Beatmete Patienten auf der Intensivstation sind eine Hochrisikogruppe für Pneumonien.
Neuere Studien zeigen hierzu, dass insbesondere Infektionen mit Staph. aureus mit
dem Panton-Valentin-Leucocidin-Toxin wenig adäquat behandelt werden, beklagte Prof.
Klaus Unertl, Tübingen. Die hohe Letalität bei multiresistenten Pneumonien sieht er
auch als Folge einer - hier nicht indizierten - empirischen Monotherapie.
Wechselnde Initialtherapie reduziert Resistenzrisiko
Wechselnde Initialtherapie reduziert Resistenzrisiko
Gerade bei multiresistenten Pneumonien ist laut Unertl eine initiale Kombinationstherapie
angezeigt, bevor man das genaue Antibiogramm kennt. Diese - für ihn banale Erkenntnis
- wird in der Praxis jedoch zu oft vernachlässigt. Zur Prävention einer Selektion
hochresistenter Keime auf der Intensivstation sollte neben einem aufmerksameren Patientenmanagement
- Screening und prophylaktische Isolierung, schnellere Verlegung - auch das aktuelle
Keimspektrum und der Antibiotikaeinsatz auf der Station regelmäßig kritisch überprüft
werden. Dazu gehört auch die Reduktion des Antibiotikaverbrauches. "Bei einer hohen
Prävalenz resistenter Erreger kann die gezielte Restriktion bestimmter Antibiotika
das Risiko eines Therapieversagens vermindern", so Prof. Wolfgang Krüger, Konstanz.
Der regelmäßige Wechsel der Initialtherapie trägt dazu bei, das Resistenzrisiko zu
vermindern. Allerdings ist die Auswahl unter den Substanzklassen nicht sehr groß,
gab Krüger zu. Auch ist der Selektionsdruck verschiedener Substanzklassen (Cephalosporine,
Penicilline) ähnlich. Ein Wechsel von Cefpirom über Piperacillin/Tazobactam zu Levofloxazin
begünstigt beispielsweise eine Resistenz gramnegativer Erreger. Unklar ist oft auch,
wie lange das Antibiotikum gegeben werden sollte. Weniger ist hier manchmal mehr,
so Krügers Erfahrung.
Gezielter Einsatz neuer Substanzen
Gezielter Einsatz neuer Substanzen
Zur Anpassung der infektiologischen Therapie an aktuelle Risikofaktoren gehört auch
der gezielte Einsatz und rationale Umgang mit neuen Substanzen, so Prof. Tobias Welte,
Hannover. Eine der neuen Waffen auch gegen multiresistente Erreger ist Tigecyclin
(Tygacil®). Es besitzt ein besonders breites Wirkspektrum gegen grampositive und gramnegative,
aerobe und anaerobe sowie atypische Erreger als auch gegen multiresistente Keime.
Bei komplizierten intraabdominellen oder komplizierten Haut- und Weichgewebeinfektionen
erwies sich Tigecyclin in Vergleichsstudien als ebenso wirksam wie Imipenem/Cilastin
bzw. Vancomyzin plus Aztreonam. Glycylcycline sind in der Lage, zwei wichtige Resistenzmechanismen
- Effluxpumpen und ribosomale Schutzmechanismen - zu umgehen. Effluxpumpen bewirken
ein schnelles Herauspumpen des Antibiotikums aus den Bakterien, womit die Wirksamkeit
des Antibiotikums erheblich sinkt.
Dr. Alexander Kretzschmar, München
Die Beitragsinhalte stammen vom Symposium "Antibiotika-Therapie im Wandel!" im Rahmen
des 19. Symposiums Intensivmedizin & Intensivpflege, Bremen, 19. Februar 2009. Veranstalter:
Wyeth Pharma GmbH, Münster
Der Autor ist freier Journalist
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