Dialyse aktuell 2009; 13(7): 348-352
DOI: 10.1055/s-0029-1239637
Fachgesellschaften

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Phosphathaushalt und Ernährung

Regionale Fortbildung in Nalbach
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Publication Date:
10 September 2009 (online)

 
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Mehr als 150 Teilnehmer nahmen an der regionalen Fortbildung in Nalbach im Jakob-Ziegler-Haus teil. Die Veranstaltung war Bundesland übergreifend ausgelegt, sowohl aus dem Saarland wie auch aus Rheinland-Pfalz waren interessierte Zuhörer angereist. Selbst aus dem angrenzenden Herzogtum Luxemburg waren Gäste gekommen. Die jeweiligen Ländervertreter Albin Leidinger, Saarland bzw. Siegfried Tijunelis und Manfred Breit, Rheinland-Pfalz organisierten die Fortbildung und führten sie durch. Unterstützt und gesponsert wurde die Veranstaltung durch die Firma Shire Deutschland GmbH, vertreten durch Karl-Peter Wald. Die Vorträge der beiden Referenten deckten Themen rund um den Phosphathaushalt und die Ernährung ab.

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Siegfried Tijunelis bei der Registrierung und Vergabe von Informationsmaterial.

Zunächst begrüßte Albin Leidinger als Ländervertreter des Saarlandes die Zuhörer. In seinem Grußwort stellte er die Bedeutung der AfnP als Berufsverband mit seinen Aufgaben und Zielen, unter anderem der Förderung der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Nephrologie, vor. Danach begrüßte Karl-Peter Wald die Zuhörer auch im Namen der Firma Shire Deutschland GmbH. Albin Leidinger und Karl-Peter Wald moderierten im Anschluss an die Begrüßung die Veranstaltung.

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Sind hohes Phosphat und niedriges Vitamin D zu therapieren?

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PD Gunnar Heine, Homburg/Saar, referierte zum Thema "Hohes Phosphat und niedriges Vitamin D bei nierenkranken Menschen - therapierbare Risikofaktoren?". In einem interessanten und übersichtlichen Vortrag stellte Heine die Bedeutung der Nieren bei der Regulation des Kalzium-Phosphat-Haushaltes vor, ebenso die Störungen und Risiken, die sich bei kranken Nieren ergeben.

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So können Sie uns erreichen:

AfnP Geschäftsstelle

Käppelesweg 8; 89129 Langenau

Tel.: 0 73 45/2 29 33; Fax: 0 73 45/75 40

Email: info@afnp.de; Internet: www.afnp.de

Vorstand der AfnP e.V.

  • Marion Bundschu (1. Vorsitzende)

  • Hans-Martin Schröder (stellv. Vorsitzender)

  • Gabriele Steck (Schatzmeisterin)

  • Helga Damaschke (Schriftführerin)

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Erhöhte Phosphatwerte und Anstieg von PTH und FGF-23

Dialysepatienten haben gegenüber nierengesunden Menschen eine erhöhte Mortalität, die auf der höheren Rate kardiovaskulärer Ereignisse (Herzinfarkt, plötzlicher Herztod, Schlaganfall etc.) aufgrund einer beschleunigten Atherosklerose-Entwicklung beruht. Anders als bei Nierengesunden tragen nicht vor allem die klassischen Risikofaktoren (Hypertonie, Hypercholesterinämie, Rauchen, Diabetes mellitus) zu der beschleunigten Atherogenese bei. Vielmehr treten "nicht klassische" Risikofaktoren hinzu, zu denen neben Anämie und chronischer Inflammation vor allem Störungen im Kalzium-Phosphat-Stoffwechsel zählen.

Bei Nierengesunden steuern die Nieren die Phosphatspiegel im Körper, indem eine vermehrte Phosphatzufuhr mit der Nahrung zu einer erhöhten renalen Ausscheidung führt. Bei gering- bis mittelgradiger Niereninsuffizienz kann der Körper einen Anstieg der Phosphatwerte im Serum verhindern, indem vermehrt Hormone gebildet werden. Diese, vor allem PTH (Parathormon) und FGF-23 ("fibroblast growth factor 23"), bewirken eine beschleunigte renale Phosphatausscheidung und eine verminderte gastrointestinale Aufnahme.

Allerdings mündet ein Anstieg dieser Hormone zumindest indirekt in unerwünschten Effekten auf Herz und Gefäße, sodass die Kontrolle der Phosphatwerte langfristig nur für den Preis von Organschäden erkauft werden kann. Spätestens mit dem Beginn der Dialysepflichtigkeit erschöpfen sich die Möglichkeiten des Körpers, den Phosphatspiegel im Blut über vermehrte Bildung von PTH und FGF-23 stabil zu halten. Die erhöhten Phosphatwerte, die bei den meisten Dialysepatienten auftreten, müssen therapiert werden, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verhindern.

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Phosphatbinder reduzieren die Sterblichkeit

Nachdem bei ausgewogener, ausreichend eiweißhaltiger Nahrung eine orale Phosphatzufuhr von durchschnittlich 1 000 mg täglich unvermeidbar ist, mittels Standardhämodialyse jedoch wöchentlich nur 3-mal 1 000 mg Phosphat eliminiert werden können, sollen orale Phosphatbinder die Akkumulation von Phosphat durch die Hemmung der gastrointestinalen Aufnahme verhindern.

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Jakob-Ziegler-Haus

Wie aktuelle US-amerikanische Studien aufzeigen, mündet der frühzeitige Einsatz von Phosphatbindern für Dialysepatienten in einer verminderten Sterblichkeit. Während aluminiumhaltige Phosphatbinder aufgrund ihrer Nebenwirkungen (Anämie, Enzephalopathie, Osteopathie) inzwischen für den längerfristigen Einsatz obsolet sind, stehen als Phosphatsenker vor allem Kalziumsalze und die kalziumfreien Präparate Lanthanum und Sevelamer zur Verfügung. Beim Einsatz von kalziumfreien Phosphatbindern lässt sich das Voranschreiten von Gefäßverkalkungen offenbar effektiver verhindern. Inwieweit dieser Effekt in einer verminderten Sterblichkeit mündet, wird derzeit noch kontrovers diskutiert.

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Sind die Ernährung des Dialysepatienten und Genuss vereinbar?

Das Thema "Die Ernährung des Dialysepatienten - lassen sich Lebensfreude und Genuss damit vereinbaren?" stellte Jutta Schlichter, Saarbrücken, im Anschluss vor. Zu Beginn ihres Vortrages zeigte Schlichter zunächst unterschiedliche Ziele in der Ernährung aus medizinischer Sicht auf:

  • keine Überwässerung,

  • kein Katabolismus,

  • keine Hyperkaliämie und -phosphatämie,

  • ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen,

  • normale Blutzuckerwerte,

  • gute Blutfette,

  • normaler Blutdruck etc.

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Ernährung nach der LOGI-Methode

Die Ziele des Patienten lassen sich auf die Formel "gutes Essen = Lebensqualität" bringen. Dabei ging Schlichter auf die einzelnen Nährstoffe und ihre Verteilung näher ein.

Sie gab eine Empfehlung nach der LOGI-Methode (LOGI: "low glycamic and insulinemic diet"), einer Ernährungsmethode zur Förderung eines niedrigen Blutzucker- und Insulinwertes. Die LOGI-Methode sieht folgende Nährstoffzusammensetzung vor:

  • 30 % Kohlenhydrate

  • 20 % Eiweiß

  • 50 % Fett

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Albin Leidinger

geboren am 02.08.1959 in Wadern

Beruflicher Werdegang

  • Krankenpfleger, Fachkrankenpfleger für Nephrologie (DKG)

  • erste Dialysetätigkeit 1979 am Universitätsklinik Homburg

  • 1-jährige berufsbegleitende Fachweiterbildung in den Städtischen Kliniken Mannheim

  • Tätigkeit im Krankenhaus und in einer privaten Dialyseeinheit

Erster Kontakt zur AfnP

  • Teilnahme am Afnp-Symposium in Fulda im Jahr 1981

  • seit mehr als 20 Jahren Ländervertreter für das Saarland

Aufgabengebiete in der AfnP

  • Als Ländervertreter ist man in alle Tätigkeiten der AfnP involviert, insbesondere in die Vorbereitung und Durchführung des AfnP-Symposiums in Fulda und die regionalen Fortbildungen.

  • Mein besonderes Interesse gilt allen Themen, die sich mit der Qualifizierung des examinierten Pflegepersonals und der Pflegequalität beschäftigen.

Der Rest meiner Zeit gehört...

...meinem Privatleben.

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Praktische Tipps, um das Gelernte anzuwenden

Neben den neuesten Erkenntnissen zur optimalen Ernährung von Dialysepatienten ergänzte Jutta Schlichter ihren Vortrag durch praktische Hinweise und Tipps und erteilte Handlungsanweisungen, damit die Zuhörer das ein oder andere in ihrem Heimatzentrum ausprobieren und umsetzen können. Die anschließende Diskussion offenbarte hier noch großen Handlungsbedarf. Bei einem Imbiss im Anschluss an den "offiziellen" Teil diskutierten die Teilnehmer in kleineren Gruppen weiter, tauschten sich aus, frischten alte Bekanntschaften auf und schlossen neue.

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Großer Bedarf an Fortbildungen und aktiven Mitgliedern

Wie schon allein die hohe Besucherzahl an einem Nachmittag unter der Woche zeigt, besteht ein enormer Bedarf an Fortbildungen. Die AfnP muss als regionaler Anbieter solche Veranstaltungen daher weiterhin forciert anbieten. Den Zuhörern sollte aber auch klar geworden sein, dass sich solch fachlich sehr gute Vorträge auf Dauer nur ein großer Verband leisten kann. Die AfnP benötigt daher möglichst viele, vor allem aktive, Mitglieder.

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Eine kleine Stärkung tut gut.

Manfred Brett, Ländervertreter Rheinland-Pfalz

 
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Siegfried Tijunelis bei der Registrierung und Vergabe von Informationsmaterial.

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Jakob-Ziegler-Haus

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Eine kleine Stärkung tut gut.