Diabetes aktuell 2010; 8(1): 3
DOI: 10.1055/s-0030-1249563
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Salus aegroti – suprema lex“

Antje Bergmann, Peter Schwarz
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Publication Date:
26 February 2010 (online)

Ein wunderschöner Anspruch und Leitbild der Medizin vieler unserer Lehrer. Aber gilt das auch noch für die Alltagsmedizin, die wir heute praktizieren?

Das Heil des Kranken ist oberstes Gesetz. Wie schön wäre es, wenn das der Leitspruch für unsere tägliche klinische und ambulante Medizin wäre. Um dem möglichst nahe zu kommen, wollen wir Ihnen in Diabetes aktuell auch in diesem Jahr die praktische Diabetologie, das Management von Patienten mit Diabetes, die Früherkennung von Risiken und auch die Innovationen auf diesem Sektor nahebringen. „Evidenzbasiert“ sollen wir unsere Medizin heute ausüben – aber wie können wir die Evidenz aus Studien in das Heil und die Bedürfnisse unserer Kranken übersetzen? Eine Möglichkeit ist, wissenschaftliche Studien besser verstehen und interpretieren zu lernen und ihre Essenz unter klinischen Gesichtspunkten richtig in unsere Praxis einfließen zu lassen. Wie aber ist die Realität? Wir haben alle schon von den in den letzten Jahren publizierten großen Studien ACCORD, ADVANCE, STENO-2, VADT, UKPDS[1] gehört. Jeder weiß etwas darüber, was in diesen Studien gemacht und untersucht wurde. Und trotzdem werden diese Studien und ihre Ergebnisse in Diskussionsrunden als Argument für ganz unterschiedliche Standpunkte herangezogen.

Diese Erfahrungen haben uns motiviert, dieses Heft so zu gestalten, wie Sie es vorliegen haben. Wir stellen Ihnen in einem ersten Schritt in standardisierter Form die großen diabetologischen Studien aus den letzten Jahren und die UKPDS als Leitstudie der letzten zwei Dekaden in rationaler, wertfreier Weise vor. Daraus ist ein kleines Nachschlagewerk geworden, aus dem Sie ersehen können, was die Hypothese der Studienleiter war, welche Patienten wie und wie lange untersucht wurden, wie die Ergebnisse sind und was es für Limitierungen gibt. Diese Darstellung soll Ihnen dabei helfen, sich in wenigen Momenten einen standardisierten Überblick über diese „Landmark-Studien“ zu verschaffen.

Dann freuen wir uns sehr, dass Herr Egidi in einem zweiten Schritt bereit war, diese Studien für Sie zu kommentieren und wir hoffen, dass dies Ihnen dabei hilft, die wirkliche Aussage dieser Studien und ihre Interpretation in den klinischen Alltag einfließen zu lassen.

In einem weiteren Artikel beschäftigen wir uns mit einem leider vernachlässigten Thema: Erkrankungen bei Immigranten, hier insbesondere bei Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion. Bisher gibt es nur wenige Daten zur Häufigkeit und Ausprägung wichtiger chronischer Erkrankungen bei diesem Personenkreis. Herr Korenblum berichtet uns über Besonderheiten und Herausforderungen in der Behandlung dieser Patienten.

Wir freuen uns sehr darauf, Sie auch in diesem Jahr wieder mit Diabetes aktuell begleiten zu dürfen und sind dankbar für Anregungen, Verbesserungsvorschläge und konstruktive Kritik, um Diabetes aktuell noch besser zu machen und weiter als einen festen Bestandteil in der praktischen Diabetologie in Deutschland zu verankern.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen dieses Heftes und verbleiben mit herzlichen Grüßen

Ihre

Antje Bergmann und Peter Schwarz

  • 1

1 ACCORD = Action to Control Cardiovascular Risk in Diabetes

1 ADVANCE = Action in Diabetes and Vascular Disease

1 STENO-2 = Effect of a Multifactorial Intervention on Mortality in Type 2 Diabetes VADT = Veteran Affairs Diabetes Trial

1 UKPDS = United Kingdom Prospective Diabetes Study

PD Dr. med. habil. Antje Bergmann
Prof. Dr. med. habil. Peter Schwarz

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