ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2009; 118(10): 522
DOI: 10.1055/s-0029-1242506
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Haben Geschlecht und Training Einfluss auf das Farbdifferenzierungsvermögen?

Beschreibung eines Studienprotokolls
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Publication Date:
26 October 2009 (online)

 
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Die Farbbestimmung gehört zur täglichen Arbeit in der Praxis. Zur Verfügung stehen visuelle und technische Verfahren. Die Farbauswahlkriterien werden in der Regel allein durch die Erfahrung des Behandlers definiert. Eine Studie mit identischem Protokoll an 15 Universitäten sowohl in Nordamerika als auch in Europa hat untersucht, ob die Farbdifferenzierung trainierbar ist und ob es einen geschlechtsspezifischen Unterschied gibt.

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Eine gute prothetische Versorgung steht und fällt abgesehen von der Funktion mit der Ästhetik. Die richtige Farbauswahl spielt hierbei eine wichtige Rolle. Nicht selten treten bei der Farbbestimmung Probleme auf, die sich erst nach Fertigstellung des Zahnersatzes zeigen. Die Erfahrung des Behandlers bietet offensichtlich keine ausreichende Grundlage für die sichere Farbbestimmung. So stellt sich die Frage, ob Zahnfarbdifferenzierung erlernbar und trainierbar ist.

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Zahnfarbdifferenzierung als Lernziel

Zahnfarbbestimmungen sind eher nur am Rande in die zahnmedizinische bzw. zahntechnische Ausbildung integriert, daher hat sich die prothetische Abteilung der Universität in Leipzig schon 2001 zur Aufgabe gestellt, die Zahnfarbdifferenzierung als Lernziel in die Studentenausbildung einzubinden. Die Farbbestimmung kann visuell oder mit Geräten erfolgen. Mit der Vita-Farbskala wird immer noch traditionell die Zahnfarbe bestimmt. Der Vitapan classical A1-D4 Farbschlüssel ist zwischenzeitlich durch den Toothguide 3D-Master ergänzt worden. Im Unterschied zu der klassischen Farbwahl (Vergleich natürlicher Zahn-Musterzahn) wird mit dem 3D-Master über die Helligkeit, die Farbintensität und den Farbton die Zahnfarbe bestimmt. Dieser analytische Ansatz erfordert Übung. Zur Beantwortung der Frage, ob das individuelle Zahnfarbdifferenzierungsvermögen geschult werden kann, hat die Universität Leipzig mit Unterstützung der Firma Vita Zahnfabrik für den vorklinischen Studentenkurs das Softwareübungsprogramm "Toothguide-Trainer" sowie die "Toothguide Training Box" entwickelt. Ansatz für das Lernkonzept ist die Erkenntnis, dass die Farbdifferenzierung auf dem Vergleich basiert. Vor dem Training wird die Farbbestimmung standardmäßig mit dem 3D-Master Farbring erfasst. Das Training erfolgt in 2 Stufen. Im 1. Übungsteil werden am Computerbildschirm die eingespeicherten Farbmuster vergleichend bewertet. Die Positiv/Negativ-Meldungen des Programms geben Aufschluss, ob die Farbbestimmung korrekt war. Da der Computer die natürliche Farbmorphologie des Zahns nur bedingt wiedergeben kann, wird im 2. Übungsschritt die Farbbestimmung an Originalkeramikmustern in der Trainingbox geschult. Das Vorher/Nachher-Ergebnis zeigt einen deutlichen Lerneffekt der Studenten.

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Farbdifferenzierung bei Frauen ausgeprägter?

In der Einführungsphase der beiden Training-Tools in Leipzig ergaben sich noch 2 weitere Aspekte: Es gibt offensichtlich ein Talent zur Farbdifferenzierung und dies scheint bei Frauen ausgeprägter als bei Männern zu sein. Eine mögliche Ursache wird darin gesehen, das die Rot-Grün-Sehschwäche bei Männern häufiger (ca. 9 %) als bei Frauen (ca. 0,5 %) auftritt.

Mit Unterstützung der Firma Vita Zahnfabrik wollten 15 Universitäten sowohl in Nordamerika als auch in Europa diese Beobachtungen näher untersuchen. 614 Probanden, 305 Frauen und 309 Männer, im Alter von 18-47 Jahren nahmen an der Studie teil, deren Ergebnis im Journal of Dentistry 37s (2009) e40-e44 veröffentlicht wurde. Alle Teilnehmer hatten dasselbe Basistraining mit dem Toothguide-Trainer und der Toothguide Training Box. Die Farbbestimmungen erfolgten nach dem Prinzip des Vita Toothguide 3D-Master (Helligkeit, Farbintensität, Farbton). Am Schluss wurden die Ergebnisse nach Geschlecht, Alter und Erfahrung aufbereitet. Die Studie bestätigte den geschlechtsspezifischen Unterschied in der Farbdifferenzierung. Es zeigte sich, dass die Frauen ein signifikant besseres Ergebnis erzielten. Weiterhin ließ sich der Auswertung entnehmen, dass nach dem Training mit den beiden Tools fast alle Probanden eine bessere Farbwahrnehmung erreichten, während das Alter und Praxiserfahrung ohne Training keine Auswirkung auf eine bessere Farbauswahl hatten.

Fazit: Für eine sichere Farbdifferenzierung ist ein Training mit der "Toothguide Training Box" empfehlenswert.

Dieser Beitrag ist entstanden mit freundlicher Unterstützung der

Vita Zahnfabrik, Bad Säckingen.

 
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