Einleitung
Einleitung
Die Mehrzahl der Patienten mit persistierendem Asthma leidet an
einer leichten bis moderaten Form der Erkrankung, die sich durch die
regelmäßige Therapie mit anti-entzündlichen und
bronchialerweiternden Medikamenten weitgehend kontrollieren lässt
[1 ]. Eine kleine Untergruppe von bis zu 1 %
der Asthmatiker bleibt jedoch trotz Einsatz aller derzeit verfügbaren
therapeutischen Möglichkeiten symptomatisch [2 ]
[3 ]. Bei diesem schwergradig persistierenden Asthma handelt
es sich um eine Form mit ununterbrochenen Krankheitsbeschwerden (Dyspnoe,
Husten), die sich gleichermaßen tagsüber wie nachts
äußern und den Betroffenen das Führen eines
„normalen” Lebens ebenso wie einen erholsamen Schlaf
unmöglich machen. Bereits geringste Anforderungen des täglichen
Lebens, wie An- und Auskleiden oder Zähneputzen, werden zu einer
Herausforderung, die regelmäßig von Husten- und Dyspnoefällen
begleitet wird. Andere Tätigkeiten (Einkaufen, Treppensteigen, Putzen,
Kochen) können im Einzelfall gar nicht erst von den Betroffenen
bewältigt werden. Hinzu kommen häufig auftretende, z. T.
schwere Asthmaexazerbationen, die oft einen Notarztbesuch oder eine
Hospitalisierung erforderlich machen.
Aufgrund des Fehlens einer wirkungsvollen Therapie besteht ein
Bedarf an Medikamenten, mit denen sich das Asthma der schwersten Verlaufsform
besser kontrollieren lässt. Ziel dieser Studie ist deshalb, die
therapeutische Wirkung von Interferon-α bei der Behandlung des
schwergradig persistierenden, unkontrollierten Asthma bronchiale im Hinblick
auf klinische, lungenfunktionelle und laborchemische Kriterien zu
untersuchen.
Patienten, Material und Methoden
Patienten, Material und Methoden
Patientencharakteristika
Für die Studie wurden Patienten mit schwergradig
persistierendem Asthma bronchiale (Schweregrad IV) ausgewählt.
Ausschlusskriterien waren Raucheranamnese, Einnahme von β-Blockern oder
ACE-Hemmern sowie das Vorliegen von Kontraindikationen für Inferax®
(Leukozytopenie, Thrombopenie, fortgeschrittene Leberzirrhose, zerebrale
Krampfleiden, bestehende Depressionen oder Schwangerschaft). Zwischen November
1999 und Juli 2003 wurden 16 Patienten (2 Männer, 14 Frauen; Alter 50
[26 – 68] Jahre) mit einer Erkrankungsdauer im Median von
16 (5 – 24) Jahren aufgenommen ([Tab. 1 ]).
Tab. 1 Charakterisierung der
Patienten.
Patient
Alter
Geschlecht
Erstdiagnose Asthma
Abbruchgründe
(Dauer der Therapie)
1
64
w
1983
keine signifikanten
Nebenwirkungen
2
35
w
1996
keine signifikanten
Nebenwirkungen
3
44
w
1993
keine signifikanten
Nebenwirkungen
4
54
w
1984
keine signifikanten
Nebenwirkungen
5
68
w
1984
keine signifikanten
Nebenwirkungen
6
40
w
1978
keine signifikanten
Nebenwirkungen
7
67
w
1979
keine signifikanten
Nebenwirkungen
8
35
w
1993
keine signifikanten
Nebenwirkungen
9
65
m
1997
Hyperemesis, Fieber,
Abgeschlagenheit (4 Monate)
10
54
w
1987
keine
Kostenübernahme (7 Monate)
11
41
w
1989
anhaltende
Abgeschlagenheit, depressive Stimmungslage (14 Tage)
12
34
w
1979
Non-Compliance (6
Monate)
13
54
m
1978
Non-Compliance (6
Monate)
14
45
w
1997
anhaltende
Abgeschlagenheit, Übelkeit, depressive Stimmungslage (1 Monat)
15
26
w
1996
Wohnortwechsel
16
56
w
1980
keine
Kostenübernahme (2 Monate)
Alle Patienten litten an schwergradig persistierendem Asthma
bronchiale, erfüllten die diagnostischen Kriterien der Deutschen
Atemwegsliga und wurden mehr als 5 Jahre mit oralen Glukokortikoiden (20
[5 – 65] mg/d) therapiert. Zusätzlich setzten sie
inhalative kurzwirksame β2 -Mimetika mehrfach täglich (10
[2 – 20] Hübe/d) als Bedarfsspray ein. Die Patienten
klagten über regelmäßige Störungen des Nachtschlafes,
Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit und
bedurften mindestens einer Notarztbehandlung/Monat.
Für die Studie wurden insgesamt 8 weibliche Patienten (Alter
49 [35 – 68] Jahre) mit schwergradig persistierendem Asthma
bronchiale über einen Beobachtungszeitraum von 12 Monaten unter
Interferon-α-Therapie betrachtet. Die Studie wurde von der lokalen
Ethikkommission genehmigt. Die übrigen 8 von den 16 Patienten beendeten
die Therapie innerhalb von 7 Monaten (M) (Nebenwirkungen: 3, abgelehnte
Kostenübernahme: 2, Non-Compliance: 2, Wohnortwechsel: 1) ([Tab. 1 ]).
IFN-α-Therapie
Die Therapie basierte auf der wöchentlichen subkutanen Gabe
von 3 × 9 µg Interferon-α con
(Inferax ® Yamanouchi, Deutschland). Die erste Interferon-Gabe
erfolgte unter stationären Bedingungen. Zur Überwachung der
Nebenwirkungen von Interferon-α erfolgten regelmäßige
Kontrollen des Blutbildes, der Schilddrüsenparameter sowie der Leber- und
Nierenwerte. Die Daten zur Bestimmung des Therapieeffektes wurden vor
Therapiebeginn und nach 12 Monaten Behandlung erhoben.
Patientenfragebogen
Kontrolle und Monitoring des subjektiven Befindens erfolgte
mittels Fragebogen und persönlicher Befragung zur Häufigkeit von
Asthmaanfällen/Tag, Bedarfsmedikation/Tag, nächtliche
Dyspnoeanfälle/Woche, Hustenanfälle/Tag, Krankenhausaufenthalte/Jahr,
Notarztbesuche/Monat zu den festgelegten Messzeitpunkten.
Lungenfunktion
Vor Beginn der Studie und nach 12 Monaten Behandlung erfolgte die
Lungenfunktionsprüfung mittels Ganzkörperbodyplethysmographie
(Jäger Masterscreen Body, Hoechberg, Deutschland).
Zytologie und Laborparameter
Die Anzahl und Verteilung der Blutzellen sowie deren
Subpopulationen wurden mittels eines Standardhämatometers zu den einzelnen
Messzeitpunkten bestimmt. Die zytologische Auswertung der Blutzellen erfolgte
nach Zytozentrifugation und anschließender Färbung
(May-Grünwald-Giemsa-Färbung) per Hand unter einem Lichtmikroskop
(Zeiss, Axiolab, Jena, Deutschland). Dabei wurde der relative Anteil der
Leukozyten-Subpopulationen aufgrund einer differentiellen Auswertung von 200
Zellen unter dem Lichtmikroskop von einem erfahrenen Zytologen ausgezählt.
Andere Parameter umfassten: TSH, T3, T4, γ-GT, LDH, Lipase, C-reaktives
Protein (CRP) und Blutkörperchensenkgeschwindigkeit als
Entzündungsmarker.
Statistik
Die statistische Auswertung der erhobenen Daten erfolgte mittels
Excel 2003 und SPSS 10.0 für Windows. Die Messwerte sind als Median
dargestellt. Im Text sind zusätzlich Minimum und Maximum (Bereich)
angegeben. Die Beschreibung der Streuung erfolgt in den Abbildungen durch den
Interquartileabstand. Für die Berechnung von Unterschieden innerhalb der
Patientengruppe wurde der Wilcoxon-Test für verbundene,
nicht-normalverteilte Stichproben gewählt. Eine Irrtumswahrscheinlichkeit
von p < 0,05 wurde als statistisch signifikant gewertet.
Ergebnisse
Ergebnisse
Krankheitskontrolle
Bei den Patienten konnte ein signifikanter Rückgang der
Krankenhausaufenthalte von 4,0 (1,0 – 8,0) auf 0,0
(0,0 – 3,0) pro Jahr im Therapiezeitraum von 12 Monaten
verzeichnet werden (p < 0,05). Bei 6 Patienten war nach
Therapieeinleitung keine stationäre Behandlung mehr aufgrund von
Exazerbationen im Betrachtungszeitraum erforderlich ([Abb. 1 a ] ).
Abb. 1 Vergleich der
Häufigkeit ärztlicher Interventionen und Symptome vor und nach 12
Monaten Behandlung mit IFN-α bei Patienten mit schwergradig
persistierendem Asthma bronchiale. Es wurde die Anzahl der
Krankenhausaufenthalte/Jahr (a ), die Anzahl der
Notfallbehandlungen/Monat (b ), die
Asthmaanfallshäufigkeit/Tag (c ) sowie die Anzahl
nächtlicher Dyspnoeanfälle/Monat (d ) für
Patienten (n = 8) mit schwergradig persistierendem Asthma
bronchiale Schweregrad IV aus dem Patientenfragebogen ermittelt.
Auch für die verbleibenden 2 Asthmatiker war die Anzahl der
Krankenhausaufenthalte pro Jahr rückläufig. In gleicher Weise nahm
die Anzahl der Notarztinterventionen pro Monat ([Abb. 1 b ] ) signifikant von 6,5
(2,0 – 15,0) auf 0,0 (2,0 – 5,0)
Notarztbesuche pro Monat (p < 0,05) ab. Nach 12 Monaten
konnten unter Interferon-α-Therapie 6 Patienten vollständig auf
Notarztbesuche verzichten. Auch für die Häufigkeit von Asthmaattacken
ließ sich eine signifikante Abnahme von 6 (2 – 10)
auf 0 (0 – 3) pro Tag (p < 0,05) unter
Interferon-α-Therapie nach 12 Monaten nachweisen ([Abb. 1 c ]). Die Zahl nächtlicher Dyspnoe-
oder Hustenanfälle mit Unterbrechung des Schlafes nahm signifikant von
11,0 (4,0 – 30,0) auf 0,5 (0,0 – 3,0)
pro Monat ([Abb. 1 d ]) ab.
Peak-Flow
In der [Tab. 2 ] sind die
PEF-Bestwerte der Patienten (n = 8) in l/min vor Therapie
den Bestwerten unter IFN-α-Therapie gegenübergestellt.
Tab. 2 Peak-Flow-Veränderung unter
Interferon-α-Therapie. Dargestellt sind die PEF-Bestwerte in l/min vor
Therapie, unter Therapie sowie die Differenz der PEF-Bestwerte. Zusätzlich
sind Median und Bereich ausgewiesen. Die Daten wurden auf Grundlage der
Asthma-Tagebücher und Patientenfragebögen für 8 Asthmatiker
ermittelt.
PEF-Bestwert
[l/min]
Patient
Vor Therapie
Unter Therapie
Differenz
1
340
430
90
2
300
400
100
3
150
340
190
4
300
400
100
5
300
350
50
6
100
250
150
7
150
200
50
8
350
400
50
Median
300
(100 – 350)
375
(200 – 430)
95
(50 – 190) *
*: p ≤ 0,05
Auf der Grundlage der Asthma-Tagebücher der Patienten wurde
der PEF in l/min vor und unter Therapie ermittelt. Dabei kam es unter der
Behandlung mit Interferon-α zu einer signifikanten Zunahme des PEF von
300 (100 – 350) l/min auf 375
(200 – 430) l/min.
FEV1
Die FEV1 zeigte unter Therapie nach 12 Monaten
Behandlung eine tendenzielle Zunahme von 64,2 %
(31,4 – 90,8) auf 75,4 %
(41,5 – 108,2) ([Abb. 2 a ]).
Abb. 2 Veränderung der
Lungenfunktionswerte unter IFN-α-Therapie. Dargestellt sind die
Einzelwerte vor Therapiebeginn und nach 12 Monaten Behandlung. Zusätzlich
sind der Median und die 25 – 75 %-Quartile
für die beiden Messzeitpunkte angegeben. Die Messwerte wurden mittels
Bodyplethysmographie für 8 Patienten mit schwergradig persistierendem
Asthma bronchiale bestimmt. Die Daten sind in Prozent des Sollwertes angegeben.
a Forcierte Einsekundenkapazität (FEV1 ).
b FEV1 /VC-Quotient. c
Residualvolumen (RV). d Atemwegswiderstand
(RAW ).
Für vier Patienten konnte eine kontinuierliche Verbesserung
und Stabilisierung der FEV1 -Werte über den gesamten
Therapiezeitraum verzeichnet werden. Davon normalisierte sich bei zwei
Patienten nach 12 Monaten Interferon-α-Therapie das FEV1 . Die
verbleibenden zwei Patienten erzielten eine Zunahme des FEV1 von
30 %. Ein Patient mit einer initial sehr stark
eingeschränkten FEV1 (31,0 % des Solls) zeigte im
Verlauf variable FEV1 -Werte zwischen 41 % und
73 %. Bei drei Patienten nahm die FEV1 gegenüber
dem Ausgangsniveau leicht ab. Diese drei Patienten (3, 6, 7) litten zum
Messzeitpunkt 12 Monate an einem bronchopulmonalen Infekt ([Abb. 2 a ]).
Tiffenau-Index
Der Tiffenau-Index zeigte eine ansteigende Tendenz von
76,7 % (58,0 – 96,0) auf 89,1 %
(65,1 – 94,0) ([Abb. 2 b ]). Bei fünf Patienten stieg der
Tiffenau-Index unter IFN-α-Therapie kontinuierlich an ([Abb. 2 b ]). Bei diesen Patienten war eine
7 – 20 %ige Verbesserung des Tiffenau-Indexes
zu beobachten. Drei Patienten (1, 6), mit fast normalen
FEV1 /VC-Quotienten unter Kortisontherapie vor Therapie
(96,0 % und 91,6 %) zeigten keine Änderungen
(94,0 % und 93,7 % nach 12 Monaten Behandlung).
RV
Das Residualvolumen nahm von 153,0 %
(88,0 – 164,3) vor Therapieeinleitung auf
129,4 % (84,9 – 203,9) nach 12 Monaten
IFN-α-Behandlung ab ([Abb. 2 c ]). Bei
zwei Patienten mit Infekt (3, 7) war eine geringe Zunahme des Residualvolumens
zu verzeichnen.
RAW
Unter der Interferon-α-Therapie kam es zu einer deutlichen
Reduktion des RAW von 193,7 %
(102,0 – 497,6) vor Therapiebeginn auf
111,6 % (67,3 – 356,5) nach 12 Monaten
IFN-α-Behandlung. Ein Patient mit Infekt (7) zeigte eine Zunahme des
Atemwegswiderstandes im Rahmen eines Infektes ([Abb. 2 d ]).
Glukokortikoidtherapie
Vor Therapie lag der Median der oralen Glukokortikoiddosis bei
17,5 (5,0 – 64,0) mg/d. Unter Therapie war eine Reduktion
des Einsatzes von Glukokortikoiden möglich (p < 0,05).
Nach 12 Monaten Therapie lag die orale Glukokortikoiddosis bei 2,0
(0,0 – 16,0) mg/d. Bei fünf Patienten (1, 2, 4, 7, 8)
war es innerhalb des Studienzeitraumes möglich, die orale
Glukokortikoidtherapie zu beenden ([Abb. 3 a ]). Bei den übrigen Patienten
ließ sich die Dosis reduzieren.
Abb. 3 Veränderung des
Medikamentenbedarfs unter IFN-α-Therapie. Die orale Glukokortikoiddosis
(a ) ist in mg/d und die β2 -Mimetika
Bedarfsmedikation (b ) in Hübe/Tag von 8 Patienten
mit schwergradig persistierendem Asthma bronchiale vor Therapiebeginn und nach
12 Monaten Behandlung dargestellt. Die Daten wurden anhand der Krankenakte der
Patienten und des Patientenfragebogens ermittelt.
Kurz wirksame β2 -Mimetika
Der Einsatz von kurz wirksamen β2 -Mimetika konnte
von 10,0 (2,0 – 20,0) Hübe/Tag vor Therapie auf 1,0
(0 – 3) Hübe/Tag nach 12 Monaten Therapie reduziert
werden (p < 0,05). Selbst Patienten (3, 4), die vor
Therapiebeginn einen sehr hohen Bedarf angaben (> 15 Hübe/Tag),
reduzierten diesen unter der Interferon-α-Therapie auf < 5
Hübe/Tag nach 12 Monaten ([Abb. 3 b ]).
Zahl der eosinophilen Granulozyten
Bis zum 6. Therapiemonat war eine Reduktion der
Bluteosinophilenzahl im Median von 0,46 (0,05 – 0,74) Gpt/l
auf 0,18 (0 – 0,41) Gpt/l nachweisbar. Danach stieg die
Bluteosinophilenzellzahl bei allen Patienten (n = 8)
wieder an. Nach 12-monatiger IFN-α-Therapie lag der Median bei 0,28
(0,06 – 0,99) Gpt/l. Dies entspricht einer nicht
signifikanten Abnahme der Eosinophilenzellzahl um 39,1 %
gegenüber dem Median vor Therapie ([Abb. 4 ]).
Abb. 4 Veränderung der
Eosinophilenzellzahl unter IFN-α-Therapie. Dargestellt ist der zeitliche
Verlauf der Eosinophilenzahl über den Behandlungszeitraum von 12 Monaten.
Abgebildet ist der direkte Vergleich der Mediane vor Therapie und nach 12
Monaten Behandlung. Zusätzlich sind die
25 – 75 %-Quartile für die
Messzeitpunkte eingetragen. Die Eosinophilenzellzahl wurde
durchflusszytometrisch ermittelt. Die Daten wurden für 8 Asthmatiker
erfasst und sind in Gpt/l angegeben.
Diskussion
Diskussion
Patienten mit schwergradig persistierendem Asthma bronchiale bleiben
trotz Ausschöpfung aller Therapiemöglichkeiten symptomatisch. Alleine
eine chronische orale Kortisontherapie erhält den Patienten am Leben.
Adjuvante Medikamente, wie kolloidale Goldpräparate [4 ]
[5 ], Cyclosporin A
[6 ]
[7 ], Cyklophosphamid oder
Methotrexat [8 ]
[9 ] und dem
kortikosteroidsparenden Troleandomycin [10 ], zeigen
keine einheitliche Wirkung und ein therapeutischer Effekt wurde bei
längerer Anwendung bisher nicht nachgewiesen [11 ].
Darüber hinaus verursachen diese z. T. erheblichen Nebenwirkungen
(Hepato- oder Nephropathie, Myeolotoxizität, (opportunistische)
Infektionen und (selten) Pneumoniten [12 ]
[13 ]. Aus diesem Grund besteht ein Bedarf an alternativen,
wirkungsvolleren Ansätzen zur Behandlung dieser Patienten.
Die vorgelegte Studie zur Therapie von schwergradig persistierendem
Asthma bronchiale beschreibt in einer offenen, fallkontrollierten Studie den
Effekt von IFN-α auf schwergradig persistierendes Asthma bronchiale. Bei
den 8 über 12 Monate behandelten Asthmatikern beeinflusste Interferon alle
relevanten klinischen, lungenfunktionellen und laborchemischen Parameter. So
nahm die Zahl der Asthmaattacken ebenso wie die Zahl der durch Asthma
gestörten Nächte, die Häufigkeit der erforderlichen
Notarztinterventionen und Hospitalisierungen ab. Bei fünf Asthmatikern
ermöglichte IFN-α eine vollständige Kontrolle der Erkrankung
ohne jegliche Asthmaanfälle am Tag oder in der Nacht. Zudem entwickelt
sich eine anhaltende Verbesserung der Lungenfunktion mit Zunahme des
PEF-Wertes, der FEV1 , des Tiffenau-Indexes, Abnahme der RV und der
Rtot sowie eine Zunahme des PEF um bis zu 190 L/min. Darüber hinaus
verringerte sich der Bedarf an Beta-2-Mimetika/d deutlich, ebenso wie die Zahl
der durch Asthma gestörten Nächte, die Häufigkeit der
erforderlichen Notarztinterventionen und Hospitalisierungen. Gleichzeitig war
es möglich, die orale Kortisondosis allmählich zu reduzieren. In
fünf Fällen (62,5 %) konnte innerhalb von 6 bis 9
Monaten nach Therapiebeginn bei erhaltener Kontrolle die orale Kortisontherapie
ganz beendet werden. Schließlich nahm auch die Bluteosinophilenzahl
signifikant auf 0,28 Gpt/L ab, und zwar trotz Beendigung der oralen
Kortisontherapie oder einer verminderten täglichen Kortisondosis.
Der therapeutische Einsatz von Interferonen, insbesondere
Interferon-α, hat sich in der Behandlung chronischer Virusinfektionen
sowie maligner Erkrankungen etabliert, wie z. B. der chronischen
Hepatitis B und C [14 ], verschiedenen
Leukämieformen, beim malignen Melanom und dem Hypernephrom, endokrinen
Pankreastumoren und dem Kaposi-Sarkom [14 ]
[15 ]. Darüber hinaus haben mehrere Untersuchungen der
letzten Jahre gezeigt, dass IFN-α einen günstigen Effekt auf mit
Eosinophilie assoziierten Erkrankungen wie dem Hypereosinophilen Syndrom und
dem Churg-Strauss-Syndrom [16 ]
[17 ]
[18 ]
[19 ]
[20 ]
[21 ]
[22 ]
[23 ]
[24 ] besitzt. Kasuistiken
beschreiben auch eine günstige therapeutische Wirkung von IFN-α bei
steroidresistenten Asthmatikern [24 ]
[25 ]
[26 ]
[27 ]
[28 ]. Vergleichbare Ergebnisse
zeigt eine Untersuchung an sieben Patienten mit kortikosteroidresistentem
Asthma, die über mehr als 5 Monate mit IFN-α behandelt wurden
[26 ]. Die hier präsentierte offene Studie an acht
Patienten mit schwerem Asthma bronchiale bestätigt und erweitert diese
Beobachtungen. Sie belegt eine für diese schwerste Asthmamanifestation
deutliche klinische Wirksamkeit des IFN-α, die bei einigen Patienten
nicht nur eine vollständige Kontrolle des Asthmas, sondern auch das
Führen eines „normalen”, von Asthma unbeeinflussten Lebens
ermöglicht. Anforderungen des täglichen Lebens, wie An- und
Auskleiden, Zähneputzen, Einkaufen oder Treppensteigen werden unter
Therapie mit IFN-α wieder bewältigt. Zwei der behandelten
Asthmatiker waren in der Lage, unter IFN-α-Therapie ihre berufliche
Tätigkeit wieder aufzunehmen, von der sie zuvor frühberentet
waren.
Seit kurzem steht mit dem Anti-IgE-Antikörper Omalizumab ein
Medikament zur Verfügung, das für die Behandlung des schwersten
Asthmas zugelassen wurde [28 ]. Die Therapie bietet bei
eindeutig nachgewiesenem allergischen Asthma eine reale Therapieoption für
diese Patienten, die über die Standardbehandlung hinausgeht
[29 ]. Allerdings ist die Indikation auf ein allergisch
verursachtes Asthma mit einem IgE-Spiegel zwischen 30 und 700 IE/L
limitiert. Patienten außerhalb dieses Spektrums oder nicht-allergischen
Asthmatikern steht Omalizumab zur Behandlung nicht zur Verfügung. Für
diese Patienten, ebenso wie für solche, die nur unzureichend auf
Omalizumab ansprechen, bietet die Behandlung mit Interferon eine
Therapieoption.
Die wichtigste Einschränkung der IFN-α-Therapie bei
schwergradig persistierendem Asthma bildeten die Nebenwirkungen. Vier der
ursprünglich in die Untersuchung eingeschlossenen Asthmatiker mussten die
Therapie wegen depressiver Verstimmung abbrechen. Ein Patient lehnte die
Behandlung nach der ersten Injektion ab. Bei den übrigen drei Patienten
wurden die Kosten für die Therapie von der Krankenkasse nicht
übernommen. Bei den über 12 Monate behandelten Patienten traten
initial Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen und Inappetenz 2 bis 12 Stunden
nach der Interferoninjektion auf. Diese bildeten sich bei fünf Patienten
nach dem ersten Behandlungsmonat zurück. Bei drei Patienten bestanden
diese Nebenwirkungen fort und ließen sich durch eine Halbierung der
Interferondosis beherrschen. Zudem kam es bei den Patienten zu einer leichten
Thrombopenie, die aber konstant blieb und einen Wert von 100 000 Gpt/L
nicht unterschritt. Zwei Patienten entwickelten unter IFN-α eine
Autoimmunthyreoiditis, die mit L-Thyroxin zu beherrschen war. Bemerkenswert war
die Bereitschaft der Patienten, diese Nebenwirkung aufgrund nicht gekannter
Kontrolle ihrer Erkrankung und des Zugewinns an Lebensqualität zu tragen.
Die in Einzelfällen beschriebene Exazerbation eines vorbestehenden Asthma
unter Interferontherapie bei chronischer Hepatitis C oder idiopathischer
Pulmonalfibrose [30 ]
[31 ] wurde
hier nicht beobachtet. Auch andere beschriebene Nebenwirkungen wie systemischer
Lupus erythematodes (SLE), Raynaud-Syndrom, Autoimmunvaskulitis, rheumatoide
Arthritis oder bullöses Pemphigoid entwickeln sich nicht. Alle
IFN-α-assoziierten Nebenwirkungen waren nach Absetzen der Therapie
reversibel.
Bemerkenswert ist, dass sich viele der unter nicht-pegyliertem
Standard-IFN-α beobachteten Nebenwirkungen einschließlich der
Autoimmunthyreoditis unter pegyliertem IFN-α nicht mehr manifestierten
[32 ]. Das lässt den Schluss zu, dass ein
großer Teil der Nebenwirkungen offenbar durch die Spitzenkonzentration
des nicht-pegylierten IFN-α hervorgerufen werden.
Der Mechanismus der anti-asthmatischen Wirkung ist derzeit noch
nicht bis in alle Einzelheiten bekannt. Aufgrund seiner fördernden Wirkung
auf Th1-Zellen und Hemmung der Th2-Zelldifferenzierung könnte die beim
Asthma bestehende Th1/Th2-Imbalance korrigiert werden. Die Folge der
reduzierten Th2-Zellaktivität unter IFN-α ist eine Reduktion der
Eosinophilenzahl, der Abnahme des B-Zellanteils sowie der Verminderung der
IgE-Produktion unter Therapie (Daten nicht dargestellt).
Zusammengenommen zeigen die Ergebnisse, dass sich unter Therapie mit
IFN-α bei Patienten mit schwergradig persistierendem Asthma bronchiale
die Therapie mit systemischen Glukokortikoiden bei gleichzeitig verbesserter
Kontrolle der Erkrankung reduzieren oder sogar beenden lässt. IFN-α
bietet eine wirkungsvolle Alternative für Patienten mit schwergradig
persistierendem Asthma, die die Indikation zur Omalizumabtherapie nicht
erfüllen oder auf dieses Medikament nur unzureichend ansprechen.
Interessenkonflikte
Interessenkonflikte
Keine angegeben