Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2010; 20(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-0030-1249407
Referate

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Bewegungstherapie bei femoropatellarem Schmerzsyndrom

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Publication Date:
01 March 2010 (online)

 

Referat zur Arbeit von van Linschoten R, van Middelkoop M, Berger MY, Heintjes E-M, Verhaar JAN, Willemsen SP, Koes BW, Bierma-Zeinstra SM. Supervised exercise therapy versus usual care for patellofemoral pain syndrome: an open label randomised controlled trial. BMJ 2009; 339: b4074

Eine offene randomisierte Studie hat in Holland die Wirksamkeit von beaufsichtigter Bewegungstherapie im Vergleich zur Standardtherapie bei Patienten mit femoropatellarem Schmerzsyndrom untersucht. Patienten im Alter zwischen 14 und 14 Jahren wurden von Allgemeinmedizinern oder Sportärzten rekrutiert, wenn 3 oder mehr der folgenden Symptome seit mindestens 2 Monaten, aber nicht länger als 24 Monate vorlagen: Schmerzen beim Stiegen hinauf oder hinunter Steigen, Schmerzen beim Hinhocken, Schmerzen beim Laufen, Schmerzen beim Radfahren, Schmerzen beim langen Sitzen mit gebeugten Knien, Knarren der Patella und klinisch provozierbare retropatellare Schmerzen. Patienten mit Gonarthrose, Tendopathie der Quadrizepssehne, Morbus Osgood-Schlatter oder andere definierte pathologische Veränderungen des Kniegelenks einschließlich vorausgegangener Knieverletzungen oder Operationen wurden ebenso wie Personen, die bereits mit Bewegungstherapie unter Aufsicht behandelt worden waren, nicht in die Studie aufgenommen.

Die Patienten mit Bewegungstherapie führten 6 Wochen lang ein standardisiertes Übungsprogramm durch, das aus Aufwärmen am Fahrradergometer, statischen und dynamischen Kräftigungsübungen des M. quadriceps, der Hüftadduktoren und der Glutealmuskulatur sowie Dehnungsübungen der Oberschenkelmuskulatur und allgemeinen Gleichgewichtstraining zusammengesetzt war. Die Therapiesitzung wurde von einem Physiotherapeuten geleitet, dauerte 25 Minuten lang und die Intensität der Übungen wurde alle 2 Wochen in Abhängigkeit einer fehlenden Schmerzprovokation durch das Üben gesteigert. Die Patienten absolvierten innerhalb von 6 Wochen 9 Therapiesitzungen und wurden angehalten, das Übungsprogramm täglich 25 Minuten lang zu Hause für insgesamt 3 Monate durchzuführen.

Die Übungs- und die Kontrollgruppe erhielten eine standardisierte schriftliche Information zur Ursache und guten Prognose des femoropatellaren Schmerzsyndroms und den Rat, sportliche Aktivitäten zu unterlassen, falls sie Knieschmerzen auslösen. Bei starken Schmerzen wurde Paracetamol empfohlen. Die Durchführung von täglich durchzuführenden isometrischen Quadrizepskontraktionen wurde den Patienten gezeigt. Zusätzliche therapeutische Maßnahmen wie Kniebandagen, Schuheinlagen, Kälteanwendungen oder andere Schmerzmedikamente als Paracetamol waren gestattet. Diese wurden jedoch 6 Wochen, 3, 6, 9 und 12 Monate nach Therapiebeginn mittels Fragebogen dokumentiert.

Vor, 3 und 12 Monate nach Therapie wurde die vom Patienten wahrgenommene Wiederherstellung mittels einer 7-teiligen Likert-Skala, Ruhe- und Bewegungsschmerz mittels einer 11-teiligen numerischen Beurteilungsskala sowie die Funktion mit dem patellofemoralen Score nach Kujala erhoben. Die Daten wurden nach dem "intention to treat"-Prinzip analysiert, außerdem wurde eine Subgruppenanalyse in Abhängigkeit von Fachausbildung der rekrutierenden Ärzte durchgeführt.

Insgesamt nahmen 131 Patienten an der Studie teil, 65 in der Gruppe mit Bewegungstherapie und 66 in der Kontrollgruppe. Nach 3 und 12 Monaten boten die Patienten deutlichere Verbesserungen der Ergebnisparameter als die Kontrollpatienten (Tab. [1]).

Tab.1 Signifikante Veränderungen der Ergebnisparameter 3 und 12 Monate nach Beginn der Studie.

Mehr Patienten berichteten eine Wiederherstellung nach Bewegungstherapie als nach der Kontrolltherapie (41,9 vs. 35 % nach 3 Monaten bzw. 62,1 vs. 50,8 % nach 12 Monaten), ohne dass dabei das Signifikanzniveau 0,05 erreicht wurde. Die Subgruppenanalyse zeigte, dass nur Patienten, die von Allgemeinmedizinern rekrutiert worden waren, durch Bewegungstherapie eine Symptomminderung erreichten.

K. Ammer, Wien, Österreich

Literatur

  • 01 CJ Barton, P Levinger, HB Menz, KE Webster. Kinematic gait characteristics associated with patellofemoral pain syndrome: A systematic review.   Gait & Posture. 2009;  30 405-416
  • 02 MR Prins,  van der Wurff. Females with patellofemoral pain syndrome have weak hip muscles: a systematic review, Aust .  J Physiother. 2009;  55 9-15
  • 03 E Heintjes, MY Berger, SM Bierma-Zeinstra, RM Bernsen, JA Verhaar, BW Koes. Exercise therapy for patellofemoral pain syndrome.   Cochrane Database Syst Rev. 2003;  4 CD003472
  • 04 R van Linschoten, M van Middelkoop, MY Berger, JAN Verhaar, SP Willemsen, BW Koes, SM Bierma-Zeinstra. Supervised exercise therapy versus usual care for patellofemoral pain syndrome: an open label randomised controlled trial.   BMJ. 2009;  339 b4074
  • 05 K Ammer. Wirksamkeit der Trainingstherapie bei Beschwerden am Bewegungsapparat von selbstständig erwerbstätigen Personen.  Phys Rehab Kur Med . 2009;  19 125-126
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