Kommerziell erhältliche Tests auf eine infektionsabhängige Interferon-γ-Freisetzung
können helfen, dieTuberkulose-diagnose bei positivem Tuberkulin-Hauttest zu sichern.
Zwei verschiedene Immunassays sind derzeit erhältlich. Ob diese zur Diagnose einer
akuten und latenten Tuberkulose bei Kindern gleichermaßen geeignet sind, haben B.
Kampmann et al. untersucht. Eur Respir J 2009; 33: 1374-1382
Mikrotiterplatte zur Durchführung eines Immunassays (Bild: Wikipedia/Jeffrey M. Vinocur).
Empfohlen werden die Interferon-γ- Freisetzungstests (IGRAs) bei Kindern vorrangig
für das Screening auf latente Tuberkuloseinfektionen (LTBI), die Bedeutung der Tests
bei akuter Tuberkulose (TB) ist bisher unklar. Zwei Immunassays sind derzeit in Großbritannien,
wo die Studie durchgeführt wurde, erhältlich: der Quantiferon-TB Gold In-tube (QFG-IT)
der australischen Firma Celestis und der T-SPOT.TB von Oxford Immunotech aus Großbritannien.
Beide Tests und den Tuberkulin-Hauttest nutzten die Studienautoren, um 209 Kinder
auf aktive TB (n = 91) oder LTBI (n = 118) hin zu untersuchen. Verifiziert wurden
die Screeningergebnisse durch Kulturen. Die Kinder hatten zu mehr als zwei Dritteln
(68 %) im eigenen Haushalt Kontakt mit einer mit TB infizierten Person gehabt. Ein
ebenso großer Anteil war geimpft.
Immunoassays eher enttäuschend
Abgeglichen mit einem positiven Befund in der Kultur zeigte der Tuberkulin-Hauttest
bei einer Quaddelgröße von 15 mm und mehr eine Sensitivität von 83 % für eine akute
Tuberkulose, der QFG-IT von 80 % und der T-SPOT.TB von 58 %. Die Immunassays waren
also bei akuter TB keinesfalls besser als der gängige Tuberkulin- Hauttest, wobei
der QFG-IT deutlich besser abschnitt als der T-SPOT.TB. Entsprechend detektierten
beide Immunassays auch nur 66,7 % der Kinder mit akuter TB gleichzeitig. Der Tuberkulintest
allein verpasste 8 %, der QFG-IT 12 % und der T-SPOT.TB 39 % der in der Kultur bestätigten
akuten TB-Infektionen.
Besser sah es da schon beim Nachweis der LTBI aus. Hier stimmten die Immuntests in
92 % der Fälle untereinander überein, mit dem Tuberkulintest immerhin zu 75 % (T-SPOT.TB)
bzw. 77 % (QFG-IT). Die Interferon-γ-Freisetzungstests scheinen daher bei Kindern
mit latenter TB hilfreich zu sein, um die Diagnose zu sichern und eine unnötige Chemoprophylaxe
zu vermeiden, nicht aber bei akuter TB.
Fazit
Interferon-γ-Freisetzungstests sind sinnvoll zur Bestätigung einer latenten Tuberkulose.
Bei einer akuten TB scheinen sie dagegen weniger aussagekräftig zu sein als der Tuberkulin-Hauttest.
Dazu stimmten die untersuchten Tests bei akuter TB im Ergebnis häufig nicht überein.
Die Autoren warnen daher, dass bei Verdacht auf akute TB ein negativer Immunassay
auf keinen Fall ausreicht, um die Verdachtsdiagnose zu widerlegen und eine Therapie
zu unterlassen.
Friederike Klein, München