vital gefährden, wenn es im Rahmen einer akuten Exazerbation zur Erythrodermie und damit zum Flüssigkeits- und Wärmeverlust kommt. Die Therapie erfordert umfassende Maßnahmen zur Wiederherstellung der Hautbarriere sowie zur Eindämmung der Entzündungsreaktion. Bei Verdacht auf eine Superinfektion mit Herpes-simplex-Viren muss eine intravenöse Therapie mit Aciclovir eingeleitet werden, bakterielle Superinfektionen werden mit einem Antibiotikum behandelt.

Bakterielle Infektionen der Haut

Die Impetigo contagiosa ist die häufigste bakterielle Hauterkrankung im Kindesalter. Ihr Leitsymptom sind honiggelbe Krusten. Topische antiseptische Maßnahmen werden im Fall größerer Ausdehnung (mindestens 5 Herde) durch die systemische antibiotische Therapie mit Cephalosporinen der ersten Generation ergänzt. Eine gefürchtete Komplikation bei Neugeborenen und jungen Säuglingen ist das Staphylococcal-scalded-skin-Syndrom, das durch großflächige Ablösung der oberen Epidermisschichten und den damit verbundenen Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Wärmeverlust sowie bei Sepsis in Folge Superinfektion lebensbedrohlich verlaufen kann.

Erysipel, Phlegmone und nekrotisierende Fasziitis stellen bedrohliche bakterielle Infektionen der tieferen Hautschichten dar. Je tiefer die Infektion liegt, desto großzügiger ist die Indikation zu einer bildgebenden Diagnostik zu stellen, da ggf. eine chirurgische Intervention notwendig ist. In allen Fällen ist eine rasche intravenöse antibiotische Therapie erforderlich, da es sonst zu schwerwiegenden Komplikationen kommen kann.

Mukokutane Reaktionen

Das Erythema exsudativum multiforme wird bei Kindern vor allem durch Infektionen ausgelöst. Während bei der Minorform nur die äußere Haut beteiligt ist und meist eine symptomatische Therapie ausreicht, sind bei der Majorform Schleimhäute mitbetroffen, was die Symptomatik deutlich verstärkt und einen Therapieversuch mit oralen Glukokortikoiden rechtfertigen kann.

Das Stevens-Johnson-Syndrom und die toxische epidermale Nekrolyse sind verschiedene Ausprägungsformen derselben Erkrankung. Die häufigsten Auslöser sind Medikamente. Es kommt zur großflächigen Ablösung der gesamten Epidermis; die supportive Therapie ähnelt der bei Verbrennungspatienten. Die häufigsten Langzeitkomplikationen sind okuläre Symptome wie Symblepharon, En-/Ektropium, etc.

Urtikaria und Angioödem

Die akute Urtikaria wird bei Kindern in 80 % der Fälle durch Infektionen ausgelöst. Eine weitergehende Diagnostik ist nur bei wegweisender Anamnese notwendig. Kommt es zur Ausbildung eines Angioödems, wird oft die Behandlung mit Glukokortikoiden erforderlich.

Literatur

Dr. med. Sabine Vöhringer

Abteilung Pädiatrische Dermatologie und Allergologie
Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmstift

Liliencronstraße 130

22149 Hamburg

Telefon: 040/6 73 77-202

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