Hintergrund: In der Steno–2–Studie ließ sich durch die Behandlung von Bluthochdruck sowie Fettstoffwechsel–
und Gerinnungsstörungen bei Typ–2–Diabetikern mit Mikroalbuminurie die Inzidenz mikro–
und makrovaskulärer Folgeerkrankungen signifikant senken. In der „Diabetes in Germany”
(DIG)–Studie wurde die Behandlung in Deutschland überprüft.
Methoden: Von den 238 teilnehmenden Hausärzten und Diabetologen wurden 4020 Typ–2–Diabetiker
im Alter zwischen 35 und 80 Jahren in die Studie eingeschlossen. Am Studienende nach
durchschnittlich 3,7 Jahren konnten die Daten von 2914 Patienten ausgewertet werden.
Während des Beobachtungszeitraumes in den Jahren 2002–2007 wurde das Disease Management
Programm (DMP) Diabetes mellitus Typ 2 eingeführt. Entsprechend der zum damaligen
Zeitpunkt aktuellen Praxisleitlinien der Deutschen Diabetes–Gesellschaft (DDG) waren
die Behandlungsziele wie folgt definiert: HbA1c–Wert ≤ 6,5 %, Blutdruck ≤ 130/85 mmHg, LDL–Cholesterin < 100 mg/dl, HDL–Cholesterin
> 35 mg/dl bei Männern sowie > 43 mg/dl bei Frauen und Triglyzeride < 149 mg/dl.
Ergebnisse: Zu Studienbeginn waren die Teilnehmer im Mittel etwa 61 Jahre alt und litten durchschnittlich
8,5 Jahre an Diabetes. Der mittlere HbA1c–Wert stieg im Studienverlauf signifikant von durchschnittlich 6,98 auf 7,03 %. Den
Ziel–HbA1c–Wert von unter 6,5 % erreichten 42,9 vs. 36,9 %. Dagegen sank der mittlere Blutdruck
signifikant von 139,3/80,0 mmHg auf 137,3/79,9 mmHg, das heißt nur 24,1 vs. 27,0 %
erreichten den Zielwert von unter 130/85 mmHg. Das mittlere LDL–Cholsterin verbesserte
sich von 125 mg/dl auf 113 mg/dl; p < 0,01 und die mittleren Triglyzerid–Werte von
195 mg/dl auf 182 mg/dl. Der Body–Mass–Index stieg im Verlauf von durchschnittlich
30,69 auf 31,01 kg/m2. Während zu Studienbeginn 27,4 % der Patienten ein Statin erhielten, stieg der Anteil
bis zum Studienende auf 40 %. Ähnlich verhielt es sich mit der Zahl der Verordnungen
von Acetylsalicylsäure (25,2 vs. 31,6 %) und Clopidogrel (4,9 vs. 7,3 %). Ebenso
stieg die Zahl der Patienten, bei denen der Bluthochdruck mit 3 oder mehr Antihypertensiva
behandelt wurde. Wie erwartet waren am Studienende auch mehr Patienten auf Insulin
eingestellt. Innerhalb des 4–jährigen Untersuchungszeitraumes sank die Zahl der Raucher
von 14,5 auf 11,2 %.
Folgerung: Im Rahmen der DIG–Studie konnten im internationalen Vergleich zwar akzeptable Blutglukosespiegel
erreicht werden, dennoch stieg der HbA1c–Wert im Studienverlauf signifikant an. Weit weniger als die Hälfte der Studienteilnehmer
erreichte die angestrebten Zielwerte für Blutdruck und Blutlipide. Im internationalen
Vergleich liegt Deutschland hier deutlich zurück. Allerdings wurde im Verlauf der
Studie die Therapie mit Antihypertensiva, Statinen und Thrombozytenaggregationshemmern
deutlich intensiviert.