Der Bedarf an neuen antituberkulös wirksamen Medikamenten hat US-amerikanische Forscher
um S. E. Dorman veranlasst, Isoniazid in der 1. Phase einer Vierfach-Antibiotika-
Kombinationstherapie durch Moxifloxacin zu ersetzen. Am J Respir Crit Care Med 2009; 180: 273-280
Im Vorfeld gab es in vitro und im Mausmodell klare Hinweise auf eine hohe Wirksamkeit
von Moxifloxacin gegen das Mycobacterium tuberculosis. Darüber hinaus ist die Verträglichkeit
des Antibiotikums in anderen Indikationen relativ gut, das Interaktionsrisiko gering.
Deshalb prüft die Phase-II-Studie, ob sich dies auch beim Menschen bestätigen lässt.
Dazu behandelten die Wissenschaftler an verschiedenen Standorten insgesamt 433 Patienten
mit einer im Sputumausstrich bestätigten Lungentuberkulose. In den ersten 8 Wochen
bekamen die Probanden 5 Tage pro Woche randomisiert entweder 400 mg Moxifloxacin plus
einem Isoniazidplacebo oder 300 mg Isoniazid plus einem Moxifloxacinplacebo, zusätzlich
zur Behandlung mit Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol. Zur Kontrolle des Therapieerfolgs
nahmen die Forscher alle 2 Wochen Sputumproben. Die Patienten stammten zu fast zwei
Dritteln (65 %) aus Südafrika und Uganda, 11 % waren HIV-positiv und drei Viertel
(76 %) zeigten eine Kavernenbildung im Röntgenbild.
Nach 8 Wochen ließ sich in beiden Gruppen kein statistisch signifikanter Unterschied
in der Häufigkeit negativer Sputumkontrollen, dem Surrogatmarker, der als primärer
Endpunkt gewählt worden war, beobachten. Bei 54,9 % der Patienten im Isoniazidarm
und 60,4 % derjenigen im Moxifloxacinarm ließen sich zu diesem Zeitpunkt keine Erreger
im Sputumausstrich nachweisen (p = 0,37). Als ungünstige Faktoren für eine negative
Sputumkontrolle in Woche 8 erwiesen sich in der multivariaten Analyse neben bekannten
Risikofaktoren, wie Alter, Rauchen und hohe Bakteriendichte im Sputum, die Kavernenbildung
und eine Behandlung in Afrika. Eine eindeutige Erklärung haben die Autoren dafür nicht.
In den afrikanischen Studienzentren wurden sogar mehr Antibiotikadosen verabreicht
als in den anderen Zentren, dennoch lag der Anteil negativer Sputumproben unter denen
in anderen Regionen. Der Anteil der Studienteilnehmer, die die Medikation abbrachen,
war in der Isoniazidgrupe etwas, aber nicht deutlich geringer als in der Moxifloxacingruppe
(10,7 vs. 14,5 %, p = 0,25). Schwere unerwünschte Ereignisse traten in beiden Studienarmen
vergleichbar häufig auf (3,9 vs. 4,1 %). Übelkeit schien in der Moxifloxacingruppe
etwas häufiger vorzukommen, unter Erbrechen litten aber in beiden Gruppen ähnlich
viele Patienten.
Fazit
Eine Substitution von Isoniazid durch Moxifloxacin in einem Kombinationsschema mit
Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol scheint möglich und im Rahmen der 1. intensiven
Phase der Tuberkulosebehandlung wirksam zu sein. Die Hoffnung, mithilfe von Moxifloxacin
die Behandlungsdauer einer Lungentuberkulose zu verkürzen, bestätigte sich bei diesem
Studienansatz allerdings nicht. Die Moxifloxacinkombination könnte aber eine Alternative
bei Patienten mit einer Isoniazid-Intoleranz oder bei isoniazidresistenten Stämmen
sein.
Friederike Klein, München