Sehr geehrter Herr Professor Schaberg,
als Krankenhaushygieniker begrüße ich sehr die von Ihnen
als korrespondierender Autor im August veröffentlichte Stellungnahme der
Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zum Management
von H1N1-Patienten im Krankenhaus. Die im Krankenhaus-Alltag sich stellenden
praktischen Fragen haben Sie für den Kliniker sehr hilfreich, eindeutig
und prägnant beantwortet.
Erlauben Sie mir bitte aber eine Anmerkung zu der Aussage auf Seite
420 Ihrer Empfehlungen, rechte Spalte oben (siehe: Hygiene-Maßnahmen,
Schutzkleidung des Personals):
„Das Waschen der Hände mit anschließender
Händedesinfektion (…) ist nach jedem Patientenkontakt
erforderlich.”
Für die routinemäßige Händedekontamination nach
Kontakt mit H1N1-Patienten ist die hygienische Händedesinfektion mit
alkoholischem Präparat (VAH-Liste) – allein – (also ohne
vorhergehendes oder nachfolgendes Händewaschen!) völlig
ausreichend. Die hygienische Händedesinfektion ist hinsichtlich aller
Influenza-Viren hoch wirksam und als Standardverfahren sorgfältig
durchzuführen (grundsätzlich auch immer nach dem Ausziehen von
Schutzhandschuhen!). Dies betrifft alle Personen mit Patientenkontakt,
insbesondere Ärzte und Pflegepersonal.
Händewaschen mit Wasser und Seife ist nach Kontakt mit
H1N1-Patienten nur im Ausnahmefall sinnvoll, wenn die Hände offensichtlich
mit Patientensekret/-exkret direkt kontaminiert wurden (was durch das Tragen
von Schutzhandschuhen natürlich vermieden werden soll!). Sichtbare
Verschmutzungen sind in diesem Fall mit einem mit Händedesinfektionsmittel
getränkten Einmaltuch aufzunehmen, nur dann erfolgt ein kurzes
Händewaschen und danach abschließend eine intensive
Händedesinfektion (siehe bitte auch die diesbezüglichen
RKI-Empfehlungen:
www.rki.de > Infektionsschutz >
Krankenhaushygiene > Händehygiene).
Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf die
Übersichtsarbeit von Kampf, Löffler und Gastmeier zur
Händehygiene (Deutsches Ärzteblatt vom 2. 10. 2009), in
der die Nachteile des Händewaschens im Krankenhaus (z. B. deutlich
geringere Abreicherung der transienten Kontaminationsflora im Vergleich zur
hygienischen Händedesinfektion, Risiken für irritative
Hautveränderungen und Handekzeme durch zu häufiges
Händewaschen!) klar dargestellt sind.
Mit freundlichen Grüßen
L. Bader