ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2009; 118(9): 456
DOI: 10.1055/s-0029-1241756
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Intensivfluoridierung - Wirksamkeit wichtiger als der Geschmack

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Publication Date:
24 September 2009 (online)

 
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Wie die DMS IV zeigt, hat sich die Zahngesundheit in Deutschland deutlich verbessert. Dies ist vor allem auf die breite Anwendung von Fluoriden zurückzuführen. Die wachsende Erkenntnis über die Bedeutung des Fluorids bei Vorgängen der De- und Remineralisation an der Zahnoberfläche führte dazu, dass der lokalen Fluoridapplikation gegenüber der systemischen heute der Vorzug gegeben wird. Besonders effektiv sind hierbei die Aminfluoride, die in Zahnpasten, Gelen und Fluids zur Anwendung kommen. Mühlemann empfahl bereits 1960 die Anwendung von Aminfluoriden in der Zahnheilkunde. Die folgenden zahlreichen klinischen Studien zeigten, dass die kombinierte Anwendung von aminfluoridhaltigen Zahnpasten und elmex® gelée zur stärksten Kariesreduktion geführt haben.

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Worauf beruht die Wirksamkeit des Gels?

elmex® gelée ist ein hochkonzentriertes Fluoridgel mit 12 500 ppm Fluoridgehalt und enthält die Aminfluoride Olaflur und Dectaflur. Aufgrund ihrer speziellen Molekülstruktur sind die Aminfluoride besonders oberflächenaktiv. So gelangt das Fluorid dorthin, wo es gebraucht wird.

Der schwach saure pH-Wert, der zwischen 4,5 und 5 liegt, und die Oberflächenaktivität der Aminfluoride führen zur Bildung eines dauerhaften Fluoriddepots auf der Zahnoberfläche und zu einer erhöhten Fluoridaufnahme in den Zahnschmelz, wodurch die Remineralisation gefördert und die Demineralisation gehemmt wird.

Außerdem haben Aminfluoride eine antibakterielle Wirkung.

Bei der Anwendung des Gels empfiehlt es sich, 1-mal wöchentlich die Zähne 1-2 min lang mit ca. 1 cm des Gels zu bürsten. Anschließend sollte dann ausgespuckt werden. Während des Bürstens sollte nicht geschluckt und nach dem Bürsten leicht gespült werden. Daher ist diese Anwendung für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren geeignet.

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Wie wird der Geschmack beurteilt?

Geschmack ist sehr individuell. Direkte Umfragen dazu sind sehr subjektiv und deswegen schwer zu beurteilen. Diese Umfragen können außerdem keine Aussage zur Wirksamkeit des Arzneimittels treffen. Meine Erfahrungen aus der Anwendung in der Individual- und Gruppenprophylaxe über 30 Jahren zeigen aber eine sehr hohe Akzeptanz des Arzneimittels. Denn selbst den Kindern ist bewusst, dass die Wirkung wichtiger ist als der Geschmack.

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Für wen ist das Fluoridgel indiziert?

  • für Kinder und Jugendliche im Rahmen der Individual-Prophylaxe-Position 4

  • für Kinder in der Gruppenprophylaxe, insbesondere für die Betreuung von Kindern mit hohem Kariesrisiko

  • Fluoridierung im Rahmen der IP und PZR für alle Altersgruppen ab 6 Jahren

  • für die wöchentliche Intensivprophylaxe zu Hause ab 6 Jahren

  • bei Patienten mit kieferorthopädischen Apparaten

Im Rahmen der Gruppenprophylaxe besteht die Möglichkeit, für Gruppen mit hohem Kariesrisiko das regelmäßige Bürsten mit dem Gel bis zum 16. Lebensjahr durchzuführen. Es ist eine Chance, Prophylaxeverweigerer zu erreichen. Dies verdeutlichen verschiedene klinische Studien: Stokes et al. von der Universität Liverpool (GB) konnten in einer kontrollierten randomisierten Studie die hohe Wirksamkeit des Fluoridgels nachweisen. 1 075 12-13-jährige Schüler mit hohem Kariesrisiko putzten im Zeitraum von 2 Jahren mindestens 60-mal ihre Zähne mit dem Gel. Ansonsten bekamen sie, wie die Vergleichsgruppe, die Empfehlung, 2-mal täglich ihre Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta zu reinigen. Bei den Studienteilnehmern betrug die Kariesreduktion bezogen auf die Dentinkaries 29 % und war somit hoch signifikant.

Auch Madlena et al. konnten in ihrer klinischen Studie die hohe Wirksamkeit des Fluoridgels bei Jugendlichen mit hohem Kariesrisiko nachweisen. Die kombinierte Anwendung von elmex® Zahnpasta und elmex® gelée führte zu einer deutlichen Kariesreduktion bezogen auf die DMFS-Werte (38 % mit white spots und 34 % ohne white spots).

Borutta et al. haben 257 Erstklässlern von 6 Thüringer Schulen mit hoher Kariesrisikoeinstufung in einer 2-Jahres-Studie untersucht und ebenfalls die karieshemmende Wirkung des Gels beobachtet. Unter dem Einfluss der Intensivbetreuung konnte der Karieszuwachs auf einem akzeptablen Niveau gehalten werden, der mit dem von Nichtrisikokindern vergleichbar ist.

Auch aus dem Kanton Solothurn gibt es Untersuchungen aus 37 zufällig ausgewählten Gemeinden von 7-12-jährigen Schülern. Die Zahl der Zahnputzübungen mit dem Gel in den vorangegangenen Schuljahren zeigte einen Zusammenhang mit dem mittleren DMFT-Wert von 0,77 der Sechstklässler und trug eindeutig zum Erreichen des niedrigen Kariesbefalls bei.

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Ist das Gel für Kinder und Jugendliche erstattungsfähig?

Im Rahmen des IP-Programms nach § 22, SGB V ist die Verordnung von elmex® gelée 25 g (apothekenpflichtig) und elmex® gelée 38 g (verschreibungspflichtig) für die anspruchsberechtigten Kinder und Jugendlichen bis zum 18. Geburtstag weiterhin erstattungsfähig.

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Wie ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis?

Splieth und Fleßa (2008) verwiesen in ihrer Modellberechnung über die lebenslangen Kosten der Kariesbehandlung mit und ohne Fluoriden auf die hohe Rentabilität des Gebrauchs von Fluoriden.

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Fazit

In den vergangenen fast 40 Jahren hat sich gezeigt, dass die Anwendung des Fluoridgels einen großen Beitrag zur Verbesserung der Zahngesundheit bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen leisten konnte. Das Gel überzeugt durch seine Wirksamkeit und ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis.

OÄ Dr. Leonore Kleeberg

Dieser Beitrag ist entstanden mit freundlicher Unterstützung der

GABA GmbH, Lörrach.