Der Klinikarzt 2009; 38(9): 372
DOI: 10.1055/s-0029-1241785
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Pflanzlicher Wirkstoff gegen Prostatakarzinom - Forscher untersuchen Phytoöstrogen aus Liliengewächs

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Publication Date:
28 September 2009 (online)

 
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Während Prostatakrebs in westlichen Gesellschaften eine der häufigsten Krebsarten bei Männern ist, spielt dieser Tumor in asiatischen Ländern wie China, Japan und Indien nur eine untergeordnete Rolle. "Die Ursache dafür liegt wahrscheinlich in der asiatisch geprägten Ernährung mit viel pflanzlicher Kost anstatt tierischer Eiweiße und Fette", erklärt PD Peter Burfeind vom Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Göttingen. Experten vermuten, dass die Krebs vermeidenden Effekte der Nahrung in erster Linie auf Pflanzeninhaltsstoffe mit schwach östrogenen Eigenschaften zurückzuführen sind. Diese Isoflavone haben ähnliche Eigenschaften wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen und werden daher auch als Phytoöstrogene bezeichnet.

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Extrakte aus Belamcanda chinensis hemmen Krebszellwachstum

Das Prostatakarzinom wächst bei fast allen Patienten hormonabhängig. Dabei stimuliert insbesondere das männliche Geschlechtshormon Testosteron das Krebswachstum. Östrogen, das ebenfalls in kleinen Mengen von den Hoden und im Fettgewebe produziert wird, fungiert als Gegenspieler des Testosterons und kann so auch das Wachstum von Tumorzellen bremsen. Bei der Entstehung eines Tumors der Prostata sind diese hormonabhängigen Signalwege aber in vielen Fällen gestört.

Die Göttinger Arbeitsgruppe hat nun ein Phytoöstrogen mit tumorspezifischer Wirkung identifiziert, das dort eingreift, wo das Östrogen das Zellwachstums beeinflusst: Das Isoflavon mit dem wissenschaftlichen Namen Tectorigenin bindet an die Zelloberfläche der Krebszellen und vermag so unter anderem modulierende Östrogen-Signalwege wiederherzustellen, die im Prostatakarzinom eine Tumor verhindernde Funktion einnehmen. Tectorigenin stammt aus der Wurzel des Liliengewächses Belamcanda chinensis. Diese Heilpflanze wird in der traditionellen chinesischen und koreanischen Medizin eingesetzt. Im Labor konnte bereits mit Extrakten aus Belamcanda chinensis das Wachstum von Krebszellen gehemmt und im Tiermodell die Ausbreitung eines Tumors verlangsamt werden. Bis zur Anwendung in klinischen Studien besteht jedoch noch weiterer Forschungsbedarf. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Forschungsprojekt mit 300 800 Euro.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft (idw)

 
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