Bei allergischen Krankheiten wie dem Asthma bronchiale sind mittlerweile einzelne
protektive Faktoren bekannt, die zu einer Verringerung dieser Erkrankungen führen
können. Ein Beispiel dafür ist der "Bauerneffekt": Aus multizentrischen epidemiologischen
Studien ist bekannt, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, deutlich weniger
allergische Erkrankungen bekommen. Allergy Clin Immunol 2009; 123: 774-782
Ursächlich hierfür ist vermutlich die Exposition zu einer Umgebung, die reich an mikrobiellen
Substanzen ist, wodurch das angeborene Immunsystem frühzeitig stimuliert wird. In
einem In-vivo-Modell der mikrobiellen Exposition auf Bauernhöfen haben B. Schaub et
al. nun zum ersten Mal gezeigt, dass bereits im Nabelschnurblut von hochexponierten
Kindern zahlenmäßig und funktionell aktivere regulatorische T-Zellen vorliegen. Dies
war mit niedriger Th2-Zytokinsekretion sowie niedrigerer Lymphozytenproliferation
nach angeborener Immunstimulation assoziiert.
Auch die Methylierung von FOXP3, dem relevanten Transkriptionsfaktor für regulatorische
T-Zellen, war bei Neugeborenen von Müttern mit Exposition zu Farmmilch deutlich erhöht.
Ebenso konnten Th17- Zellen als wichtige Regulationszellen im Zusammenspiel mit Th1-
und Th2-Zellen identifiziert werden.
Nachuntersuchungen der Geburtskohorte werden derzeit durchgeführt und sollen dazu
beitragen, die Auswirkung der immunologischen Veränderungen im frühen kindlichen Immunsystem
einem klinisch relevanten Phänotyp zuzuordnen.
Bewertung
Diese Ergebnisse könnten bedeuten, dass bei fehlender mikrobieller Stimulation in
früher Kindheit oder bereits intrauterin eine "gewisse Schwäche" des Immunsystems
des Neugeborenen besteht und so eine Entwicklung von Allergien durch adäquate Regulationsmechanismen
wie z. B. regulatorische T-Zellen nicht verhindert werden kann. Bestimmte immunologische
Muster im Nabelschnurblut könnten so möglicherweise im Verlauf Hinweise für die spätere
Immunentwicklung liefern. Für Kinder mit erhöhtem Risiko für allergische Erkrankungen
könnte dies zum einen wertvolle präventive Ansätze liefern. Zum anderen könnte dies
langfristig zur Entwicklung spezifischer Therapiemöglichkeiten bei allergischen Erkrankungen
beitragen.
Referiert und bewertet von PD Dr. Dominik Hartl, München