Allgemeine Überlegungen
Die Maßnahmen zur Hautverjüngung sind zahlreich und aus dem Repertoire eines ästhetisch
arbeitenden Dermatologen nicht mehr wegzudenken. Die Anwendungen von Botulinumtoxin
A und Fillern sollte beherrscht werden. Sie haben in der kosmetischen Dermatologie
ihren berechtigten Stellenwert. Allerdings kann nicht jede Falte mit Augmentationsverfahren
befriedigend verbessert werden. Neben der Faltenausbildung lassen weitere „Komponenten”
unsere Haut alt erscheinen. Zum einen kommt es zur Ausbildung oder Weitstellung von
Gefäßen, das heißt vaskuläre Prozesse spielen eine Rolle. Aber auch fahles Hautkolorit
und Grobporigkeit sind neben Pigmentierungen Kennzeichen der alternden Haut. Die jugendlich
wirkende Haut zeichnet sich neben ihrer Faltenlosigkeit auch durch einen helleren
und klaren Teint sowie durch Feinporigkeit aus. Die älter werdende Haut bekommt einen
mehr gräulich-bräunlichen Farbton. Hier besitzt das chemische Peeling mit Phenol einen
unschlagbaren Vorteil gegenüber dem Face-lift, da es sowohl Hauttextur und Struktur,
Pigmentierungen und das Hautkolorit positiv beeinflusst. Dadurch tritt – auch wenn
der Straffungseffekt geringer als beim Face-lift ist – ein nicht zu unterschätzender
Verjüngungseffekt mit der Anwendung eines einzigen Verfahrens ein.
Geschichte des chemischen Peels
Die Ägypter der Antike badeten die Haut in Eselsmilch zur Verbesserung der Elastizität,
wie im Papyrus Ebers vor 3500 Jahren beschrieben. Sicherlich war das Wissen, dass
der hautverjüngende Effekt auf der α-Hydroxy-Milchsäure beruht, unbekannt. 1882 entdeckte
der deutsche Dermatologe Unna die Wirkung von Resorchin, Salicylsäure, Phenol und
Trichloressigsäure an der Haut und beschrieb sie [1]. Der britische Dermatologe Mackee benutzte bereits 1903 Phenol-Lösung zur Aknetherapie
und publizierte seine Ergebnisse 1952 [2]. Während des Ersten Weltkrieges wurde Phenol-Lösung von Dr. La Gassé zur Therapie
von Pulvereinsprengungen im Gesichtsbereich mit guten kosmetischen Ergebnissen eingesetzt.
Hierbei wurde bereits ein Okklusivverband nach Applikation des Phenols angewendet.
Seine Tochter Antoinette verwendete dieses Verfahren 1930 und 1940 in der Nähe von
Los Angeles zur Faltenbehandlung. Diese Laienoperateure richteten das „House of Renaissance”
ein, in dem u. a. auch Silikoninjektionen erfolgten. Eines dieser Häuser war dann
auch in Florida beheimatet. Das Ehepaar Adolph und Marthe Brown, er Mund-Kiefer- und
Gesichts-Chirurg und sie Dermatologin, führten in den späten 50er- und frühen 60er-Jahren
histologische Studien zum Phenol-Peel durch. Zu diesem Zeitpunkt waren unterschiedliche
Phenol-Mischungen auf dem Markt, die neben Phenol u. a. Salicylsäure, Oliven- oder
Sesamöl enthielten. Zu diesem Zeitpunkt erfuhr der plastische Chirurg Dr. Thomas Baker
in Miami, dass es in Los Angeles und auch in Miami eine „mysteriöse Lösung” zur Faltenbehandlung
gäbe. Laienoperateure arbeiteten bislang mehr oder weniger im Verborgenen und die
genaue Zusammensetzung der Lösung war geheim. In Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Brown
und Gordon wurden dann auf einem Kongress von Baker ausgezeichnete fotografisch dokumentierte
Ergebnisse präsentiert, die zur fachlichen Anerkennung der Baker-Gordon-Phenol-Peels
führten [3]
[4]. In den 70er-Jahren war das Chemical Peeling ein häufig durchgeführtes Verfahren
zur Hautverjüngung und zahlreiche Ergebnisse und Studien wurden publiziert. Weitere
Säuren wie Trichloressigsäure oder α-Hydroxysäuren (Fruchtsäuren) etablierten sich.
Die Arbeit von Stegman in den 80ern am Tiermodell und menschlichen Modell verglich
die histologischen Effekte von Peeling und Dermabrasion und war wegbereitend für die
Durchführung des chemischen Peelings (Rezeptur siehe unten) [5]
[6].
Allgemeine Klassifikation der chemischen Peels
Je nach Art der verwendeten Substanz können unterschiedliche Eindringtiefen mit unterschiedlichen
Ergebnissen erreicht werden. Dieses ist entscheidend für die Indikationsstellung ([Tab. 1]).
Tab. 1 Indikationen für chemisches Peeling.
oberflächiges Peeling (AHA, Salizylsäure, TCA 30 %)
|
ergänzende Therapie bei Akne comedonica, papulo-pustulosa, Verhornungsstörungen, epidermale
Pigmentläsionen, Hautalterung, Grobporigkeit |
mitteltiefes Peeling (TCA 35 – 50 %)
|
moderate Falten, Photoaging, Lentigines solares, Hyperpigmentierungen, oberflächliche
Narben |
tiefes Peeling (Phenol)
|
tiefe Falten, ausgeprägte Aknenarben, ausgeprägtes Fotoaging |
Oberflächiges Peeling
Hier haben sich die Fruchtsäuren (α-Hydroxysäuren), insbesondere die Glykolsäure durchgesetzt.
Diese sind kommerziell erhältlich und relativ einfach in der Handhabung. Meist können
diese Peelings von fachlich geschultem Personal unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt
werden. Indikationen sind Akne vulgaris, allerdings nicht als alleinige Therapieform,
sondern am besten in Kombination mit einer differenzierten Lokaltherapie. Des Weiteren
kann eine Verbesserung der Hautstruktur und Textur erreicht werden. Antikomedogene
und antientzündliche Eigenschaften besitzt die Fruchtsäure nicht, ihre Wirkweise beruht
auf einer pH-Verschiebung ins saure Milieu. Der Effekt der Fruchtsäure ist limitiert;
die Eindringtiefe rein epidermal, ca. 0,06 mm. Durch Kombination mit Salicylsäure
kann die Wirkweise verstärkt werden. Zur Faltenbehandlung eignet sich die Fruchtsäure
nicht. Indikation siehe [Tab. 1]. Weitere oberflächliche Peeling-Substanzen sind: Salicylsäure, Pyruvatsäure, Jessner'sche
Lösung und Trichloressigsäure bis zu einer Konzentration von 30 %. Aber auch Adapalen
und Azelainsäure sind oberflächlich schälende Substanzen.
Mitteltiefes Peeling
Hier ist die Eindringtiefe ca. 0,45 mm bis in die papilläre Dermis. Dieses kann mit
Trichloressigsäure in einer Konzentration von 60 % erreicht werden. Allerdings ist
die Säure nicht kontrollierbar, das Narbenrisiko hoch. Daher ist man dazu übergegangen,
die Konzentration der Trichloressigsäure nicht höher als 35 %ig zu wählen und sie
dafür zusätzlich mit anderen Säuren zu kombinieren, um eine entsprechende Eindringtiefe
zu erreichen, die bis in die papilläre Dermis reicht. Hierfür stehen unterschiedliche
Kombinationsmöglichkeiten zur Verfügung.
-
Nach Brody: CO2 und TCA 35 %
-
Nach Coleman: Glykolsäure und TCA 35 %
-
Nach Monheit: Jessner'sche Lösung und TCA 35 %
-
Nach Grimes: Salicylsäure 10 % und TCA 35 %
-
Nach Wiest und Walker: Peel No. 2 deep (Fa. Dermasence, Glykolsäure 50 % und Salicylsäure
25 %) und TCA 35 %
Die Wirksamkeit und Eindringtiefe konnte histologisch bis in die papilläre Dermis
nachgewiesen werden [7]. Indikation des mitteltiefen TCA-Peels ist die moderate Faltentherapie und solare
Elastose. Die Behandlung perioraler Falten hat enttäuscht.
Tiefes chemisches Peeling
Zur Behandlung tiefer Falten, insbesonders perioraler Falten, liefert das Phenol-Peeling
überzeugende Ergebnisse. Selbst tiefe Falten verschwinden bzw. werden gemildert ([Abb. 18]). Ein sichtbarer Straffungseffekt tritt zusätzlich ein. Außerdem werden Hautstruktur
und -textur wesentlich verbessert. Auch das fahle Hautkolorit verschwindet. Die Eindringtiefe
beträgt ca. 0,6 mm und reicht bis in die retikuläre Dermis. Schon 1952 wurden am Meerschweinchen
histologische Untersuchungen nach Phenol-Peels durchgeführt und kompakte Kollagenbündel
wurden in paralleler Anordnung in der oberen Dermis nachgewiesen [2]. Diese Ergebnisse wurden 1960 durch Ayres bestätigt. Auch hier wurden neue Kollagenfaserbündel
subepidermal in paralleler Anordnung nachgewiesen [8]. Weitere Untersuchungen konnten diese Ergebnisse bestätigen. Interessanterweise
steigt die Schädigung der Haut mit Erhöhung der Konzentration des Phenols nicht an. 100 %-Phenol-Lösung zerstört die Dermis nur unwesentlich (histologisch bestätigt)
mehr als 25 %ige Lösung [9]. Histologische Untersuchungen nach Phenol-Peeling wurden durchgeführt. So hat Baker
Biopsien von 22 Patienten gewonnen, die sich einem Phenol-Peel unterzogen haben. Hier
war der Nachbeobachtungszeitraum bis 13 Jahre nach durchgeführtem Peeling. Er konnte
histologisch eine verminderte solare Elastose sowie eine deutliche Vermehrung elastischer
Fasernetze nachweisen. Dies korreliert mit dem lang anhaltenden klinischen Effekt
des Phenol-Peelings [10]. Auch Kligman et al. gewannen Biopsien aus Phenol behandelter Haut 1,5 bis 20 Jahre
nach dem Peeling und konnten diese Ergebnisse bestätigen. Die Melanozyten werden nicht
durch ein Phenol-Peeling eliminiert und waren sogar vereinzelt vermehrt. Die Melaninsynthese
war unvollständig, Melaningranula waren epidermal nachweisbar. Somit erklärt sich
die Hypopigmentierung, eine Depigmentierung findet nach einem Phenol-Peel nicht statt
[11]. Unsere klinischen Erfahrungen bestätigen das (siehe Text histologische Untersuchung).
Die Haut wird nach einem Phenol-Peeling heller und frischer ([Abb. 1 – ]
[3]), eine Pigmentierung findet nach wie vor statt ([Abb. 4], [5]).
Abb. 1 a Vorher. b 6 Monate post Baker-Gordon-Peel.
Abb. 2 a Vorher: Detailaufnahme. b 6 Monate post Baker-Gordon-Peel.
Abb. 3 Detailaufnahme. a vorher, b 6 Monate post Peel.
Abb. 4 Vor Phenol-Peel nach Baker-Gordon. b 2 Jahre post Peel mit gutem Ergebnis und erhaltener Pigmentierung.
Abb. 5 Detailaufnahme.
Okklusion
Im Gegensatz zu einem Trichloressigsäure-Peeling sollte nach dem Auftragen der Phenol-Lösung
eine Okklusion erfolgen. Dieses kann entweder mit einer Vaseline-Creme oder besser
aber mit einem Tape-Verband erfolgen. Der Okklusionsverband erhöht die Penetration
des Phenols und verbessert somit die klinischen Ergebnisse. Dieses konnten Spira [9] und Stegman [5]
[6] histologisch nachweisen.
Tab. 2 Rezeptur der Peel-Lösung.
Baker-Gordon-Formel |
modifizierte Lösung für Dekolleté |
Phenol USP 88 % |
3 ml |
Phenol |
6,5746 g |
destilliertes Wasser |
2ml |
gereinigtes Wasser |
13,6450 g |
Flüssigseife |
8 Tropfen |
Triclosanum |
0,0009 g |
Crotonöl
|
3 Tropfen
|
Crotonöl LGG
|
0,0204 g
|
Durchführung des chemischen Peeling mit Phenol
Allgemeines
Chemisch handelt es sich bei Phenol um eine Karbolsäure, die 1834 durch Ferdinand
Runge entdeckt wurde. In der Konzentration von 1 % ist Phenol bakteriostatisch, über
1 % sogar bakterizid. Phenol besitzt eine lokalanästhetische Wirkung. Gelöstes Phenol
besteht aus Phenol 88 % in Wasser. Es ist fettlöslich und kann durch Auftragen von
Glycerin von der Haut entfernt werden. Phenol wird schnell perkutan aufgenommen. Daher
müssen Phenol-Peelingmaßnahmen langsam durchgeführt werden, um die Resorption und
die damit möglichen Nebenwirkungen gering zu halten. 88 %iges auf die Haut aufgetragenes
Phenol führt zur sofortigen Keratokoagulation und damit zum Stopp der Eindringtiefe.
Daher ist reines Phenol weniger effektiv. Die klassische Phenol-Formel ist die nach
Baker-Gordon ([Tab. 2]). Hierbei liegt die Phenol-Konzentration bei ca. 50 – 55 % und die Eindringtiefe
reicht bis in die retikuläre Dermis [12]. Verwendet man hingegen Phenol-Lösungen in einer Konzentration von 30 % oder weniger,
so ist der Effekt geringer. Wir verwenden diese nach Hetter modifizierten Lösungen
zum Peeling des Halses mit o. a. Lösung ([Tab. 2]). Hexachlorophen wird als Oberflächenspannungherabsetzendes Agens zugegeben, um
ein gleichmäßigeres Peeling zu ermöglichen. Das aus dem Nachtschattengewächs Croton
tiglium gewonnene Öl dient als epidermolytisches Vesikans, das die Wirkung des Phenols
verstärkt und zu einer deutlichen Entzündung und zur Kollagenneogenese führt (siehe
Abschnitt Rolle des Crotonöls). Die Lösung mischt sich nicht und muss permanent gerührt
werden. Eine längere Lagerung ist nicht empfehlenswert. Eine ca. ein Jahr alte Lösung
zeigte einen deutlichen Wirkverlust gemäß unserer Erfahrung. Wir verwenden seither
nur frisch hergestellte Baker-Gordon-Peel-Lösung.
Technik
Das chemische Peeling bedarf eines gewissen manuellen Geschickes. Zunächst wird das
Gesicht desinfiziert und gründlich mit Aceton entfettet. Generell kann durch den Applikationsdruck
und die Anzahl der Applikationen die Eindringtiefe variiert werden mit unterschiedlichen
Konsequenzen. Im Gegensatz zur Lasertherapie, bei der technisch die Eindringtiefe
festgelegt ist, kann diese beim Peel sehr schnell variieren. Als einzigen klinischen
Parameter zur Bestimmung der Eindringtiefe dient das so genannte „frosting”. Es beschreibt
die mehr oder weniger schnell eintretende Weißfärbung der Haut (siehe [Abb. 6]). Es handelt sich hier um eine Keratokoagulation, das heißt epidermales und dermales
Eiweiß fällt aus. Dieses stoppt das weitere Eindringen der Säure. Die Eindringtiefe
des Phenol-Peels reicht bis in die retikuläre Dermis. Die Lösung wird unter permanentem
Rühren langsam und gleichmäßig auf die Haut mit einem Watteträger aufgetragen. Das
Frosting sollte weißlich-gräulich sein. Augenbrauen und das Lippenrot werden mitgepeelt.
Auch die Augenoberlider werden bis zum Tarsus behandelt ([Abb. 7]), allerdings weniger kräftig. Mit einem Verlust von Haaren oder auch permanentem
Make-up ist nicht zu rechnen. Starke Falten werden mit einem mit Watte umwickelten
Zahnstocher nachgearbeitet. Die Perioralregion kann wegen der Dicke der Dermis kräftiger
gepeelt werden. Wichtig ist die Demarkationslinie zu verstecken und fließende Übergänge
zu schaffen. Daher wird an der Stirn bis in den Haaransatz gepeelt, die Ohrläppchen
werden mitbehandelt und die Demarkationslinie ist im Kieferwinkel und unterhalb des
Kinnes. Im Anschluss an das Peel wird ein Okklusivverband für 24 Stunden direkt auf
die Haut aufgeklebt ([Abb. 8]). Das Brennen verstärkt sich hierunter nochmals für die Dauer von ca. 8 – 9 Stunden.
Die Schmerzhaftigkeit des Phenol-Peelings erfordert eine Sedo-Analgesie. Auch wegen
der möglichen Arrhythmien ist die Anwesenheit eines Anästhesisten sinnvoll. In eigenen
Versuchen, haben wir auch Phenol-Peels ohne Anästhesie nur mit einem Tranquilizer
und Metamizol-Tropfen durchgeführt. Auch Kombinationspeeling-Behandlungen (Phenol
in einigen Bereichen und TCA) können so durchgeführt werden. Das gesamte Peeling dauert
ca. 1 Stunde ohne die Vorbereitungszeit. Danach sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr
geachtet werden. Eine systemische Antibiose ist nicht erforderlich. Eine Herpesprophylaxe
unumgänglich.
Eine spezifische Vorbehandlung ist umstritten. In einem klinischen Halbseitenversuch
haben wir eine Gesichtshälfte mit einer Tretinoin- und Hydrochinon-haltigen Creme
einseitig vorbehandeln lassen. An der vorbehandelten Seite war das Frosting gleichmäßiger
und erschien schneller, über die klinische Relevanz kann noch keine Aussage getroffen
werden. Unabdingbar ist ebenfalls eine Vorbehandlung mit Botulinumtoxin A in hohen
Dosierungen, um die Mimik ruhigzustellen. Es hat sich gezeigt, dass es zu einem wesentlich
besseren Kollagenaufbau kommt (Wiest, nicht publiziert, [13]). Durch die Ruhigstellung der muskulären Aktivität während der Wundheilungsphase
nach Phenol-Peeling kann sich nicht wieder das alte Faltenmuster ausbilden. Durch
die Ruhigstellung der Muskulatur mit Botulinumtoxin A verändert sich die Stoffwechsellage
der Muskulatur, positive Effekte auf die Wundheilung wären denkbar. Wir applizieren
Botulinumtoxin A zwei Wochen vor der Durchführung des Phenol-Peelings, kürzere Abstände
sind wegen der Diffusionsgefahr nach eigenen Beobachtungen problematisch, weil es
durch das massive Ödem des Phenol-Peels zu möglichen unerwünschten Nebenwirkungen
kommen kann.
Abb. 6 Frost-Grad III.
Abb. 7 Auftragen der Peel-Lösung am Auge.
Abb. 8 Okklusiv-Verband unmittelbar post Peel.
Nachsorge
Die postoperative Nachsorge ist aufwendig und erfolgt stadiengerecht ([Abb. 9 – ]
[11]). Hier gibt es keine allgemein verbindlichen Regeln. Nach 24 Stunden wird der Tapeverband
abgenommen, was in der Regel nicht schmerzhaft ist, da durch das Exsudat der Verband
fast von alleine „abschwimmt”. Die Wundversorgung besteht in täglichen Débridements
und Anwendung von fett-feuchten Verbänden. Zur Förderung der Wundheilung verwenden
wir nach dem vorsichtigen mechanischen Entfernen von Exsudat und Krusten mit einer
Kompresse oder einer Pinzette ein hyaluronsäurehaltiges Serum. In der Regel fetten
wir dann für 2 – 3 Tage mit Fusidinsäure-haltiger Salbe und Vaseline im Wechsel. Zwischendurch
werden feuchte Kompressen aufgetragen. Vaseline wird gut toleriert, sollte aber wegen
der verstärkten Milienbildung nicht länger als 10 – 14 Tage angewendet werden. Häufig
tritt am 4. Tag ein Brennen und ein unangenehmes Hautgefühl auf. Dann sollte auf andere
Produkte in Cremeform ausgewichen werden.
Abb. 9 Unmittelbar nach Abnahme des Tape-Verbandes.
Abb. 10 24 Stunden nach Abnahme des Verbandes.
Abb. 11 10 Tage post Peel.
Nach 2 – 3 Tagen ist die Schwellung rückläufig, nach 10 Tagen sind die meisten Krusten
abgeheilt und der Patient ist wieder gesellschaftsfähig. Die Rötung persistiert für
ca. 2 – 4 Monate, kann aber in der Regel gut mit Make-up kaschiert werden. Die Therapie
muss individuell und situationsgerecht erfolgen. Beschwerlich für den Patienten ist
das Spannungsgefühl, welches ca. 2 Wochen anhält. Auch über eine länger persistierende
verstärkte Schmerzempfindlichkeit einzelner Gesichtspartien, insbesondere der Temporalregion
wird vermehrt berichtet. Das Débridement ist zeitintensiv. Der Patient wird über einen
Zeitraum von 8 Tagen täglich in die Praxis einbestellt. Eine erfahrene Kosmetikerin
oder geschulte Arzthelferin kann das Débridement und auch Lymphdrainagen durchführen.
Eine ärztliche Kontrolle zur frühzeitigen Erkennung von möglichen Wundheilungsstörungen
ist jedoch unabdingbar.
Risiken und Nebenwirkungen
Es handelt sich beim Phenol-Peeling um einen größeren, invasiven und aufwendigen Eingriff,
der intensive Patientenvorbereitung und Aufklärung erfordert. Für den Patienten gestaltet
sich die lange Ausfallszeit von 2 Wochen oft problematisch, ist aber unumgänglich.
Das Risiko einer Narbenbildung ist gering und kann mit < 1 % angegeben werden, hängt
aber vom Behandler ab. Die Risiken der Sedo-Analgesie sind bekannt und eher als gering
einzustufen. Das Risiko der Arrhythmien kann durch das langsame Auftragen der Lösung
deutlich gemindert werden. Nach neuen Publikationen wird das Risiko auf 6,6 % geschätzt.
Allerdings sind alle kardialen Veränderungen dokumentiert worden, auch die, die klinisch
nicht relevant waren (1/3 der dokumentierten Fälle). Insgesamt wird die Kardiotoxizität
nach Phenol-Peel als gering angegeben. Diabetes, Hypertension und Depression gingen
mit einem erhöhten Arrhythmierisiko einher [14].
Die dem Phenol-Peel oft angelastete maskenhaft wirkende „Alabasterhaut” tritt nur
nach mehrfach durchgeführten Peelingbehandlungen mit Phenol auf. Einmaliges Phenol-Peeling
führt zu einer deutlichen Hautauffrischung, der Teint bekommt, wie eingangs erwähnt,
seine rosige und helle Nuance zurück ([Abb. 12 a, b]). Auch Hauttyp III und IV nach Fitzpatrick kann behandelt werden, allerdings kann
es zu diskreten unregelmäßigen Pigmentverschiebungen kommen ([Abb. 13 a, b]).
Abb. 12 Vor tiefem Phenol-Peel (ausgeprägte Lichtschädigung bei 48-jähriger Patientin). b 2 Jahre post Peel.
Abb. 13 Vor tiefem Baker-Gordon-Peel. b diskrete Unregelmäßigkeit in der Pigmentierung 10 Monate post Peel.
Histologische Veränderungen nach Phenol-Peel ([Abb. 14 17])
Die feingewebliche Untersuchung aktinisch geschädigter Haut vor Durchführung eines
Phenol-Peels zeigt unter einer regelrecht stratifizierten Epidermis und einer weitgehend
unauffälligen papillären Dermis eine von aktinischer Elastose durchsetzte retikuläre
Dermis ([Abb. 14 a], [15 a], [16 a]). Typischerweise ist die aktinische Elastose im oberen Drittel der retikulären Dermis
am ausgeprägtesten, setzt sich aber bis in die tiefe retikuläre Dermis fort. Das Ausmaß
der aktinischen Elastose ist abhängig von der Lokalisation, so findet sich z. B. in
der Haut der Wangenregion deutlich mehr aktinische Elastose als am seitlichen Hals
([Abb. 14 d], [15 d]).
In 3 Monate nach Phenol-Peel entnommenen Gewebeproben ist die Epidermis regelrecht
stratifiziert, zeigt jedoch ein abgeflachtes Reteleistenrelief ([Abb. 14 b], [15 b]). Die papilläre Dermis ist nicht abgrenzbar. In der retikulären Dermis finden sich
horizontal parallel ausgerichtete kompakte Kollagenfasern durchsetzt von Fibroblasten
([Abb. 15 b]). Das kollagene Bindegewebe dieser superfiziellen narbigen Fibrose ersetzt weitgehend
die aktinische Elastose im oberen Drittel der retikulären Dermis. In der Elastika-Färbung
ist der Verlust der aktinischen Elastose im oberen Drittel der retikulären Dermis
sehr deutlich darstellbar ([Abb. 16 b]). Zusätzlich finden sich schüttere lymphohistiozytäre Infiltrate oberflächlich perivaskulär
([Abb. 14 b], [15 b]).
Sechs Monate nach Durchführung eines Phenol-Peels ist die superfizielle narbige Fibrose
in der Dermis histologisch immer noch deutlich sichtbar, der Verlust der aktinischen
Elastose kann weiterhin in der Elastika-Färbung herausgestellt werden ([Abb. 14 c], [15 c], [16 c]). Allerdings ist die strukturelle Organisation des neu gebildeten kollagenen Bindegewebes
verbessert: Kollagenfasern sind nicht mehr horizontal parallel orientiert, sondern
beginnen sich netzartig auszurichten, ähnlicher einer normalen, nicht aktinisch geschädigten
retikulären Dermis ([Abb. 15 c]). Die papilläre Dermis und das epidermale Reteleistenrelief beginnen sich zu rekonstituieren.
Ein Entzündungszellinfiltrat findet sich nicht mehr, jedoch sind die dermalen Fibroblasten
weiterhin etwas vermehrt.
Neben den strukturellen Veränderungen in der retikulären Dermis fällt infolge der
Phenol-Behandlung auch eine geringe Erhöhung der Melanozytendichte in der basalen
Epidermis auf ([Abb. 17 a – d]). Ähnlich der Situation in der Epidermis nahe von frischen Operationsnarben, kann
in der Phenol-behandelten Haut eine Zunahme der Anzahl der basalen Melanozyten festgestellt
werden ([Abb. 17 b]), die auch bis zu 6 Monate nach Phenol-Behandlung noch anhält ([Abb. 17 d]).
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die histologischen Veränderungen im
Sinne einer superfiziellen Fibrose mit Verdrängung der vorbestehenden aktinischen
Elastose einen klinisch deutlich sichtbaren Glättungseffekt („rejuvenation”) an der
Haut erklären können.
Abb. 14 a – d Biopsien aus der Wangenregion vor Phenolpeel (a), 3 Monate nach Phenol-Peel (b), 6 Monate nach Phenol-Peel (c) sowie unbehandelte Haut vom seitlichen Hals zeitgleich entnommen (d). Vor Phenol-Peel (a) sowie in der unbehandelten Haut (d) zeigt sich eine aktinische Elastose insbesondere im oberen Drittel der retikulären
Dermis während 3 Monate und 6 Monate nach Phenol-Peel eine deutliche narbige Fibrose
im oberen Drittel der retikulären Dermis die aktinische Elastose ersetzt hat. Hämatoxylin
& Eosin × 100.
Abb. 15 a – d Biopsien aus der Wangenregion vor Phenolpeel (a), 3 Monate nach Phenol-Peel (b), 6 Monate nach Phenol-Peel (c) sowie unbehandelte Haut vom seitlichen Hals zeitgleich entnommen (d). Vor Phenol-Peel (a) sowie in der unbehandelten Haut (d) zeigt sich eine erhaltene papilläre Dermis während 3 Monate nach Phenol-Peel (b) die papilläre Dermis nicht darstellbar ist, die epidermalen Reteleisten sind verstrichen.
Subepidermal finden sich parallel horizontal ausgerichtete Kollagenfasern und etwas
vermehrte Fibroblasten sowie perivaskuläre Entzündungszellinfiltrate. Sechs Monate
nach Phenol-Peel ist die narbige Fibrose besser organisiert mit retikulär verwobenen
Kollagenfasern und ohne Entzündungszellinfiltrate (c), die papilläre Dermis ist flach rekonstituiert. Hämatoxylin & Eosin × 200.
Abb. 16 a – d Biopsien aus der Wangenregion vor Phenolpeel (a), 3 Monate nach Phenol-Peel (b), 6 Monate nach Phenol-Peel (c) sowie unbehandelte Haut vom seitlichen Hals zeitgleich entnommen (d). In der Elastikafärbung (× 100) stellt sich der Verlust der aktinischen Elastose
im oberen Drittel der retikulären Dermis nach Phenol-Peel (c und d) deutlich dar.
Abb. 17 a – d Biopsien aus der Wangenregion vor Phenolpeel (a), 3 Monate nach Phenol-Peel (b), 6 Monate nach Phenol-Peel (d) sowie unbehandelte Haut vom seitlichen Hals zeitgleich entnommen (c). In der Melan A-Färbung zeigt sich nach Phenol-Peel (b und d) eine etwas erhöhte Melanozytenanzahl in der Basalzellreihe.
Renaissance?
Die Vorteile des chemischen Peelings mit Phenol sind klar: Die Verbesserung des Hautbildes
ist deutlich – bei geringem technischem Aufwand. In Halbseitenstudien konnte die Überlegenheit
des Phenol-Peeling gegenüber dem CO2-Laser nachgewiesen werden [15]
[16]. Außerdem sind die Ergebnisse lang anhaltend und mehrere Zeichen der Hautalterung
werden gleichzeitig therapiert. Die Studienlage zu Laser Skin Rejuvenation ist eher
schlecht. Auch problematische Falten, wie die periorale Faltenbildung, können angegangen
werden ([Abb. 18 a, b]). Diese sind selbst einem Face-lift nicht zugänglich. Das Verfahren des Phenol-Peelings
wird seit über 100 Jahren durchgeführt. Entsprechende histologische Untersuchungen
sind durchgeführt worden und die Wirksamkeit konnte vielfach bestätigt werden [2]
[3]
[5]
[6]
[9]
[10]
[11]
[12]
[15]
[16]. Auch eigene histologische Untersuchungen haben die Wirksamkeit erneut bewiesen.
Wir konnten in Biopsien ([Abb. 14 – ]
[17]) schon nach 6 Tagen die Kollagenneubildung nachweisen (Prof. Stolz, Hautklinik München
Schwabing). Auch Verlaufsbiopsien konnten zwar die massive toxische Reaktion nachweisen,
andererseits aber auch den schnellen Heilungsverlauf dokumentieren. Ein entscheidender
weiterer Vorteil ist die Technologieunabhängigkeit des Verfahrens. Die Zusammensetzung
des Phenol-Peels ist seit 1962 unverändert geblieben. Die Verbrauchsmaterialien sind
kostengünstig.
Abb. 18 65-jährige Patientin vor Baker-Gordon-Peel. b 2,5 Jahre post Peel.
Das Verfahren bietet somit entscheidende Vorteile: Sicher in der Anwendung, die Ergebnisse
sind vorhersagbar, Non-Responder gibt es nicht. Dennoch ist der Informationsstand
zum Phenol-Peeling gering. Die Substanzen sind preiswert und über die Apotheke zu
beziehen. Zum anderen sind die Substanzen negativ BGA-monographiert, was die rechtliche
Situation erschwert. Dies gilt aber auch für Botulinumtoxin, sobald man es nicht für
die Glabella-Falte verwendet. Sicher liegt ein Teil der Zurückhaltung in der bekanntlich
starken Schwellung, der massiven Exsudation und Krustenbildung sowie der aufwendigen
Nachsorge begründet. Beim Phenol-Peel handelt es sich um ärztliche Kunst im ureigenen
Sinn: eine gute Ausbildung, Übung, fundiertes Wissen, ein bisschen Mut, manuelles
Geschick , straffe aber dennoch einfühlsame Patientenführung, und vor allem Zeit …
sind unerlässlich für ein gutes Gelingen.