Jährliche Höhepunkte der Zusammenarbeit der deutschen, österreichischen und schweizerischen
Gesellschaften für Ultraschall in der Medizin sind die Dreiländertreffen - das nächste
findet im Oktober in Salzburg statt. Darüber hinaus ist viel Arbeit im Hintergrund
erforderlich. Jährlich einmal treffen sich die Vorstände der 3 Gesellschaften, zuletzt
Anfang Mai 2009 auf Einladung unserer Schweizer Kollegen.
Regelmäßiges Thema ist natürlich der gemeinsame Kongress: Rückschau, Planung, gemeinsame
Zertifikate, und, natürlich, Finanzen. Auch an uns geht die Krise nicht vorbei: Unsere
Partner aus der Industrie haben unsere Kongresse stets mit unterstützt. Dass ihre
Valenzen hierfür inzwischen schmal sind, kann sich jeder denken. Wie können unsere
Kongresse unter diesem Vorzeichen künftig aussehen? Hier ist unsere Phantasie gefragt,
wie wir mit weniger Mitteln womöglich Veranstaltungen mit neuen Stärken und neuem
Charme machen können. Im Abschied vom Gewohnten liegt eine Chance.
Im übrigen haben alle 3 Gesellschaften ihre eigene Geschichte, Struktur und auch rechtliche
Stellung, so dass eine enge Abstimmung Not tut. So ist z.B. die SGUM direkt in das
Zulassungswesen eingebunden, einer Aufgabe, die in Deutschland den kassenärztlichen
Vereinigungen und in Österreich den Kammern als öffentlich-rechtlichen Körperschaften
vorbehalten ist - die DEGUM als wissenschaftliche Fachgesellschaft hat keine vergleichbaren
Befugnisse. In allen 3 Gesellschaften sind Kurssysteme historisch gewachsen - wer
seine Ausbildung im deutschsprachigen Ausland absolviert, wird nach der gegenseitigen
Anerkennung fragen. Man denke an die "Heimkehrer", die als Assistenten in der Schweiz
waren.
Dieses Thema ist nicht einfach, denn keiner der Gesellschaften steht es ohne weiteres
frei, die Maßstäbe zu interpretieren. Da wären zunächst die Kursleiter: Die Anerkennung
von Kursleitern aus den Nachbarländern fällt in die Zuständigkeit der Sektionen und
ggf. Arbeitskreise, welche die Voraussetzung für die Qualifikation eigenständig verabschiedet
haben. Diese sind gehalten, sich in nächster Zukunft abzustimmen. Schwieriger wird
es mit den Kursen: Die geforderte Stundenzahl und die Inhalte (z.B. Abdomenkurs einschließlich
oder ohne Schilddrüse bzw. Thorax) weichen erheblich voneinander ab. Alle 3 Gesellschaften
beabsichtigen, die Abdomenkurse wechselseitig anzuerkennen; bei vielen anderen Kursen
ist noch erhebliche Abstimmung in den Sektionen erforderlich. Aber um es klar zu sagen:
Mit der Anerkennung eines in der Schweiz absolvierten Kurses durch die DEGUM ist für
den Betreffenden wenig gewonnen, solange die Zahl der Kursstunden für eine Anerkennung
durch die KV nicht ausreicht. Nach aktuellem Stand ist dies nicht der Fall, denn die
Anforderungen in den Ultraschallvereinbarungen sind ehern. Für Deutsche, die beabsichtigen
nach einer Ausbildung in der Schweiz zurückzukehren, kann dies bedeuten, dass sie
hier weitere Kurse absolvieren müssen.
Eine weitere Entwicklung, die sich in allen drei Ländern abzuzeichnen beginnt, ist
die Sonografie durch nichtärztliches Personal. Wir haben allen Grund, uns diesem Trend
zu widersetzen, denn der Ultraschall ist, wie die klinische Untersuchung, eine originär
ärztliche Leistung und - mit Ausnahmen - nicht in ähnlicher Form standardisierbar
wie beispielsweise CT oder MRT. Auch ist nicht einzusehen, warum eine ärztliche Leistung
wie der Ultraschall auf Assistenzpersonal übertragen werden soll, und den Ärzten zugleich
nichtärztliche Aufgaben aufgebürdet werden: Kodieren, dokumentieren, Arztbriefe selbst
tippen...
Indes ist es mit bloßem Verneinen nicht getan, solange der von Ärzten durchgeführte
Ultraschall in der Breite qualitative Defizite hat, und die speziell ausgebildeten
"Sonographers" in angelsächsischen Ländern dem gegenübergestellt werden. Umso wichtiger
ist das Bemühen der DEGUM um eine breite und hohe Qualifikation in der Ärzteschaft.
Die Diskussion hat aber gerade erst begonnen, und alle 3 Gesellschaften sind gut beraten,
sich hieran wach und mit Realitätssinn zu beteiligen. Sevgi Tercanli (SGUM), E. Hafner
(ÖGUM) und Hans-Peter Weskott (DEGUM) werden sich hiermit längerfristig befassen.
Stefan Delorme, Heidelberg