Mit der neuerlichen Diskussion über eine bevorstehende Influenza-Pandemie wird wieder
die Frage nach dem Schutzeffekt diverser Masken gestellt. Bei der Wahl solcher Maßnahmen
ist bekanntlich der Übertragungsweg zu berücksichtigen, wobei prinzipiell zwischen
Kontakt-, Tröpfchen- und aerogener Übertragung unterschieden wird [1]
[2]. Zum Schutz vor einer Kontaktübertragung stehen Maßnahmen wie die Händedesinfektion
im Vordergrund. Vor einer Tröpfchenübertragung schützen normale OP-Masken (= Mund-Nasen-Schutz),
während vor einer aerogenen Übertragung kostspielige Atemschutzmasken (z. B. FFP2)
und die Unterbringung infektiöser Patienten in Räumen mit Luftunterdruck schützen.
Über die Frage, wie die Influenza – und besonders die „Schweinegrippe” – übertragen
wird, herrscht keine Einigkeit. Als Hauptübertragungsweg der saisonalen Influenza
gelten die Tröpfchenübertragung über kurze Distanzen und die Kontaktübertragung [2 4]. Weitgehend unbekannt ist das Risiko der aerogenen Influenzaübertragung, für die
es nur vage Hinweise gibt [2]
[3], die allerdings unterschiedlich interpretiert werden:
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht unter normalen Bedingungen von der Tröpfchenübertragung
über eine Distanz von maximal 1 m aus und empfiehlt bei engerem Patientenkontakt das
Tragen von OP-Masken [5]. Nur bei Aerosol-generierenden Tätigkeiten wie der Bronchoskopie empfiehlt die WHO
FFP2-Atemschutzmasken.
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Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) empfehlen bei
Betreten des Zimmers eines „Schweinegrippe”-Patienten dagegen eine N95- (entsprechend
FFP2-) Atemschutzmaske, da über das neue H1N1-Virus noch nicht genug bekannt sei [6]. Für Aerosol-generierende Tätigkeiten wird ein belüfteter Raum mit Luftunterdruck
empfohlen.
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Der deutsche Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe (ABAS) geht offenbar von der
aerogenen Übertragung der nicht impfpräventablen Influenza aus und gibt komplizierte
Empfehlungen zum Gebrauch von FFP1-, FFP2- und FFP3-Atemschutzmasken, je nach Ausmaß
der Aerosolbildung [7]. Auf die Raumlüftung wird nicht eingegangen, obwohl diese beim Schutz vor aerogen
übertragenen Infektionen berücksichtigt werden sollte [2].
Solch unterschiedliche Empfehlungen verwirren, spiegeln aber unser lückenhaftes Wissen
wider. Keine Maßnahme wird einen absolut sicheren Schutz garantieren können, und es
stellt sich die Frage, ob das Kompliziertere und Teurere immer auch das Bessere ist.