Kommentar
Warum an dieser Stelle eine Studie mit 12 Patienten und einer schulmedizinischen,
intravenösen Behandlung? Diese Studie ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert und
bietet für Osteopathen etliche hochinteressante Aspekte.
So muss eine Studie offensichtlich nicht immer große Fallzahlen haben, um es in eine
der bedeutendsten medizinischen Fachzeitschriften zu schaffen. Gott sei Dank können
die meisten Sudeck-Patienten doch erfolgreich behandelt werden. Wer sich um diese
Patienten kümmert, die auf die üblichen Therapien nicht oder nicht ausreichend ansprechen,
hat eben keine großen Fallzahlen, aber für die Betroffenen u. U. eine weitreichen-de
Erkenntnis.
Vor 2 Jahren hatte ich in einem Übersichtsartikel an gleicher Stelle (Das komplexe
regionale Schmerzsyndrom, DO 2/2008) auch darüber geschrieben, dass es Berichte aus
der Praxis gibt (auch von Patienten) über eine ausgeprägte Verbesserung der klinischen
Symptomatik unter einer osteopathischen Behandlung.
Ich hatte seinerzeit darauf hingewiesen, dass sich in der osteopathischen Literatur
durchaus Berührungspunkte zwischen der Pathologie der Erkrankung und osteopathischen
Befunden finden.
Nun zeigt die aktuelle Studie, etwas pointiert formuliert, dass Immunglobuline, also
eigentlich vom Körper selbst produzierte „Kampfstoffe“ gegen Entzündungen, eine schwere
chronische Entzündung wie das CRPS positiv beeinflussen können, wenn sie von außen
zugegeben werden. Daraus lässt sich unschwer folgern, dass eine Therapie, die den
Körper anregt, sich selbst stärker zu wehren und z. B. vermehrt Immunglobuline zu
bilden, ähnliche Wirkungen erzielen könnte. Wenn diese nicht als „Einmalgabe“ erfolgt,
sondern eine „nachhaltige Stimulation“ bewirkt, sollte auch der Erfolg ausgeprägter
und nachhaltiger sein.
K. L. Resch