ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2009; 118(11): 594-595
DOI: 10.1055/s-0029-1242906
Colloquium

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Kavitätengestaltung keramischer Inlays und Teilkronen - Sechs Experten für ein Set

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Publication Date:
26 November 2009 (online)

 
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    Manchmal geht die Entwicklung von Neuheiten ungewöhnliche, in diesem Fall sogar einmalige Wege: Das gesamte Keramik Know-how von 6 anerkannten Referenten - Priv.-Doz. Dr. M. Oliver Ahlers, Dr. Uwe Blunck, Prof. Roland Frankenberger, Dr. Jan Hajtó, Dr. Gernot Mörig und Prof. Lothar Pröbster - floss in ein neues Präparationsset von Komet. Wie kam es zu dieser Kooperation, welche Ziele hat man sich gesetzt und was sind die Vorteile der Instrumente für den Anwender? Ein Experte aus der erlesenen Runde, Prof. Pröbster, erklärt die Hintergründe.

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    Abb. 1 Das Expertenset 4562S für Keramik-Inlays und -Teilkronen vereinfacht und systematisiert die Kavitätengestaltung und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Qualitätssicherung.

    ? Herr Prof. Pröbster, häufig inspirieren Anwender einen Hersteller zu neuen Instrumentendesigns, nach dem Motto "aus der Praxis für die Praxis". Doch die Zusammenarbeit, wie sie sich für das Expertenset 4562/4562S darstellt, war doch sehr ungewöhnlich: Sie und 5 weitere namhafte Kollegen setzen sich für das neue Instrumentarium zur Kavitätengestaltung für keramische Inlays und Teilkronen ein. Wie kam es von der Idee zur Zusammenarbeit?

    Prof. Pröbster: Die Referentenrunde entstand aufgrund der Inititative von Dr. Jan Hajtó aus München. Dr. Hajtó ist Mitbegründer der Firma Biodentis, die vollkeramische Restaurationen zentral fertigt. Für diese Produkte hat sich Kollege Hajtó klinisch-wissenschaftliches Backup gesucht. Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass auf dem Expertenset der Zusatz www.absolute-ceramics.com steht.

    So hat sich unsere Gruppe formiert, mittlerweile sind noch Prof. Arnetzl aus Graz und Frau Prof. Özcan aus Zürich zugestoßen. Wir alle schätzen den direkten informellen Gedankenaustausch - denn jeder lernt noch dazu. In diesen Diskussionen ist das neue Präparationsset entstanden, das in Zusammenarbeit mit der Firma Komet werktechnisch umgesetzt wurde. Es erfüllt alle Anforderungen an die Präparation von keramischen Inlays und Teilkronen.

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    Abb. 2 Mit einem konisch, grobkörnigen Diamanten mit abgerundeter Kante wird die Kavität eröffnet. Die Tiefenmarkierung bei 2 und 4 mm hilft, die Mindestschichtstärke der Keramik unter der Fissur zu gewährleisten.

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    Abb. 3 Mit demselben Instrument (6847KRD.314.016, grüner Ring) wird ein approximaler Kasten angelegt. Die approximale Schmelzwand bleibt vorerst stehen.

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    Abb. 4 Je nach Kavitätengröße stehen 2 kürzere, konische Instrumente, ebenfalls mit abgerundeter Kante, zur Verfügung, die zur Kavitätengestaltung bedarfsgerecht eingesetzt werden können (959KRD.314.018 bzw. 845KRD.314.025).

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    Abb. 5 Mit dem konischen Instrument 959KRD.314.018 werden die Höcker horizontal eingekürzt. Der Durchmesser von 1,8 mm (1,4 mm an der Spitze) ist ein gutes Maß für eine ausreichende Reduktion.

    ? Was sind typische Fehler, die dem Anwender bei keramischen Restaurationen unterlaufen?

    Prof. Pröbster: Keramikrestaurationen sind komplexer als herkömmliche. Die Anwendungsbreite bzw. die Fehlertoleranz von Keramik ist geringer als die von Legierungen, deshalb kann es grundsätzlich mehr Fehlermöglichkeiten geben - der Teufel steckt aber im Detail: Bei adhäsiven Keramikrestaurationen können es das Nichtbeachten der Indikationsgrenze, die fehlende Schmelzbegrenzung oder die fehlende Kontaminationskontrolle sein, die zum Misserfolg führen. Willkürliche Abweichungen vom adhäsiven Befestigungsprotokoll - zum Beispiel die Intention, Zeit einsparen zu wollen - führen rasant ins Desaster.

    Bei der Präparation, die der Schlüssel zum Erfolg ist, sind häufige Fehler: Nichtbeachten der Materialmindeststärken und scharfe Ecken und Kanten, die zu schädlichen Zugspannungen führen können.

    ? Deshalb muss wohl schon bei der Präparation "keramisch gedacht" werden. Welche entscheidende Detailcharakteristik weisen die Instrumente auf, um den Zahnarzt "keramisch zu leiten"?

    Prof. Pröbster: Ziel jeder keramikgerechten Präparation und Befestigungstechnik muss es sein, auftretende Belastungen in Druckspannungen umzuleiten und Zugspannungen zu vermeiden. Deshalb sind alle Instrumente des Präparationssets, mit denen Innenwinkel präpariert werden, entsprechend abgerundet. Ein weiteres, pfiffiges Hilfsmittel sind die Tiefenmarkierungen an den konusförmigen Instrumenten. Damit kann ohne weiteres Hilfsmittel beim 1. Schritt der Präparation die okklusale Mindeststärke von 2 mm markiert werden.

    ? Es handelt sich bei dem Set um insgesamt 10 aufeinander abgestimmte Instrumente. Beschreiben Sie die wichtigsten Präparationsschritte, bei denen das Instrumentarium als wertvolle Orientierungshilfe dient!

    Prof. Pröbster: Hier gibt es eine klare Systematik:

    1. Tiefenmarkierung im tiefsten Punkt der Kaufläche unter Zuhilfenahme der Lasermarkierungen (Instrumente 6847KRD, 959KRD oder 845KRD, je nach Größe der Kavität)

    2. Anlegen der Umrissform

    3. Kariesentfernung

    4. ggf. adhäsive Aufbaufüllung

    5. Finish der Präparation mit den feinkörnigen Instrumenten

    ? Kann man von einer "systematisierten Kavitätengestaltung" sprechen?

    Prof. Pröbster: Ja. Nur mit einem systematischen Vorgehen erreicht man regelmäßig qualitativ hochwertige Ergebnisse in adäquater Zeit - das ist nicht nur beim Präparieren so.

    ? Inwieweit sind auch die anderen Instrumente des Expertensets aufeinander abgestimmt?

    Prof. Pröbster: Die feinkörnigen Konusschleifer sind formkongruent zu den normalkörnigen, sodass das Finieren der Vorpräparation leicht fällt. Die übrigen Formen werden für das Finish der vertikalen Kastenwände, von Höckerpräparationen oder zum Tieferlegen des Fissurenbereichs verwendet.

    ? Zum Set ist eine Produktinformation mit übersichtlicher Präparationsanleitung bei Komet erhältlich. Genügt dies, um loszulegen?

    Prof. Pröbster: Als Grundinformation für die Verwendung der einzelnen Schleifkörper ist dies ausreichend. Natürlich muss der Anwender die Indikationsstellung der einzelnen Restaurationsformen und die Befestigungstechniken beherrschen. Aber das ist erlernbar, hierfür gibt es ausreichend Fortbildungskurse.

    ? Ist das Set für alle CAD/CAM-unterstützten Verfahren geeignet? Erfordern unterschiedliche Systeme auch unterschiedliche Präparationen?

    Prof. Pröbster: Das Set hat zum Ziel, keramikgerechte Präparationen zu ermöglichen. CAD/CAM-Systeme müssen keramikgerechte Restaurationen liefern. Hätte ein System Schwierigkeiten damit, keramikgerechte Präparationen in Restaurationen umzusetzen, dann muss das System geändert werden.

    ? Es gibt auch ein Experten-Set 4573/4573S für keramische Kronen. Welchen Sicherheitsnutzen zieht der Zahnarzt aus diesem System?

    Prof. Pröbster: Nun, auch hier liegt die Absicht zugrunde, dem Anwender einen überschaubaren Instrumentensatz zu bieten, mit dem rationell eine keramikadäquate Präparation für keramische Vollkronen zu leisten ist.

    ? Könnten aus der Zusammenarbeit der 6 Experten noch weitere schlaue Produkte entstehen?

    Prof. Pröbster: Das muss die Zeit zeigen, schön wäre es. Ich träume schon seit Langem von einem systematischen Set oszillierender Diamantinstrumente für restaurative und prothetische Präparationen, aber offenbar ist das Marktsegment dafür zu klein, denn bis dato hat hier noch kein Hersteller angebissen.

    ! Vielen Dank für das Gespräch.

    Das Interview führte Dorothee Holsten.

    Komet/Gebr. Brasseler GmbH & Co KG, Lemgo

    Internet: www.kometdental.de

     
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    Abb. 1 Das Expertenset 4562S für Keramik-Inlays und -Teilkronen vereinfacht und systematisiert die Kavitätengestaltung und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Qualitätssicherung.

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    Abb. 2 Mit einem konisch, grobkörnigen Diamanten mit abgerundeter Kante wird die Kavität eröffnet. Die Tiefenmarkierung bei 2 und 4 mm hilft, die Mindestschichtstärke der Keramik unter der Fissur zu gewährleisten.

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    Abb. 3 Mit demselben Instrument (6847KRD.314.016, grüner Ring) wird ein approximaler Kasten angelegt. Die approximale Schmelzwand bleibt vorerst stehen.

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    Abb. 4 Je nach Kavitätengröße stehen 2 kürzere, konische Instrumente, ebenfalls mit abgerundeter Kante, zur Verfügung, die zur Kavitätengestaltung bedarfsgerecht eingesetzt werden können (959KRD.314.018 bzw. 845KRD.314.025).

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    Abb. 5 Mit dem konischen Instrument 959KRD.314.018 werden die Höcker horizontal eingekürzt. Der Durchmesser von 1,8 mm (1,4 mm an der Spitze) ist ein gutes Maß für eine ausreichende Reduktion.