Der Klinikarzt 2009; 38(6): 266
DOI: 10.1055/s-0029-1233400
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Interdisziplinäres Telemedizinprojekt "TASC" - Schnelle Hilfe für Schlaganfallpatienten

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Juni 2009 (online)

 
Inhaltsübersicht

Eine effektive Akuttherapie bei Schlaganfall kann nur in einem sehr engen Zeitfenster von 3 Stunden nach Krankheitsbeginn und nur bei einer bestimmten Art des Schlaganfalls angewandt werden. In diesen 3 Stunden muss der Schlaganfall als solcher erkannt werden, die Rettung und der Transport zur richtigen Klinik erfolgen, eine Vielzahl von Entscheidungen getroffen sowie Anamnesen gestellt und Untersuchungsbefunde erhoben werden. Dieser Zeitrahmen lässt keinen Platz für Verzögerungen oder Fehlentscheidungen. In Regionen ohne Schlaganfallspezialisten ist die Einhaltung des 3-Stunden-Zeitfensters derzeitig fast unmöglich. Durch den Einsatz der Telemedizin kann diese Situation effektiv verbessert werden.

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Problem: Einhaltung des 3-Stunden-Zeitfensters

Um Schlaganfälle künftig über große Distanzen hinweg telemedizinisch zu diagnostizieren und die Behandlung zu unterstützen, arbeiten Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität seit Juni 2009 fachübergreifend an tragfähigen Geschäftsmodellen und hochmoderner Telemedizintechnik im Rahmen des Projekts TASC - Telemedical Acute Stroke Care. Insgesamt 5 Kliniken des Landes werden telemedizinisch an das Universitätsklinikum Magdeburg angebunden, die Versorgung von Schlaganfallpatienten kann somit vor allem in ländlichen Gebieten deutlich verbessert werden.

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Ziel: Skalierbare und kosteneffektive Telemedizin-Infrastrukturlösung

Der Fokus der im Markt etablierten Netzwerke liegt meist auf der Verbesserung der Versorgungsqualität, die Wirtschaftlichkeit der Netzwerke und die Effizienz der eingesetzten Telemedizintechnik wurde dabei jedoch häufig vernachlässigt. Daher verfolgen die TASC-Mitarbeiter - 2 Neurologen, 4 Ingenieure und 4 Wirtschaftswissenschaftler - die Entwicklung einer skalierbaren und kosteneffektiven Telemedizin-Infrastrukturlösung. Der erste Schritt soll der Aufbau eines telemedizinischen "Freifeld-Labors" sein. Bereits Ende letzten Jahres wurden die Kliniken Halberstadt und Stendal mit diagnosetauglicher Videokonferenztechnik ausgestattet und darüber mit dem Universitätsklinikum Magdeburg verbunden. Über 30 Patienten konnten seitdem schon telemedizinisch versorgt werden. Nun werden 3 weitere Kliniken an dieses Netzwerk angeschlossen, um eine realistische Testumgebung für Entwicklungen zu schaffen.

Das Vorhaben wird gemeinsam von dem Lehrstuhl Medizinische Telematik und Medizintechnik (Prof. Dr. Georg Rose), der Klinik für Neurologie (Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze und PD Dr. Michael Görtler) und dem Institut für Neuroradiologie (Prof. Dr. Martin Skalej) unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Raith vom Interaktionszentrum Entrepreneurship realisiert. Gefördert wird die TASC-Force über die nächsten 2 Jahre mit 1,47 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des neuen Programms "Forschung für den Markt im Team", kurz ForMaT.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft (idw)