Dialyse aktuell 2009; 13(10): 585
DOI: 10.1055/s-0029-1245028
Forum der Industrie

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Erythropoietin-Biosimilar Epoetin zeta - Problemlose Umstellung und Kosteneinsparungen möglich

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Publication Date:
05 January 2010 (online)

 
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"Similar Biological Medicinal Products" (Biosimilars) sind Nachfolgeprodukte biologischer Arzneimittel. Sie werden dann von der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA zugelassen, wenn ihre Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit mit dem Referenzprodukt vergleichbar ist. Mit den Biosimilars der Erythropoietine (EPO) steht eine preisgünstige Alternative zu den Originalpräparaten zur Verfügung.

Biosimilars sind keine generischen Arzneimittel, stellte Prof. Wolfgang Jelkmann, Lübeck, klar. Im Gegensatz zu kleinmolekularen, chemischen Wirkstoffen werden sie von lebenden Organismen produziert und unterliegen einem komplexen Produktionsprozess. Der darin enthaltene Wirkstoff EPO ist ein Glykoprotein, dessen Synthese zahlreiche Einzelschritte umfasst. Alle Epoetine bestehen aus verschiedenen Isoformen. Die Aminosäuren sind identisch, Unterschiede zeigen sich in der Feinstruktur der Glykane, so Jelkmann. Deswegen werden Biosimilars als wirkstoffähnlich bezeichnet.

Für die Zulassung klassischer Generika reicht es aus, dass die Pharmakokinetik des Wirkstoffs mit dem des Originalpräparats vergleichbar, also bioäquivalent ist. Für die Zulassung von Biosimilars gelten strengere Maßstäbe. Der Hersteller muss nicht nur eine vergleichbare Pharmakokinetik mit dem Originalpräparat belegen, es müssen auch Studien zur Pharmakodynamik, klinischen Wirksamkeit und Sicherheit vorgelegt werden. Die Zulassung eines rekombinanten Wirkstoffs kann nur zentral bei der EMEA beantragt werden.

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Äquivalenz belegt

Dass ein EPO-Biosimilar zum Originalprodukt therapeutisch äquivalent ist, belegt eine Studie mit 609 chronisch nierenkranken Hämodialysepatienten [1]. Sie wurden zu einer 24-wöchigen intravenösen Therapie mit 1-3-mal wöchentlich Epoetin alfa oder Epoetin zeta randomisiert. Epoetin zeta (z. B. Retacrit®) ist ein rekombinantes humanes Erythropoietin, das eine identische Aminosäuresequenz und eine ähnliche Kohlenhydratzusammensetzung wie das Referenzprodukt Epoetin alfa aufweist.

Um einen stabilen Hämoglobinwert von 11-12 g/dl zu erreichen, erfolgte eine individuelle Dosistitration. Den Daten zufolge betrugen die mittleren Hb-Konzentrationen 11,61 ± 1,27 g/dl unter der Therapie mit Epoetin zeta und 11,63 ± 1,37 g/dl unter Epoetin alfa. Die mittlere Wochendosis während der letzten 4 Behandlungswochen lag mit Epoetin zeta bei 182,20 ± 118,11 IE/kg/Woche und mit Epoetin alfa bei 166,14 ± 109,85 IE/kg/Woche. Die niedrigere Dosis von Epoetin alfa war durch eine 9-prozentige Überfüllung der Spritzen bedingt. Die spezifische Bioaktivität der beiden Epoetine war jedoch gleich [2]. Wie die Studie zeigt, können beide Epoetine die renale Anämie von chronisch niereninsuffizienten Hämodialysepatienten äquivalent korrigieren.

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Keine Antikörperbildung

Baldamus et al. bewerteteten in ihrer Studie die langfristige Sicherheit und Verträglichkeit von Epoetin zeta [3]. 745 Patienten erhielten 1-3-mal wöchentlich Epoetin zeta über einen Zeitraum von 56 Wochen, eine Untergruppe über 108 Wochen. Ziel der Therapie war, einen Hämolobinwert zwischen 10,5 und 12,5 g/dl bei konstanter EPO-Dosierung aufrechtzuerhalten.

Wie das Ergebnis beim primären Sicherheitsendpunkt zeigte, bildeteten sich bei den Patienten keine anti-Erythropoietin-Antikörper. Auch eine zunehmende Erythropoietinresistenz blieb bei den Studienteilnehmern aus. Die mittleren Hb-Werte waren stabil und lagen nach 56 Wochen zwischen 11,3 und 11,6 g/dl und für die Gesamtgruppe zwischen 11,1 und 11,6 g/dl.

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Erfahrungen in der Dialysepraxis

Über Erfahrungen aus der Dialysepraxis zum Einsatz eines Biosimilars berichtete Prof. Gerhard Lonnemann, Langenhagen. 43 chronische Hämodialysepatienten wurden von etablierten ESAs ("erythropoiesis-stimulating agents") auf Epoetin zeta umgestellt. Wie Lonnemann ausführte, betrug die mittlere Wochendosis von Epoetin zeta bei Therapiebeginn 85,9 IE/kg/Woche und im Monat 6 94,3 IE/kg/Woche. Die Dosierung stieg im Vergleich zum Monat 0 im Monat 6 um 12,43 % ± 42,35 %.

Die Umstellung auf Epoetin zeta ist sicher und unkompliziert in der Handhabung, lautete Lonnemanns Resümee aus seiner Studie. Die Umstellung sei eine willkommene Gelegenheit, die Behandlungskosten der renalen Anämie zu senken.

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Einsparpotenzial mit EPO-Biosimilars

Aufgrund des Wirtschaftlichkeitsgebots werden Biosimilars für Vertragsärzte immer wichtiger, betonte Dr. Harald Herholz, Kassenärztliche Vereinigung Hessen, Frankfurt am Main. Bei der Verordnung von EPO-Biosimilars ist in Hessen ein Einsparpotenzial von 25-30 % und ein Einsparvolumen von etwa 2 Millionen Euro pro Jahr möglich, schätzt Herholz. Aufgrund der Zahlen hält es Herholz für gerechtfertigt, eine Zielquote für EPO-Biosimilars einzuführen.

Dr. Ralph Hausmann, Frankfurt

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Hospira Deutschland GmbH, München.

Die Beitragsinhalte stammen vom Symposium "Biosimilars - Epoetine der Zukunft?", veranstaltet von der Hospira Deutschland GmbH, München, im Rahmen des Kongresses für Nephrologie der DGfN 2009.

Der Autor ist freier Journalist.

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Literatur

  • 01 Krivoshiev S . et al . Curr Med Res and Opin. 2008;  24 1407-1415
  • 02 European Public Assessment Report .Im Internet: www.emea.europa.eu
  • 03 Baldamus C . et al . Adv Ther. 2008;  25 1215-1228
  • 04 Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft .Stellungnahme der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zu Biosimilars. 2008: 2. 
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Literatur

  • 01 Krivoshiev S . et al . Curr Med Res and Opin. 2008;  24 1407-1415
  • 02 European Public Assessment Report .Im Internet: www.emea.europa.eu
  • 03 Baldamus C . et al . Adv Ther. 2008;  25 1215-1228
  • 04 Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft .Stellungnahme der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zu Biosimilars. 2008: 2.