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DOI: 10.1055/s-0029-1242921
© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
Nicht nur, aber auch: positive Perspektiven
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
03. November 2009 (online)
Die Stimmung ist bei allen, die Phytopharmaka schätzen und erhalten wollen, der Jahreszeit angepasst trübe. Eine Reihe von plausiblen Gründen wird dafür angeführt: Der europäische Markt bringt ganz erhebliche Probleme für viele bei uns etablierte Arzneimittel, die Anforderungen an die Sicherheit steigen und verursachen neue Kosten, Nahrungsergänzungsmittel kommen in zunehmender Menge auf den Markt und drohen, den Umsatz mancher Präparate ganz erheblich zu beeinträchtigen. Als Ursachen werden häufig genannt: Auf dem Gebiet der Phytopharmaka fehlen Innovationen – neue Ideen sind nicht umsetzbar – die Zukunft der pflanzlichen Arzneimittel ist unsicher. Und bei einer solchen Stimmung fehlt häufig der Schwung, um Neuerungen einzuführen oder sogar zum Weitermachen.
Zwei Kongresse in den letzten Wochen haben mir andere, positive Perspektiven eröffnet. Zunächst war da die Internationale Tagung der Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung im August in Genf. Wie immer interessierten mich die (mehrere hundert) Poster am meisten, und zwar die, die Untersuchungen zum Thema Pharmakologie von Arzneipflanzen präsentierten. Auf diesem Gebiet hatte sich eine krasse, sehr erfreuliche Änderung vollzogen: Bisher war zwar häufiger eine bioassay-guided fractionation durchgeführt worden, aber die Relevanz der dann präsentierten In-vitro-Assays ohne pharmakokinetische Daten ist doch fraglich. Jetzt wurden Beiträge aus dem Iran, aus Zentralafrika und aus Ostasien mit Untersuchungen zur Pharmakologie in verschiedenen Modellen vorgestellt, wie sie absolut unserem Standard entsprechen. Mehrere Untersuchungen prüften z.B. nach Wirkung pflanzlicher Zubereitungen bei Typ-2-Diabetes – die Ergebnisse wurden in weiteren Modellen überprüft. Das ist ein Beispiel; insgesamt wurde eine Reihe sehr interessanter Untersuchungen in einem Umfang vorgestellt, der mich begeisterte.
Dann fand vom 10.–12.9. die Tagung der Gesellschaft für Phytotherapie gemeinsam mit der österreichischen und der schweizerischen Gesellschaft in Berlin statt – ebenfalls mit einigen sehr ermutigenden Beiträgen. Am stärksten beeindruckt haben mich neue Ergebnisse aus der Charité zur Wirksamkeit von Silibinin bei Patienten mit Hepatitis C, bei denen unter Standardtherapie die Viruslast nicht gesenkt wurde. Nach zusätzlicher Gabe von Silibinin war dann bei mehreren Patienten keine Viruslast mehr nachweisbar. Sicher bedarf das noch weiterer Prüfung, aber ich fand es sensationell, dass ein »mild wirkendes« Phytopharmakon so drastische Effekte zeigte. Versuchen wir, so viel wie möglich für unsere »Phytos« zu tun.