Dialyse aktuell 2009; 13(8): 421
DOI: 10.1055/s-0029-1243328
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Neuentwicklung bei Dialysegeräten - Tragbare künstliche Niere bald alltagstauglich?

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Publication Date:
19 November 2009 (online)

 
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Eine tragbare künstliche Niere (WAK: "wearable artificial kidney") ermöglicht dem Patienten eine kontinuierliche Dialysebehandlung, was bei gleichzeitig größerer Mobilität und Unabhängigkeit einen enormen Fortschritt in der Dialysetherapie bedeutet. Wissenschaftler um Victor Gura, MD, Los Angeles (USA), haben nun ein solches Gerät entwickelt und auch schon an Dialysepatienten getestet.

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Effizientes Dialysegerät als Gürtel

Wie immer mehr Studien zeigen, sind längere und häufigere Dialysebehandlungen für den Patienten schonender. Eine kontinuierliche Dialyse mithilfe einer tragbaren künstlichen Niere gibt ihm zusätzlich die Möglichkeit, mobiler zu sein und somit während der Behandlung etwa seiner Arbeit nachzugehen oder Auto zu fahren. Das neu entwickelte Miniaturdialysegerät ist batteriebetrieben und wiegt etwa 5 Kilogramm - Dialysepatienten können es somit als Gürtel tragen. Die Forscher optimieren das Gerät laufend und haben verschiedene Parameter erprobt.

Wie Studienergebnisse nun zeigen, steigt die Adsorption von Ammoniak, wenn der pH-Wert des Dialysats auf 7,4 erhöht wird. Die Clearance war bei einem pulsierenden Fluss außerdem höher als bei einem stetigen Fluss. Die leichte, tragbare Pumpe der WAK lieferte dieselbe Clearance wie schwerere Pumpen, die nicht von Batterien betrieben werden können. In vitro entfernte das Gerät Beta2-Mikroglobulin aus menschlichem Blut. Aktivkohle adsorbierte das meiste Beta2-Mikroglobulin im Dialysat. Während die 1. Version der WAK bei urämischen Schweinen eine effektive Kreatininclearance von 18,5 + 3,2 ml/min lieferte, lag die Clearance der 2. Version, WAK V1.1, schon bei 27,0 ± 4,0 ml/min.

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Ziel: Höhere Mobilität, niedrigere Mortalität und Kosten

Wie die Autoren in ihrer Veröffentlichung zeigen, gehören die grundsätzlichen technischen Schwierigkeiten bei der Konstruktion einer tragbaren künstlichen Niere der Vergangenheit an. Sie hoffen auf einen Paradigmenwechsel: Das Miniaturdialysegerät soll in Zukunft sowohl die Mortalität der Patienten als auch die Kosten der Dialysebehandlung reduzieren. WAK V1.1 konnte bereits bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz zeigen, dass sie grundsätzlich praktikabel ist. Die Langzeiteffekte dieser neuen Technologie auf den Gesundheitszustand des Patienten müssen allerdings noch klinische Studien evaluieren.

Christian Schäfer, Stuttgart

Quelle: Gura V, Macy AS, Beizai M, Ezon C, Golper TA. Technical breakthroughs in the wearable artificial kidney (WAK). Clin J Am Soc Nephrol 2009; 4: 1441-1448