Dialyse aktuell 2009; 13(4): 188
DOI: 10.1055/s-0029-1224883
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Nierentransplantation bei Kindern und Jugendlichen - Auch ohne Kortison kein erhöhtes Abstoßungsrisiko

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Publication Date:
19 May 2009 (online)

 
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Das Risiko für die Abstoßung einer Spenderniere ist bei Kindern und Jugendlichen nicht erhöht, wenn sie 1 Jahr nach der Transplantation die Behandlung mit Kortisonpräparaten abbrechen. Die Aussage gilt vor allem für Patienten, die von vornherein eine gute Prognose für eine mögliche Abstoßung hatten. Dies schlossen Wissenschaftler um Prof. Burkhard Tönshoff, Heidelberg, aus den 1-Jahres-Ergebnissen ihrer Studie [1]. Die Kortisontherapie abzusetzen bringt viele Vorteile, da das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt, sich Blutdruck- und Blutzuckerwerte verbessern und die Patienten wieder normal wachsen.

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Kortisonpräparate haben viele Nebenwirkungen

Das Immunsystem des Empfängers erkennt Spenderorgane als fremd und zerstört sie, wenn keine gezielte Therapie angewandt wird. Diese Immunsuppression mit Medikamenten ist zwar effektiv und bewirkt, dass nach 5 Jahren noch zirka 80 % der gespendeten Nieren funktionieren, aber sie ist auch mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden.

Die Therapie beinhaltet normalerweise eine 3-fache Immunsuppression, wobei eines der Präparate auf Kortison basiert. Bei Kindern und Jugendlichen sind die Nebenwirkungen des Wirkstoffs besonders stark ausgeprägt:

  • Bluthochdruck, worauf häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen folgen

  • Wachstumshemmungen

  • Beeinträchtigung des Fettstoffwechsels, was zur Gewichtszunahme führt

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Erste Studie zu Abstoßungsrisiko von Spendernieren ohne Kortisontherapie

Daher stellen viele Zentren, die transplantierte Kinder betreuen, die Immunsuppression nach einer bestimmten Zeit auf eine Behandlung ohne Steroide um. Erstmals untersuchten die Heidelberger Forscher nun, ob dies das Abstoßungsrisiko von Spendernieren erhöht.

Die derzeit noch laufende prospektive Studie schließt 42 Patienten zwischen 3 und 17 Jahren aus ganz Deutschland ein. Die Studienteilnehmer waren nur Patienten ohne erhöhtes Abstoßungsrisiko, die also seit der Transplantation keine vermehrten Abstoßungsreaktionen gezeigt hatten und die andere immunsuppressive Medikamente (Cyclosporin A und Mykophenolatmofetil) gut vertrugen. Die Kortisonpräparate wurden 1-2 Jahre nach der Transplantation abgesetzt.

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Immunsuppression ohne Steroide erhöht Abstoßungsrisiko nicht

Zwischen den Studienteilnehmern, die eine Immunsuppression ohne Kortison erhielten, und der Kontrollgruppe bestanden erhebliche Unterschiede: Die Patienten, die kein Kortison bekamen, wuchsen schneller, hatten bessere Blutwerte und benötigten weniger blutdrucksenkende Mittel. In der Kontrollgruppe verschlechterten sich die Parameter dagegen weiter.

Bei der Organfunktion der Spendernieren, der Infektanzahl und den Abstoßungsreaktionen gab es jedoch keine Unterschiede. Daher stellt das Universitätsklinikum Heidelberg inzwischen standardmäßig auf eine Immunsuppression ohne Steroide um, wo es der Zustand des Patienten zulässt. "Ist das Risiko einer Organabstoßung hoch oder sind bereits Abstoßungsreaktionen aufgetreten, sollten die Patienten weiterhin Steroide einnehmen", empfiehlt Tönshoff.

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Bild: Family Moments

Quelle: Pressemeldung "Auch ohne Kortison kein erhöhtes Risiko einer Abstoßung der Spenderniere", Universitätsklinikum Heidelberg

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Literatur

  • 01 Höcker B . Weber LT . Feneberg R . et al . Prospective, randomized trial on late steroid withdrawal in pediatric renal transplant recipients under cyclosporine microemulsion and mycophenolate mofetil.  Transplantation. 2009;  87 934-941
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Literatur

  • 01 Höcker B . Weber LT . Feneberg R . et al . Prospective, randomized trial on late steroid withdrawal in pediatric renal transplant recipients under cyclosporine microemulsion and mycophenolate mofetil.  Transplantation. 2009;  87 934-941
 
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Bild: Family Moments