Psychiatr Prax 2009; 36(4): 196-197
DOI: 10.1055/s-0029-1222541
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Pathologisches Kaufen: Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Manual

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Publication Date:
08 May 2009 (online)

 

Obwohl das Phänomen des Pathologischen Kaufens bereits 1909 von Kraepelin erstmals erwähnt wurde, rückte es erst vor ca. 10 Jahren in den Fokus wissenschaftlicher Forschung. In den größeren Studien standen v.a. die Aspekte Konsumforschung, Phänomenologie, psychiatrische Komorbidität und Epidemiologie im Vordergrund. Studien zur Therapie beschränkten sich zunächst auf Medikamentenstudien mit kleinen Fallzahlen, erst in den letzten Jahren begannen randomisierte kontrollierte Studien zur psychotherapeutischen Behandlung in den USA und in Deutschland. Gegenstand dieser Evaluationsstudien war das in diesem Buch vorgestellte kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapieprogramm bzw. sein US-amerikanisches Vorbild.

Das Buch fasst in einem ersten Teil den aktuellen Kenntnisstand zu Phänomenologie, Diagnostik, Epidemiologie, Klassifikation, Komorbidität, theoretischen Erklärungsansätzen sowie verschiedenen Behandlungsmethoden zusammen.

Im zweiten Teil werden für die Behandlung relevante verhaltenstherapeutische Interventionen vorgestellt. Neben gängigen kognitiv-behavioralen Techniken wie Selbstbeobachtung, Stimuluskontrolle und kognitiver Umstrukturierung werden hier auch besondere störungsspezifische Maßnahmen wie Geldmanagement und der Umgang mit zwanghaftem Horten erläutert.

Kernstück des Manuals ist eine ausführliche Darstellung des Behandlungsprogramms mit allen nötigen Arbeitsblättern und Fragebögen, die auch auf einer beiliegenden CD enthalten sind. Die 12 ambulanten jeweils 90-minütigen Therapiesitzungen, die einmal wöchentlich stattfinden sollten, weisen eine einheitliche Struktur auf. Die Sitzungen bauen thematisch aufeinander auf, pro Sitzung wird je ein Thema behandelt und durch praktische Übungen vertieft. Am Ende jeder Sitzung erhalten die Teilnehmer außerdem Arbeitsaufträge. Zu den Inhalten der Sitzungen gehören u.a.: Erkennen von problematischem Kaufverhalten, Auslöser und Folgen von pathologischem Kaufverhalten, Geldmanagement und Horten, kognitive Umstrukturierung, Selbstkonzept, Exposition, Stressmanagement und Problemlösen sowie Rückfallprävention.

In einem letzten Teil werden die wichtigsten Ergebnisse der Erlanger Evaluierungsstudie vorgestellt, die zeigen, dass die Gruppentherapie einen signifikanten und über 6 Monate stabilen Effekt auf das pathologische Kaufverhalten hatte.

Das vorliegende Werk erscheint sehr gut für all jene geeignet, die eine störungsspezifische Behandlung von Patienten mit pathologischem Kaufverhalten planen. Dabei kann das Programm laut Autoren bei Bedarf auch im Einzelsetting durchgeführt werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Manual das erste deutschsprachige, auf Studienevidenz gestützte Therapieprogramm für pathologisches Kaufen wiedergibt und mit seinen detaillierten Ausführungen zu den einzelnen Therapiesitzungen sowie den auf der CD verfügbaren Fragebögen und Arbeitsblättern eine wertvolle Hilfe im klinisch-praktischen Alltag liefern kann.

Daniela Croissant, Zwiefalten

Email: daniela.croissant@zfp-zwiefalten.de

Müller A, de Zwaan M, Mitchell JE. Pathologisches Kaufen. Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Manual. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag, 1. Auflage 2008, 93 Seiten.

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