Laryngorhinootologie 2009; 88(11): 729-731
DOI: 10.1055/s-0029-1225371
Der interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Vagusneurinom als Differenzialdiagnose einer zervikalen Raumforderung: Falldemonstration

Vagus Neurinoma as a Differential Diagnose of a Cervical Tumor: Report of a caseK. Mantsopoulos, G. Psychogios, A. Hartmann, M. Koch, C. Alexiou Erlangen
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Publication Date:
28 July 2009 (online)

Fallbeschreibung

Eine 58-jährige Patientin stellte sich zur weiteren Abklärung einer seit 2 Monaten bestehenden Dysphagie mit Druckgefühl rechts zervikal in unserer Klinik vor. Anamnestisch war eine Neurofibromatose und ein Z. n. Pankreaskarzinoid bekannt. Eine Erkrankung der Halswirbelsäule wurde durch eine externe orthopädische Untersuchung ausgeschlossen. Bei der sonografischen Untersuchung stellte sich in der Regio IV rechts zervikal ventral eine ovale, scharf begrenzte, echoarme, homogene, zwischen der Arteria Carotis communis und der Vena jugularis interna gelegene Raumforderung mit einer Größe von 13 x 10 x 24 mm dar ([Abb. 1]). In der Ultraschalluntersuchung konnten keine Hiluszeichen gesehen werden. Nebenbefundlich zeigten sich diffuse noduläre Parenchymveränderungen in der Schilddrüse, die den sonografischen Verdacht auf eine Struma diffusa ergaben. Zur weiteren Abklärung wurden bei der Patientin eine diagnostische Exstirpation der zervikalen Raumforderung und eine Panendoskopie durchgeführt. Intraoperativ zeigte sich, dass die beschriebene Raumforderung genau zwischen der Arteria Carotis communis und der Vena jugularis interna lag und am N. Vagus adhärent war ([Abb. 2]). Die Raumforderung konnte in toto unter Schonung des N. Vagus entfernt werden ([Abb. 3], [4]). Die in gleicher Sitzung durchgeführte panendoskopische Untersuchung ergab einen unauffälligen Befund. Die histomorphologische Untersuchung ergab eine Tumorformation mit wirbeliger Anordnung der spindelkernigen Tumorzellen, zahlreichen Blutgefässen, Kollagenzügen und Nervenfasern. Weiterhin fanden sich im Präparat wirbelige Abschnitte, die den Eindruck eines Psammomkörpers vermittelten ([Abb. 5]). Zur Ergänzung der histopathologischen Untersuchung wurden immunhistochemische Färbungen durchgeführt. Dabei zeigte sich eine Negativität für EMA (Epithelial Membrane Antigen) und eine kräftige zytoplasmatische und kernständige Expression des neurogenen Markers S100 in den meisten Tumorzellen ([Abb. 6]). Die histopathologische Untersuchung ergab die Diagnose eines Schwannoms. Postoperativ wurde eine stroboskopische Untersuchung durchgeführt, die keinen Hinweis auf eine Stimmlippenparese ergab.

Abb. 1 Längschnitt: Darstellung der Raumforderung (RF) ventral der A. carotis communis (ACC).

Abb. 2 Intraoperativer Situs des rechten Halses (ACC: Arteria Carotis Communis, VJI: Vena Jugularis Interna, TU: Tumor).

Abb. 3 Entferntes Vagusneurinom.

Abb. 4 Operativer Situs des rechten Halses nach Exstirpation der Raumforderung (ACC: Arteria Carotis Communis, VJI: Vena Jugularis Interna).

Abb. 5 Tumorzellen mit spindelförmigen spitz zulaufenden Zellkernen in einem kollagenreichen Stroma.

Abb. 6 Kräftige zytoplasmatische und kernständige Expression (blau) des neurogenen Markers Protein S100 in den meisten Tumorzellen.

Hinweis:
Geänderte Version vom 13.8.2009: Die Autorennennung Mantsopoulos K, Psychogios G, Hartmann A, Koch M, Alexiou C; Erlangen wurde korrigiert.

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