ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2009; 118(4): 143
DOI: 10.1055/s-0029-1222613
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Digitaler Workflow

Cornelia Gins
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Publication Date:
23 April 2009 (online)

Kaum dass sie begonnen hat, ist sie schon wieder vorbei, die weltgrößte Dentalschau. Industrie und Aussteller, ja auch die Fachpresse haben hektisch darauf hingearbeitet und ratz–fatz geht es zurück zur Tagesordnung. Zum Beispiel an den Schreibtisch, um das reichlich mitgebrachte Papier zu sichten und auszuwerten. Was gibt es also zu berichten: erstaunlich viel und doch wenig. Viele Besucher wurden gezählt, über 106 000 Besucher waren vor Ort, das war ein Plus von 6,9  %. Ebenfalls ein Plus von 4,5  % gab es bei den Ausstellern, davon 10 % mehr ausländische Firmen. Nach dem Abschlussbericht zur IDS berichteten die Aussteller durchweg von guten bis sehr guten Geschäften und vollen Auftragsbüchern. Das hätte ich, ehrlich gesagt, nicht gedacht. Erstaunlich wenig gab es demnach zur „Krise”. Welche Krise mochte man meinen. Keine Abwrackprämien an den Ständen. (Ich hatte sie in meinem letzten Editorial thematisiert.) In den Pressekonferenzen positive Grundstimmung. Tradition der Firmen und Qualität der Produkte standen im Vordergrund. Tenor: Auch in prekären Zeiten ist Verlass auf Bewährtes. So gab es denn auch reichlich Aktuelles zu dem Bewährten: leichtere Verarbeitung der Materialien, erweiterte Farbpaletten, verbessertes Handling der Geräte, umfangreichere Möglichkeiten für Diagnose und Prophylaxe. Auffällig war, dass viele Firmen inzwischen mit anderen Herstellern Synergien suchen und eingehen. Fehlendes im Portfolio wird nicht durch eigene Forschung und Fertigung ergänzt, sondern es werden Partner gesucht, die bereits darüber verfügen. Das spart Zeit und Geld und macht das Sortiment für den Kunden übersichtlicher.

Bestes Beispiel ist CAD/CAM. In diesem Bereich sind die meisten Kooperationen entstanden, denn die Durchdigitalisierung fast aller Arbeitsabläufe, auch digitaler Workflow (ein schönes Wort), ist nicht mehr aufzuhalten. Das war die wichtigste Message der Messe. Alle Prozesse über die digitale Abformung mit leistungsstarken Oral–Scannern bis hin zur Herstellung des Zahnersatzes welcher Couleur auch immer sind so präzisiert worden, dass die gute alte Gusstechnik schon fast als Auslaufmodell gilt. Ob sie das wirklich ist, wird die Zukunft zeigen. In jedem Fall wird sich der Beruf des Zahntechnikers anpassen müssen, und der eine oder andere Arbeitsplatz wird wohl mal wieder einer Maschine geopfert werden.

Wie schnell und wie intensiv die digitale Welt in die Praxen einziehen, um nicht zu sagen sie beherrschen wird, konnte diese Messe noch nicht beantworten. In 2 Jahren werden wir sicher mehr erfahren. Zugegeben ein wenig Angst macht es (mir) schon, mit welchem ungeheuren Datentransfer wir in Zukunft arbeiten werden können (müssen?), und das, wer will, auch rund um die Uhr. Geworben wird unter anderem damit, dass dank digitaler Wertschöpfung Zeit gespart werden könnte. Zeit wofür? Diese Frage wurde auf der Messe nicht nur nicht gestellt, sie hätte auch nicht beantwortet werden können.

Cornelia Gins

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