Das jährlich stattfindende Meeting der International Association for Dental Research-Continental
European Division (IADR-CED) hatte dieses Jahr München als Tagungsort gewählt. In
der Pressekonferenz, die im Vorfeld des Kongresses stattfand, nahmen Prof. Daniel
Edelhoff, München, Prof. Gottfried Schmalz, Regensburg, und Bärbel Kiene, Schweiz,
unter Moderation des Tagungspräsidenten Prof. Reinhard Hickel, München, Stellung zu
den aktuellen Themen.
v.l.: Prof. R. Hickel, B.Kiene, Prof. G. Schmalz, Prof. D. Edelhoff.
Zirkoniumdioxid hat sich als belastbarer Werkstoff inzwischen in der Zahnheilkunde
bewährt, sofern auf Indikation und Verarbeitung besondere Sorgfalt verwendet wird.
Edelhof empfahl daher nicht mehr als 2 Brückenglieder zu planen, CE-geprüfte Materialblöcke
zu verwenden sowie eine adhäsiv-chemische der konventionellen Befestigungstechnik
vorzuziehen.
Auf einen weiteren Schwerpunkt der Tagung ging Prof. Schmalz ein. Gesundheitsschäden
durch Werkstoffe ist nicht erst seit der Amalgam-Diskussion ein zunehmend heiß diskutiertes
Thema in der Zahnheilkunde. Die meisten Kunststoffe enthalten die Molekühlanteile
HEMA/TEGDMA, die für Allergien verantwortlich sein können. Im Allgemeinen sind Kunststoffe
gut verträglich, das allgemeine Risiko liegt bei ca. 2-3 %. Zur Bewertung des individuellen
Risikos ist eine gründliche Anamnese unabdingbar. Die neuen Kunststoffe auf Siloran-Basis
bieten hier neue Ansätze, das Allergierisiko zu minimieren.
Die Erosionen war das 3. große Thema der Pressekonferenz. Bärbel Kiene berichtete,
dass 30 % der Patienten Erosionen an den Zähnen zeigen, Tendenz steigend. Sie entstehen
durch direkte Einwirkung von Säuren, nicht durch Bakterien. Man unterscheidet zwischen
extrinsischen Säuren, die häufig aus sauren Nahrungsmitteln oder Getränken stammen,
und intrinsische Säuren. Die Magensäure (Reflux) gilt dafür als häufigste Ursache.
Da die Defekte irreversibel sind, kommt der Prophylaxe eine besondere Bedeutung zu.
Dieser Beitrag stellte die Überleitung zu dem anschließenden Gaba-Symposion mit dem
Thema "Erosion: can you fight it - Get the latest news on dental erosion" dar.
Prof. Peter Shellis, Großbritannien, erklärte, dass Therapie- und Präventionsstrategien
gegen Karies nicht auf Erosionen übertragen werden können. Prof. Adrian Lussi, Schweiz,
ging noch einmal auf die Diagnose und Risikofaktoren ein. Prof. Carolina Ganss, Gießen,
stellte abschließend neue präventive und therapeutische Strategien vor. Ein visueller
Screening-Index (BEWE = Basic Erosive Wear Examination), vorgestellt 2008 von Bartlett,
Lussi, Ganss, hilft bei der Beurteilung der Säureschäden und der individuellen Therapieplanung.
Im 1. Schritt müssen die Säurequellen identifiziert und beseitigt werden. Für den
Schutz der Zahnsubstanz sind Fluoride allein nicht ausreichend, da sie bei niedrigem
pH-Wert löslich sind. Notwendig sind Substanzen, die säureresistente Mineralablagerungen
wie einen Überzug auf der Zahnfläche bilden. Die Wirksamkeit der Kombination aus Zinnchlorid
und Aminfluorid (z. B. Elmex-Erosionsschutz) hat eine Studie an Schmelzproben belegt.
Im Vergleich zu Placeboproben konnte gezeigt werden, dass der Verlust der Schmelzsubstanz
nach einmal täglichem Spülen mit Zinnchlorid/Aminfluorid-Lösung um 67 % (vgl. 19 %
für Natriumfluorid) reduziert wird. Der Dentinverlust konnte in analogen Experimenten
ebenfalls signifikant um 47 % verringert werden.
Das große Interesse der Teilnehmer an dem Symposion hat die Aktualität an dem Thema
bestätigt. Lebensstil und Konsumverhalten haben neben der Karies ein weiteres "Krankheitsbild",
die Erosion zur Folge. Neben Aufklärung der Patienten und einem engmaschigem Recall
kann der Einsatz von Mundspüllösungen die Therapie in jedem Fall unterstützen.
Gi/ZWR