Dialyse aktuell 2009; 13(6): 290
DOI: 10.1055/s-0029-1235814
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Nächtliche Langzeitdialyse - Eine lohnende Alternative zur konventionellen Tagdialyse

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Publication Date:
03 August 2009 (online)

 
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    Quelle: Powell JR, Oluwaseun O, Woo YM et al. Ten years experience of in-center thrice weekly long overnight hemodialysis. Clin J Am Soc Nephrol 2009; 4: 1097-1101

    Thema: Wie lange sollte eine Hämodialysesitzung optimalerweise dauern und wie oft sollten Nierenpatienten dialysieren? Darüber gibt es bislang keinen Konsens. Wie einige bisher veröffentlichte Studien zeigen, hat eine längere Dialysedauer Vorteile für den Patienten: Sie ist mit einer geringeren Morbidität und Mortalität assoziiert. Aufgrund knapper Ressourcen können allerdings nur wenige Zentren den Patienten die Möglichkeit einer verlängerten Dialyse zur Verfügung stellen. Das "Western Infirmary"-Krankenhaus in Glasgow (Schottland) bietet seinen Patienten seit 1998 3-mal in der Woche eine nächtliche, 6-7-stündige Langzeitdialyse an.

    Projekt: Dr. Joanna Ruth Powell und ihre Kollegen untersuchten in der auf 10 Jahre ausgelegten Studie, welche Auswirkungen eine nächtliche Langzeitdialyse auf Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz hat. Hierfür identifizierten die Wissenschaftler zunächst 146 Patienten, die mindestens 3 aufeinanderfolgende Langzeitdialysesessions absolviert hatten. In einer Untergruppe mit Patienten, die mindestens 1 Jahr die Nachtdialyse nutzten, erhoben Powell et al. verschiedene Parameter (Clearance für niedermolekulare Substanzen, Hyperphosphatanämie, Anämie und prädialytischer Blutdruck). Sie verglichen die Werte mit einer Kontrollgruppe aus Hämodialysepatienten, die konventionell dialysierten (4-5 Stunden tagsüber) und adjustierten die Ergebnisse bezüglich Geschlecht, Alter und Diabeteserkrankung.

    Ergebnis: Das Durchschnittsalter der Teilnehmer war zu Beginn der nächtlichen Langzeitdialyse 51,8 Jahre. 74,7 % der Patienten begannen mit einer funktionierenden arteriovenösen Fistel. Im Mittel blieben die Teilnehmer 1,6 Jahre bei der Nachtdialyse. Von denjenigen, die nicht mehr an der Langzeitdialyse teilnahmen, kehrte nur 1 Drittel zur konventionellen Dialysedauer zurück.

    Im Vergleich hatte die Nachtdialysegruppe eine erhöhte Harnstoffreduktionsrate ("urea reduction ratio", URR) und verbesserte Hämoglobinwerte mit einem tendenziell niedrigeren Durchschnitts-Erythropoietin-Index. Die nächtlich dialysierenden Patienten nahmen außerdem im Vergleich zu den Tagdialysepatienten weniger Phosphatbinder ein, die Serumphosphatwerte, der Blutdruck und die Zahl der verschriebenen Antihypertensiva unterschieden sich jedoch nicht.

    Fazit: Die nächtliche Langzeitdialyse ist eine von den Patienten gut tolerierte Hämodialyseoption, die mit einer höheren URR und einer verbesserten Anämiekontrolle einhergeht.

    Key words: nächtliche Langzeitdialyse - Hämodialysedauer - "urea reduction ratio" (URR) - Anämiekontrolle - terminale Niereninsuffizienz