Notfallmedizin up2date 2010; 5(3): 209-224
DOI: 10.1055/s-0030-1250349
Großschadensereignisse und Katastrophen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chemie-Notfall/Industrie-Notfall

Stephan Neuhoff, Ralf Blomeyer
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Publication Date:
21 September 2010 (online)

Kernaussagen

  • Der Einsatz bei einem Chemie-Unfall stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten.

  • Zunächst muss die Gefahr erkannt werden, um ausreichenden Abstand zu der Gefahrenquelle einhalten zu können. Die Menschenrettung aus einer kontaminierten Atmosphäre darf nur unter einer geeigneten Schutzausrüstung erfolgen.

  • Die frühzeitige Dekontamination verkürzt die Expositionszeit für die Betroffenen und verhindert die Kontamination der Rettungskräfte. Danach wird eine symptomatische Therapie begonnen. Sobald Informationen über die Art des freigesetzten Schadstoffs bekannt sind und gegebenenfalls Messergebnisse vorliegen, kann eine spezifische Therapie begonnen werden.

  • Der Kontakt zu Spezialisten ist auf jeden Fall empfehlenswert. Dabei geht es sowohl um die präklinische und klinische Therapie als auch um den Nachweis der Kontamination im Sinne des Biomonitorings. Beratend tätig werden unter anderem die großen Berufsfeuerwehren, die Analytische Task Forces betreiben, oder die medizinischen Dienste der chemischen Industrie.

  • Zu einem sehr frühen Zeitpunkt werden Fragen nach dem Ausmaß der Schadstofffreisetzung und den Konsequenzen für die Anwohner gestellt werden. Ziel ist die Rationalisierung der Befürchtungen. Dazu werden valide Messwerte und ein für die Fragestellung geeignetes Grenzwertsystem benötigt. Nach dem Einsatz kann mit dem Biomonitoring Gewissheit hergestellt werden, ob eine Schadstoffbelastung für die Betroffenen bestanden hat und wie hoch diese war.

  • Grundsätzlich gilt, dass Einsätze dieser Komplexität umso sicherer abgewickelt werden können, je besser die Vorbereitung der Einsatzkräfte, vom ersteintreffenden Rettungsmittel bis zum Einsatzleiter, stattgefunden hat. Die Kenntnis des zur Verfügung stehenden Materials und der anzuwendenden Methode ist genauso wichtig wie die Kenntnis der am Einsatz beteiligten Institutionen, deren Aufgaben und deren Leistungsfähigkeit.

Literatur

  • 1 Zwölfte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Störfall-Verordnung – 12. BImSchV). 
  • 2 Richtlinie 10/05 des Vereins zur Förderung des deutschen Brandschutzes. 
  • 3 Merkblatt Hochgefährliche C-Gefahrstoffe des Vereins zur Förderung des deutschen Brandschutzes. 
  • 4 Geßmann B, Schmidt J, Spörri R. Einwirkungen chemischer Stoffe.. Medizinische Gefahrenabwehr.. München: Elsevier; 2010: 309-343
  • 5 Eisenbrand G, Metzler M, Hennecke F J. Toxikologie.. Weinheim: Wiley-VCH; 2005
  • 6 Shannon M W, Borron S W, Burns M J. Haddad and Winchester's Clinical Management of Poisoning and Drug Overdose.. Philadelphia: Saunders Elsevier; 2007
  • 7 Brüne F. Erstellen von Standard-Dekon-Verfahren. Bachelorarbeit an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, 2006. 
  • 8 Nasterlack M. Human-Biomonitoring in der Chemischen Industrie. Vortrag am 27. 1. 2009 in Bonn. 

Stephan Neuhoff

Berufsfeuerwehr Köln

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