Dialyse aktuell 2009; 13(5): 234-237
DOI: 10.1055/s-0029-1224846
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Tipps für den Alltag

Ernährung nach einer Nierentransplantation
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Publication Date:
23 June 2009 (online)

 
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In vielen Dialysepraxen werden ehemalige Dialysepatienten nach der Nierentransplantation weiter betreut. Dialyseschwestern und Arzthelferinnen sind daher für Nierentransplantierte Ansprechpartner in vielen kleinen Dingen des neuen Alltags, wie etwa einer adäquaten Ernährung. Sind Transplantierte nicht gut informiert, kann dies schwere Komplikationen zur Folge haben.

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Keimarmut der Nahrung ist essenziell

Das wichtigste Kriterium bei der Ernährung transplantierter Patienten ist die Keimarmut der Nahrung und der Gegenstände, die mit der Nahrung in Berührung kommen. Immunsuppressiva setzen die körpereigene Abwehr transplantierter Patienten herab. Auch primär nicht pathogene Keime können daher zu schweren Infektionen führen.

Grundsätzlich dürfen Transplantierte alles essen. Wichtig ist hierbei jedoch die Frage nach der Auf- bzw. Zubereitung der Nahrungsmittel. Vor allem eine mögliche Keimbelastung der Lebensmittel ist gefährlich. In Tabelle [1] sind die häufigsten "Stolpersteine" aufgeführt. Je höher die vermutete Keimbelastung eines Lebensmittels ist, umso besser muss es geschält und/oder gegart werden. Hierbei sind alle Garungsarten möglich. Werden Speisen allerdings lange warmgehalten, findet eine Keimvermehrung statt.

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Tab. 1 Transplantierte Patienten dürfen alles essen, wegen der Immunsuppression sind aber einige Einschränkungen nötig.

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Verwendete Utensilien sollten kratzfeste Oberflächen haben

Geschirr, Besteck und Gegenstände mit Oberflächen, die leicht zerkratzen (z. B. Holz oder weicher Kunststoff), sollten Transplantierte meiden. Plastikbehälter oder -gegenstände sollten nur genutzt werden, wenn sie keine Kratzspuren aufweisen. In den Kratzrillen setzen sich Keime fest, die auf Lebensmittel übertragen werden. Zu empfehlen sind harter Kunststoff, Porzellan oder Glas. Käse oder Wurst kann auch auf einem Teller gelagert werden, der mit einer Plastiktüte überzogen wird. Plastiktüten sollten nicht wieder verwendet und Arbeitsgeräte sowie Arbeitflächen sauber gehalten werden.

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Ein Brotkasten ist ungünstig

Nach Möglichkeit sollte Brot in Plastiktüten aufbewahrt werden, ein Brotkasten ist ungünstig. Den typischen Brotkastengeruch rufen Schimmelpilze hervor, die in der Oberfläche des Brotkastens nisten. Wird frisches Brot hineingelegt, ist es bald darauf mit Schimmelpilzen bedeckt. Verwenden Transplantierte trotzdem einen Brotkasten, sollte er immer, wenn frisches Brot hineingelegt wird (mindestens aber einmal wöchentlich) desinfizierend ausgewischt werden. Hierfür ist zum Beispiel eine Essiglösung geeignet. Ein Kompromiss könnte sein, das Brot im Brotkasten in eine Plastiktüte zu stecken.

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Auf Kühlung achten und Gebrauchsgegenstände häufig wechseln

Frischwaren sollten nach dem Einkauf in geeignete Behältnisse umgepackt und im Kühlschrank gelagert werden. Wurst, Fleisch, Eier und Käse sollten immer gekühlt aufbewahrt werden. Die Kühlkette darf nicht unterbrochen werden. Tiefkühlprodukte sollten vor dem Garen nicht auftauen: Während des Auftauprozesses vermehren sich Keime auf der Oberfläche des Produktes. Handtücher, Geschirrtücher und Lappen, die in der Küche verwendet werden, sollten Transplantierte regelmäßig wechseln und immer bei 90 °C waschen. Topfkratzer und Bürsten müssen ebenfalls häufig gewechselt und/oder ausgekocht werden. Bürsten, mit denen Gemüse oder Obst gereinigt wird, sollten nicht zum Abbürsten von Geschirr verwendet werden.

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Möglichst kein Haustier halten und verdorbene Lebensmittel wegwerfen

Wenn transplantierte Patienten entgegen der allgemeinen Empfehlungen ein Haustier halten, so müssen sie folgende Hinweise beachten: Geschirr, Abwaschlappen, Tücher etc., die für das Haustier verwendet werden, dürfen niemals für Transplantierte genutzt werden. Esswaren, die Pilzspuren aufweisen, müssen sofort vernichtet werden und alles, was damit in Berührung kam, sollte heiß abgewaschen und desinfiziert werden (mit Desinfektionstüchern oder Essiglösung). Obst mit faulen Stellen sollten Transplantierte wegwerfen. Sie sollten außerdem niemals Lebensmittel essen, die in irgendeiner Weise nicht mehr einwandfrei sind. Transplantierte gehen ansonsten ein hohes Risiko ein.

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Patienten genau informieren

Mängel und Überschüsse im Elektrolyt- bzw. Eiweißhaushalt können durch die Ernährung positiv beeinflusst werden. Die Patienten sollten daher immer über ihre Laborwerte informiert sein und entsprechende Hinweise zur Ernährung erhalten. Nierentransplantierte Patienten sollten täglich 2,5 Liter trinken. Hinweise zu verschiedenen Getränken sind in Tabelle [2] aufgeführt.

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Tab. 2 Transplantierte sollten beim Genuss von Getränken Vorsichtsmaßnahmen treffen.

Jenny Marquardt, Halle-Wittenberg

 
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Tab. 1 Transplantierte Patienten dürfen alles essen, wegen der Immunsuppression sind aber einige Einschränkungen nötig.

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Tab. 2 Transplantierte sollten beim Genuss von Getränken Vorsichtsmaßnahmen treffen.