Diabetes aktuell 2009; 7(8): 346
DOI: 10.1055/s-0029-1245037
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Idiopathische intrakranielle Hypertension - Gewichtszunahme kann Kopfschmerzen auslösen

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Publication Date:
07 January 2010 (online)

 
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    Viele Menschen vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Kopfschmerzen und ihrer Ernährung. Wenig bekannt ist, dass auch Übergewicht zu Kopfschmerzen führen kann. Die idiopathische intrakranielle Hypertension (IIH) - früher Pseudotumor cerebri genannt - weist viele Symptome und Beschwerden auf, die auch bei Hirntumoren auftreten können. Ihre Leitsymptome sind zunehmende Kopfschmerzen, Sehstörungen und häufig auch Ohrgeräusche.

    Eine deutliche Gewichtszunahme kann eine IIH auslösen. Betroffene entwickeln scheinbar ohne Grund vermehrt Kopfschmerzen, oft verbunden mit Übelkeit oder Erbrechen. Der Kopfschmerz kann den gesamten Kopf betont im Stirn- oder Hinterhauptsbereich oder auch nur eine Kopfhälfte betreffen. Manchmal strahlen die Schmerzen auch in die Schulterregion aus. Typisch für die IIH ist, dass der Kopfschmerz von Tag zu Tag nicht nur immer häufiger kommt, sondern auch immer intensiver wird.

    Die IIH ist insgesamt selten. Sie betrifft in erster Linie übergewichtige Frauen vor Einsetzen der Wechseljahre; auch Kinder können erkranken. Männer sind deutlich seltener betroffen. Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass etwa 1-1,8 von 100 000 Frauen der Allgemeinbevölkerung und etwa 1 von 100 000 Kindern erkranken. Betrachtet man ausschließlich Menschen, die mindestens 20 % über ihrem Idealgewicht liegen, so steigt die Zahl der betroffenen Frauen auf 19 pro 100 000 und die der Männer von 0,3 auf 1,5 pro 100 000. Mit der Zunahme Übergewichtiger in der Gesellschaft steigt auch die Zahl der Erkrankten stetig.

    Im Verlauf der IIH treten typischerweise Sehstörungen auf. Tückisch ist, dass eine langsam fortschreitende Verschlechterung der Sehschärfe anfangs oft gar nicht bemerkt wird. Kommt es jedoch zusätzlich zu einem Flimmersehen oder zu sogenannten visuellen Obskurationen (Sehstörungen, bei denen es plötzlich für einige Sekunden auf einem Auge schwarz wird) suchen viele Betroffene den Augenarzt auf. Der findet dann bei der Untersuchung des Augenhintergrundes eine Schwellung des Sehnerven und häufig zusätzlich Gesichtsfeldausfälle und eine Verschlechterung der Sehschärfe, die nicht durch eine Brille korrigiert werden kann.

    Bei der IIH kommt es zu einer Erhöhung des intrakraniellen Druckes. Welche Mechanismen zu der Druckerhöhung führen ist bislang nicht bekannt. Durch eine Lumbalpunktion kann der erhöhte Druck nicht nur gemessen und damit die Diagnose gesichert werden, sondern auch durch Ablassen von Liquor eine sofortige Druckentlastung herbeigeführt werden. Unbehandelt beeinträchtigen die Kopfschmerzen die Patienten im Alltag nicht nur erheblich. Das Hauptrisiko für die Betroffenen beruht auf dem Umstand, dass die Sehstörungen unbehandelt immer weiter fortschreiten und letztlich zu dauerhaften Defiziten bis hin zur Erblindung führen können. Mit speziellen Medikamenten und wiederholten Liquorentnahmen werden die meisten Patienten rasch beschwerdefrei. Für eine dauerhafte Heilung von der IIH müssen die Patienten jedoch auch ihr Gewicht reduzieren.

    idw

     
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