Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2009; 16(2): 58
DOI: 10.1055/s-0029-1225448
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Lebensmittelinfektion - Chagas-Krankheit in Südamerika

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Publication Date:
08 June 2009 (online)

 
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Im Bundesstaat Vargas im Norden Venezuelas kam es Ende März zu einem Ausbruch der Chagas-Krankheit. Hierbei erkrankten 47 Schüler sowie 3 Lehrer einer Schule der Stadt Chichiriviche de la Costa. Drei der Kinder verstarben an den Folgen der Infektion. Bereits im Dezember und Januar gab es in der nordostkolumbianischen Provinz Santander aufgrund der Chagas-Krankheit 2 Todesopfer zu beklagen. Mindestens 7 weitere Personen waren hier erkrankt.

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Durch Kratzen wird Erreger in die Haut eingerieben

Der Erreger der Chagas-Krankheit (der einzellige Parasit Trypanosoma cruzi) wird in der Regel direkt durch Raubwanzen (Reduviidae) der Unterfamilie Triatominae übertragen: Diese Wanzen ernähren sich vom Blut von Säugetieren, Vögeln oder Reptilien, die gestochen werden, während sie schlafen. Die Übertragung von Trypanosoma cruzi erfolgt allerdings nicht durch den Stich selbst, sondern in der Regel erst durch das Kratzen der Opfer, die dabei den während des Stichs abgesetzten, erregerhaltigen Kot der Raubwanzen in die Wunde einreiben. Seltener dringen die Erreger aus dem Wanzenkot auch selbständig durch Schleimhäute (z. B. im Auge) in den Menschen ein.

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Abb. 1 Die Chagas-Krankheit kann durch verschiedene Arten der Raubwanzen (Reduviidae) übertragen werden. Hauptvektor ist die hier abgebildete Triatoma infestans, da diese Art an das Leben in unmittelbarer Umgebung des Menschen angepasst ist. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 2538

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Abb. 2 Erreger der Chagas-Krankheit ist der einzellige Parasit Trypanosoma cruzi. Verbreitet ist er in Süd- und Mittelamerika von Mexiko bis zum südlichen Argentinien. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 545

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Kontaminierter Guavensaft war der Auslöser

Bei den beiden hier berichteten Ausbrüchen jedoch scheint es sich um Infektionen durch den Verzehr kontaminierter Nahrungsmittel zu handeln. So wurde für den Ausbruch in Venezuela kontaminierter Guavensaft als Infektionsquelle angegeben. In letzter Zeit werden in Amerika vermehrt durch Lebensmittel hervorgerufene Infektionen mit der Chagas-Krankheit gemeldet. Allerdings bleibt dabei unklar, ob tatsächlich die Zahl der Lebensmittelinfektionen zugenommen hat, oder ob nun lediglich die Infektionsquelle genauer untersucht wird. Häufig werden nach Lebensmittelinfektionen eine erhöhte Morbidität und ungewöhnliche klinische Manifestationen der Krankheit berichtet.

Dr. Raymund Lösch und Dipl.-Biol. Unn Klare, Bad Doberan

Quelle: promed

 
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Abb. 1 Die Chagas-Krankheit kann durch verschiedene Arten der Raubwanzen (Reduviidae) übertragen werden. Hauptvektor ist die hier abgebildete Triatoma infestans, da diese Art an das Leben in unmittelbarer Umgebung des Menschen angepasst ist. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 2538

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Abb. 2 Erreger der Chagas-Krankheit ist der einzellige Parasit Trypanosoma cruzi. Verbreitet ist er in Süd- und Mittelamerika von Mexiko bis zum südlichen Argentinien. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 545