Z Orthop Unfall 2009; 147(4): 409
DOI: 10.1055/s-0029-1237483
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Monosegmentale Spondylodese - Ventrale zervikale Platten - dynamisch oder winkelstabil?

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. August 2009 (online)

 
Inhaltsübersicht

Die ventrale monosegmentale Fusion nach zervikaler Diskektomie mit einem autologen trikortikalen Beckenkammspan und einer ventralen Platte ist etablierter Standard. Winkelstabile Implantate mit hoher Primärstabilität stehen in Konkurrenz zu dynamischen Plattendesigns, die ein kontrolliertes Gleiten der Schrauben in der Platte erlauben, wenn der Span nachsintert. Implant complications, fusion, loss of lordosis, and outcome after anterior cervical plating with dynamic or rigid plates: two-year results of a multi-centric, randomized, controlled study. Spine 2009; 34: 641-646

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Material und Methoden

Die 132 Patienten wurden in einer prospektiven randomisierten Multizenter-Studie (4 Kliniken) erfasst. 69 Patienten wurden mit der dynamischen ABC-Platte (Abb. [1]), 63 Patienten mit der winkelstabilen CSLP-Platte (Synthes, Umkirch) versorgt. Bei Entlassung, nach 3 und 6 Monaten und nach 2 Jahren erfolgten Nachuntersuchungen unter den Fragestellungen Implantatkomplikationen, Fusion, Lordoseverlust und klinische Resultate.

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Abb 1. Ventrale monosegmentale Spondylodese C5/C6 mit tricorticalem Beckenkammspan und dynamischer ABC-Platte (Fa. Aesculap -B. Braun, Tuttlingen) bei traumatischer discoligamentärer Instabilität (Quelle: Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universitätsklinik Rostock).

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Ergebnisse

4 Patienten mit winkelstabilen Platten zeigten implantatspezifische Komplikationen, keine derartigen Komplikationen traten bei den dynamischen Platten auf (p = 0,045). Die Fusionsgeschwindigkeit nach radiologischen Aspekten war in der dynamisch fixierten Gruppe schneller (p = 0,024).

Die definitiven Fusionsraten zeigten keinen Unterschied. Der segmentale Lordoseverlust betrug in der dynamisch fixierten Gruppe nach 2 Jahren 4,3 °, in der winkelstabilen Kontrollgruppe nur 0,7 ° (p = 0,003). Beim klinischen Outcome fanden sich keine wesentlichen Differenzen.

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Zusammenfassung

Ein dynamisches Design zervikaler Platten bietet den Vorteil geringerer Implantatkomplikationen und einer schnelleren Durchbauung. Der segmentale Lordoseverlust ist signifikant höher, schlägt sich aber nach 2 Jahren nicht im klinischen Outcome nieder. Die Autoren empfehlen daher den Einsatz dynamischer Platten, um die Rate implantatbedingter Revisionseingriffe zu senken.

Dr. Markus Beck

Abt. für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie

Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität RostockÂŒ

eMail: markus.beck@med.uni-rostock.de

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Kommentar

Die prospektiv-randomisiert angelegte Multizenterstudie konnte einen signifikant höheren Anteil an Implantatkomplikationen (Plattenbruch, Einbruch ins kaudale Bandscheibenfach, Schraubenausbruch) bei winkelstabilen zervikalen Implantaten in Kombination mit autologem Knochenersatz nachweisen. Rigide Implantate induzieren somit häufiger Revisionseingriffe.

Nachteil der dynamischen Platten war ein signifikant höherer Korrekturverlust der zervikalen Lordose im Lauf von 2 Jahren. Hatte der Korrekturverlust nach 2 Jahren noch keine Auswirkungen auf die klinischen Ergebnisse, bleibt unklar, welche klinische Relevanz der Korrekturverlust im Langzeitverlauf der Patienten hat.

Die Studie unterstreicht, dass die zunehmend den Markt erobernden winkelstabilen Implantate kein "Allheilmittel" und mit anderen Komplikationen verknüpft sind als konventionelle Plattensysteme. Gerade beim autologen Knochenersatz, der unter Last bekanntermaßen eine gewisse Sinterungstendenz erfährt, sind daher dynamische Implantate vorteilhaft.

Unter dem Aspekt einer dauerhaften Korrektur sind allerdings winkelstabile Implantate zu bevorzugen. Hier scheint sich eher eine Kombination mit Cages (PEEK, Titan) anzubieten.

Dr. Markus Beck

 
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Abb 1. Ventrale monosegmentale Spondylodese C5/C6 mit tricorticalem Beckenkammspan und dynamischer ABC-Platte (Fa. Aesculap -B. Braun, Tuttlingen) bei traumatischer discoligamentärer Instabilität (Quelle: Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universitätsklinik Rostock).