Dialyse aktuell 2009; 13(7): 358
DOI: 10.1055/s-0029-1239646
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Dialysebeginn nach Myokardinfarkt - Hinauszögern hat keinen Vorteil

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Publication Date:
10 September 2009 (online)

 
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    Quelle: Coritsidis G, Sutariya D, Stern A et al. Does timing of dialysis in patients with ESRD and acute myocardial infarcts affect morbidity or mortality? Clin J Am Soc Nephrol 2009; 4: 1324–1330

    Thema: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die häufigste Todesursache bei niereninsuffizienten Patienten: Sogar Menschen mit milden Nierenerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko. Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz (CKD: "chronic kidney disease") sind besonders gefährdet, wenn sie einen Myokardinfarkt (MI) erlitten haben und sich wieder einer Dialysebehandlung unterziehen. Bisher war unklar, ob es nach einem MI für die Patienten sicherer ist, die Dialyse hinauszuzögern.

    Projekt: Um diese Wissenslücke zu füllen, führten George Coritsidis et al. eine retrospektive Analyse mit 131 Langzeit-Hämodialysepatienten durch, die einen Myokardinfarkt hatten und zwischen 1997 und 2005 in 3 Krankenhäuser in New York City (USA) aufgenommen wurden. Die Wissenschaftler teilten die Patienten in 3 Gruppen ein: Grundlage hierfür war die Zeitspanne zwischen den Herzsymptomen und der ersten Dialyse (weniger als 24 h, 24–48 h und mehr als 48 h).

    Ergebnis: Insgesamt starben 17 Patienten (13 %), von denen 10 (59 %) während ihrer ersten Dialyse entweder Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen hatten. Die Patienten aus den verschiedenen Gruppen waren hinsichtlich des kardiovaskulären Gesundheitsstatus vergleichbar. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Morbidität (26, 36 und 20 %) oder Mortalität (11, 18 und 13 %), trotz der Unterschiede in den zeitlichen Abständen zwischen Infarkt und Dialyse. Allerdings identifizierten die Forscher verschiedene Prädiktoren, die anzeigen könnten, welche Dialysepatienten ein besonders hohes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen haben. Diese sind bereits vorhandene Herzerkrankungen, hohe prädialytische Kaliumblutwerte, ein starker Abfall der Kaliumkonzentration im Blut nach der Dialyse und der APACHE-Score (APACHE: "Acute Physiology And Chronic Health Evaluation").

    Fazit: Wie die Studienlage besagt, hat die zeitliche Disposition der Dialysebehandlung keinen Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko. Wichtiger sind vielmehr der Kaliumstatus und der Gesundheitszustand des Patienten bei der Aufnahme. Da die Studie jedoch retrospektiv als auch klein war, können die Autoren keine klaren Empfehlungen geben.

    Key words: Myokardinfarkt – Dialyse – kardiovaskuläres Risiko – Kaliumblutwerte

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