Allergien gegen Hymenopterengifte sind für ihre dramatische, mitunter lebensgefährliche
Symptomatik bekannt. Wespen- und Bienengiftallergien werden mit In-vitro-Tests, Haut-
und Expositionstests erfasst. K. Scherer et al. untersuchten den Nutzen von CAST-ELISA
und Flow-CAST für die Diagnostik. Int Arch Allergy Immunol 2008; 146: 122–132
Etwa 0,5–1% der Allgemeinbevölkerung sind gegen Insektengifte sensibilisiert. Da viele
Menschen Bienen und Wespen nicht unterscheiden können und zudem Kreuzreaktivitäten
möglich sind, ist eine genaue Diagnostik für eine sinnvolle Prävention sehr wichtig.
Neben Hauttest und sIgE-Bestimmung kommen hier zelluläre In-vitro-Tests zum Einsatz.
Im CAST-ELISA werden aus einer Patientenprobe isolierte Leukozyten mit dem entsprechenden
Allergen stimuliert. Der Flow-CAST untersucht dagegen die allergeninduzierte In-vitro-Aktivierung
von Basophilen indem er das D 63-Molekül auf der Basophilenmembran misst. Die Autoren
verglichen die Testergebnisse von 134 Patienten, die systemisch auf Hymenopteren reagiert
hatten und keine spezifische Immuntherapie durchführten, sowie von 44 nicht sensibilisierten
Kontrollen.
Es zeigte sich, dass sowohl Sensitivität als auch Spezifität aller Tests sehr hoch
waren, gemeinsam eingesetzt ergab sich ein prädiktiver Wert von 100%. Die In-vitro-Untersuchungen
waren vor allem zur Differenzierung zwischen Wespen- und Bienengiftallergie von Nutzen.
Die Schwere der anaphylaktischen Reaktion konnte allerdings mit keinem Test vorhergesagt
werden.
Bewertung
Die Studie analysiert detailliert den Nutzen der zellulären Tests für die Diagnostik
der Insektengiftallergie. Diese Verfahren werden immer wieder mit geringfügigen Variationen
durchgeführt. Insofern ist die vorliegende Arbeit sehr interessant, weil erst die
standardisierte Messung innerhalb eines Kollektivs einen objektiven Vergleich ermöglicht.
Die Untersuchungen machen deutlich, dass eine differenzierte Beurteilung des Krankheitsbildes
am sinnvollsten auf die Ergebnisse verschiedener Methoden baut. Doppelt positive Ergebnisse
(gegen Wespe und Biene) auf IgE-Ebene werden häufig durch die Kreuzreaktivität mit
Kohlenhydratstrukturen verursacht, die klinisch wenig relevant sind. Gerade in solchen
Fällen können die zellulären Tests helfen, den eigentlichen Auslöser der Beschwerden
zu ermitteln.
Referiert und bewertet von Dr. Verena Liebers, Bochum