Dialyse aktuell 2009; 13(6): 330-332
DOI: 10.1055/s-0029-1237456
Forum der Industrie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Die Peritonealdialyse macht's möglich - Als Dialysepatient zu Fuß über die Alpen

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Publication Date:
03 August 2009 (online)

 
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Volker Blum ist insulinpflichtiger Diabetiker und aufgrund einer chronischen Niereninsuffizienz seit 4 Jahren dialysepflichtig. Anders als die Mehrheit der Dialysepatienten in Deutschland verwendet er jedoch die Peritonealdialyse, auch Bauchfelldialyse genannt.

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Zu Hause, am Arbeitsplatz und sogar auf der Reise dialysieren

Volker Blum beschreibt sein Verfahren sehr einfach: Das Bauchfell wird als körpereigenes Filterorgan zur Blutreinigung genutzt. Die Dialyselösung fließt über einen kleinen implantierten Katheter in die Bauchhöhle. Dort wandern Wasser und Giftstoffe aus dem Blut durch das Bauchfell in die Dialyselösung. Nach etwa 4-5 Stunden ist diese mit den auszuscheidenden Stoffen gesättigt und wird durch frische Lösung aus einem neuen Beutel ersetzt.

Aus seiner Sicht hat das viele Vorteile: Es ist unter Beachtung entsprechender Hygienemaßnahmen zu Hause, am Arbeitsplatz und sogar auf Reisen möglich. Die Bauchfelldialyse kommt durch die kontinuierliche Entgiftung der normalen Nierenfunktion sehr nahe. Der entscheidende Vorteil für ihn besteht aber darin, dass er während des Dialysevorgangs unabhängig von Geräten ist und sich frei bewegen kann. Es bietet dadurch mehr Flexibilität als die Hämodialyse.

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Die Alpenüberquerung ist selbst für trainierte Wanderer eine anspruchsvolle Tour.

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Was die Peritonealdialyse betrifft ist Deutschland "Entwicklungsland"

Entsprechend überzeugt ist Volker Blum von der Überlegenheit dieses Verfahrens. Und es macht ihn "wütend", dass in Deutschland immer noch zu wenige diese Art der Dialyse kennen: Schaut man sich die Patientenzahlen bei der Bauchfelldialyse an, dann ist Deutschland "im europäischen Vergleich Entwicklungsland", so Blum. Um die Vorteile "seiner" Peritonealdialyse zu unterstreichen und gleichzeitig auf das Thema aufmerksam zu machen, verwirklicht er daher ein ungewöhnliches Vorhaben: Im April und Mai 2009 überquerte er zu Fuß die Alpen.

Selbst unter trainierten Wanderern gilt diese Tour als anspruchsvoll. Umso größer ist die Leistung von Volker Blum zu bewerten, der auf eine lange Krankheitsgeschichte zurückblickt: Mit 13 Jahren zieht er sich beim Fußballspielen einen Kniescheibenbruch zu. Der Bruch wird jedoch nicht gleich erkannt und monatelang verschleppt. Erst ein halbes Jahr später wird die Verletzung festgestellt und behandelt. Bei einer der begleitenden Blutuntersuchungen wird ein Diabetes mellitus diagnostiziert. Mit den ersten Begleiterkrankungen seines Diabetes hat Volker Blum bereits seit seinem 30. Lebensjahr zu kämpfen. Im Mai 2005 schließlich diagnostizieren die Ärzte bei Volker Blum eine chronische Niereninsuffizienz. Seither ist der heute 41-jährige Münchner dialysepflichtig.

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Vorbereitung auf die Alpenüberquerung.

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Sich der Krankheit nicht geschlagen geben

Von seinem Arzt wird Volker Blum nach der Diagnosestellung über die beiden Dialyseverfahren Hämo- und Peritonealdialyse aufgeklärt und vor die Wahl gestellt. Er entscheidet sich für die Peritonealdialyse, da diese ihm und seiner Familie eine höhere Flexibilität im Alltag ermöglicht. Er ist auch heute noch davon überzeugt, dass er im Vergleich zu Hämodialysepatienten eine deutlich höhere Lebensqualität genießt: "Ich kann mein Leben fast unverändert führen. Ich kann meinen Beruf und meine Hobbys ausüben. Ich habe die Entscheidung für die Bauchfelldialyse nie bereut!"

Der geringe Bekanntheitsgrad der Peritonealdialyse - sogar unter Dialysepatienten - erstaunt ihn daher immer wieder. Seine Alpenüberquerung soll dies ändern und andere Betroffene und deren Familien darauf aufmerksam machen, dass es auch für sie unter Umständen eine Alternative zur Hämodialyse gibt.

Die Idee zu seinem Projekt reift in Volker Blum, als er Anfang 2007 ein Buch über das Thema "Alpenüberquerung zu Fuß" liest. Erst kurz zuvor hat er seinen Schwerbehindertenausweis erhalten, will sich aber der Krankheit nicht geschlagen geben. Statt zu resignieren, begibt sich Volker Blum auf seine ganz persönliche Mission. "Ich möchte mit dieser Alpenüberquerung anderen Betroffenen und Interessierten zeigen, dass das Leben auch mit der Diagnose "Dialyse" nicht vorbei sein muss!" Um sich vorzubereiten, unternimmt er mit seiner Frau regelmäßig Wanderungen in den Alpen, studiert Karten und spricht mit seinen Ärzten und einem Bergführer über den ehrgeizigen Plan.

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Der lange Weg zum Markusplatz in Venedig ...

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Mit viel Unterstützung konnte Volker Blum das ehrgeizige Projekt realisieren

Im April 2009 ist es dann soweit: Der 41-Jährige startete auf dem Münchener Marienplatz und wanderte auf dem "Goetheweg" bis nach Venedig. Mit 10 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken legt der Dialysepatient in 32 Tagen eine Distanz von 628 Kilometern und über 3 500 Höhenmetern zurück. Seine Frau begleitet ihn dabei im Wohnmobil, in dem Volker Blum während der Tour die Peritonealdialyse durchführt und Dialysat sowie Zubehör aufbewahrt.

Doch nicht nur von seiner Frau, auch von seinem Nephrologen bekommt der Dialysepatient Unterstützung: Als sich bei ihm während der Wanderung Wassereinlagerungen in den Füßen bildeten, reist sein Arzt ihm zur Behandlung sogar kurz entschlossen nach Italien hinterher. Das spezielle Dialysat zur Entwässerung wird zeitgleich von der Firma Baxter per Kurier zugestellt, sodass Volker Blum nach kurzer Ruhezeit wieder in der Lage ist, die Wanderung fortzusetzen. Um seinen straffen Zeitplan trotz der Zwangspause einhalten zu können, legt er die folgenden 3 Etappen mit dem Fahrrad zurück.

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... ist geschafft - endlich am Ziel.

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Lesen Sie im Internet-Tagebuch mehr über das ungewöhnliche Projekt

Trotz großer und kleiner Schwierigkeiten gelingt es Volker Blum, sein Vorhaben zu verwirklichen. Wie geplant erreicht er am 24. Mai 2009 den Markusplatz in Venedig. Über seine Eindrücke und Erlebnisse und die eine oder andere Blase berichtet Volker Blum während der Alpenüberquerung in seinem Internet-Tagebuch http://dialyseontherocks.wordpress.com/. Dort können Interessierte die lange Tour in kurzweiligen Beiträgen nachverfolgen und auch im Nachhinein den wackeren Wandersmann zu seiner ungewöhnlichen Leistung beglückwünschen.

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Baxter Deutschland GmbH, Unterschleißheim.

Die Beitragsinhalte, stammen von der Baxter Deutschland GmbH, Unterschleißheim.

 
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Die Alpenüberquerung ist selbst für trainierte Wanderer eine anspruchsvolle Tour.

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Vorbereitung auf die Alpenüberquerung.

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Der lange Weg zum Markusplatz in Venedig ...

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... ist geschafft - endlich am Ziel.