Eingeladen waren die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), die Deutsche Arbeitsgemeinschaft
Klinische Nephrologie (DAGKN), der Verband Deutscher Nierenzentren (DDnÄ), der Arbeitskreis
Saar Pfalz Mosel, der Sachverständigenrat, der Gesundheitsrat Südwest, die Deutsche
Krankenhausgesellschaft e. V. (DKG), das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation
e. V. (KfH), die Patienten Heimversorgung (PHV), das Institut der Fort und Weiterbildung
der PHV (ifw), die Bundesarbeitsgemeinschaft der Nephrologischen Weiterbildungsstätten,
die Vertretungen aus den Weiterbildungsstätten Nürnberg, Hamburg, Traunstein, Ulm,
der Arbeitskreis Transplantationspflege e. V. (AKTX) und der Fachverband nephrologische
Berufsgruppen (fnb).
Fachkräftemangel im ärztlichen und pflegerischen Bereich
Fachkräftemangel im ärztlichen und pflegerischen Bereich
Ralf Neiheiser von der DKG sprach über die demografische Entwicklung und den daraus
zwangsläufig entstehenden Fachkräftemangel sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen
Bereich. Der deutsche Pflegegipfel, der im September 2008 in Berlin stattfand, hatte
eine Arbeitsgruppe zu dieser Thematik gebildet, die am 6.2.2009 zum 1. Mal tagte.
Die Studie des DKI (Deutsches Krankenhaus Institut e. V.) mit dem Titel „Neuordnung
von Aufgaben des ärztlichen Dienstes” ist auf der Internetseite der DKG nachzulesen.
Dort findet sich auch die Zeitschrift „Krankenhaus Barometer”, die sich mit der Thematik
befasst.
Neiheiser stellte verschiedene neue Fördermöglichkeiten vor, unter anderem das Förderprogramm
zur Neueinstellung von Pflegkräften: das Krankenhausfinanzierungsreformgesetz (KHRG).
Im Verlauf wurde diskutiert, ob und wie die einzelnen Berufsgruppen der Pflege in
der Nephrologie eingesetzt werden können. Zur Sprache kamen hier Altenpfleger, ebenso
wie die jetzt schon zahlreich in der Dialyse tätigen medizinischen Fachangestellten
und Absolventen von Pflegestudiengängen.
Der rechtliche Rahmen muss erheblich angepasst werden
Der rechtliche Rahmen muss erheblich angepasst werden
Prof. Hans Kamps beleuchtete als Jurist das Thema aus rechtlicher Sicht: Eine Neuordnung
der Aufgabenverteilung muss derzeit in Deutschland scheitern, da die Ausübung ärztlicher
Tätigkeiten in mehreren Gesetzen klar geregelt ist (§ 2 BÄO, § 1, § 5 HeilprakG, §
613, § 278 BGB). Bevor also eine Neuregelung kommen kann, müsste vorher eine gesetzliche
Grundlage geschaffen werden. Hierfür sieht er jedoch weder Möglichkeit noch Notwendigkeit.
Wie Kamps betonte, ginge mit der eigenständigen Übernahme ärztlicher Tätigkeiten auch
die Verantwortlichkeit und somit die Haftung auf das Pflegepersonal über.
Ausbildungsziele laut Krankenpflegegesetz
eigenverantwortlich
-
eigenständige Grund– und Behandlungspflege
-
den Pflegebedarf erheben und feststellen
-
Organisation, Durchführung, Dokumentation und Evaluation der Pflege
-
beraten, anleiten, unterstützen
-
Menschen beim Gesundwerden begleiten
-
Patienten beobachten und Bedürfnisse erkennen
-
lebenserhaltende Sofortmaßnahmen einleiten
-
Bindeglied zwischen Arzt und Patient
-
Organisation der Pflegeüberleitung
-
Sicherung und Mitwirkung am Qualitätsmanagement
-
Anleitung zur Selbsthilfe
-
Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation
-
Pflegehilfsmittel
im Rahmen der Mitwirkung
-
eigenständige Durchführung ärztlich veranlasster Maßnahmen
-
Maßnahmen der medizinischen Diagnostik, Therapie und Rehabilitation
-
Maßnahmen in Krisen– und Katastrophensituationen
-
interdisziplinäre Zusammenarbeit
(KrPflG von 2003, Abschnitt 2 / § 3 / Abs. 1)
Wie Marion Bundschu, Vorsitzende der AfnP und Leitung der nephrologischen Weiterbildungsstätte
Ulm, anhand der einzelnen Ausbildungscurricula für die verschiedenen Berufsgruppen
in der Nephrologie zeigte, besteht auch hier ein großer Handlungsbedarf. Um die Übernahme
ärztlicher Tätigkeiten zu ermöglichen, müsste zunächst die Ausbildung erheblich angepasst
werden. Auch das Krankenpflegegesetz (KrPflG) aus dem Jahr 2003 unterscheidet zwischen
eigenverantwortlichen Aufgaben der Pflege und Aufgaben im Rahmen von Mitwirkung (siehe
Kasten). Es lässt in seiner derzeitigen Fassung nur die eigenständige Durchführung
ärztlich veranlasster Maßnahmen, nicht aber die eigenständige Veranlassung dieser
Maßnahmen zu (§ 3). Die Ausbildung zum Gesundheitspfleger/Krankenpfleger soll laut
KrPfG § 3 vom 1.1.2004
entsprechend dem allgemein anerkannten Stand pflegewissenschaftlicher, medizinischer
und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse fachliche, personale, soziale und
methodische Kompetenzen zur verantwortlichen Mitwirkung insbesondere bei der Heilung,
Erkennung und Verhütung von Krankheiten vermitteln.
Hier ist allerdings schon eine Änderung in Planung.
Die 2–jährige Fachweiterbildung zur „Fachpflegekraft für Nephrologie” hat das Ziel,
die Krankenschwester mit den vielfältigen Aufgaben in den verschiedenen Bereichen
der nephrologischen Pflege vertraut zu machen und ihnen die zur Erfüllung dieser Aufgabe
erforderlichen speziellen Kenntnisse, Fertigkeiten, Verhaltensweisen und Einstellungen
zu vermitteln. Zu den Aufgaben gehören
-
geplante fachkundige Pflege
-
Überwachung und Mitwirkung bei der Nierenersatztherapie
-
Unterstützung ärztlichen Handelns bei der Durchführung und Überwachung fachspezifischer,
therapeutischer und diagnostischer Maßnahmen
-
sachgerechter Umgang mit Medizinprodukten und Hilfsmitteln
-
Mitwirkung an bzw. gegebenenfalls Einleitung von Notfallmaßnahmen
-
Qualitätssicherung
-
Anleitung bzw. Beratung von Patienten und Angehörigen
-
Einhaltung bzw. Überwachung der Hygiene
-
Einhaltung bzw. Überwachung der Unfallvorschriften und Arbeitssicherheit
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen hat 2007
im Auftrag der Bundesregierung ein Gutachten mit dem Titel „Kooperation und Verantwortung
– Voraussetzung einer zielorientierten Gesundheitsversorgung” erstellt. Dieses Gutachten
ist die Basis für das am 1.7.2008 in Kraft getretene Pflegeweiterentwicklungsgesetz
(PfWG). Wenn die Voraussetzungen im Bereich der Gesetzgebung und der Ausbildung gegeben
sind, könne sich durchaus eine andere Aufgabenverteilung in der Nephrologie ergeben,
resümierte Bundschu.
Perspektiven der Aus– und Weiterbildung
Perspektiven der Aus– und Weiterbildung
Stefanie Schlieben, Leiterin der Berufsfachschule für Krankenpflegehilfe in München,
referierte anschließend über Perspektiven der Aus– und Weiterbildung in den Pflegeberufen.
Sie zeigte Wege und Möglichkeiten in der heutigen Pflegeausbildung auf, einschließlich
der intensiver werdenden akademischen Ausbildung. Allerdings ist auch hier noch nicht
ausreichend geklärt, welche Aufgaben ausschließlich studierte Pflegekräfte am Patienten
ausüben dürfen. In der heutigen Krankenpflegeausbildung lege man großen Wert auf die
Kompetenzorientierung, was zum Verlust von fachlichen Inhalten führt. Dies ist somit
kontraproduktiv zu Bestrebungen, dem Pflegepersonal eine eigenständige Veranlassung
von Maßnahmen zu übertragen.
Auch Schlieben sieht die Möglichkeit, bei einer entsprechenden Qualifikation und Klärung
der rechtlichen Voraussetzungen eine Neuverteilung von Aufgaben vorzunehmen. Allerdings
seien in den letzten 10 Jahren 50 000 Stellen im Bereich der Pflege abgebaut worden,
weshalb auch hier ein Personalmangel bestehe. Das Verlegen ärztlicher Aufgaben in
den Bereich der Pflege verschiebe nur die Probleme, löse sie aber nicht. Einen ausführlichen
Artikel hierzu veröffentlichte sie in der Ausgabe 5/2008 von Dialyse aktuell.
Ärzte und Pflegende sollten einen Konsens finden
Ärzte und Pflegende sollten einen Konsens finden
Im Anschluss an die Vorträge kam es zu einer lebhaften Diskussion. Insbesondere ein
Arbeitspapier von einigen Mitgliedern der Bundesarbeitsgemeinschaft nephrologischer
Weiterbildungsstätten wurde heftig diskutiert. Wie Dr. Weinreich zu bedenken gab,
dürften einige der in diesem Papier aufgeführten Tätigkeiten selbst von Ärzten nur
mit einer umfangreichen Zusatzausbildung durchgeführt werden. Solche Tätigkeiten sollten
auf keinen Fall den Pflegekräften übertragen werden, da ihnen hierfür die fachliche
Basis fehle. Es gebe jedoch heute schon eine Reihe von Tätigkeiten, die delegiert
werden könnten, und diese Möglichkeit gelte es auszuschöpfen.
Es gibt noch eine Menge Handlungsbedarf und Ärzte und Pflegende sollten gemeinsam
einen Konsens finden – das war Schlusstenor. Alle derzeitigen Ausbildungen müssen
in Ihren Ausbildungsinhalten den derzeitigen Bedingungen (Altersstruktur, Zunahme
multimorbider Patienten) angepasst werden. Die AfnP wird an dieser Sache mit allen
Berufsgruppen aktiv weiterarbeiten. Weitere Zusammenkünfte sind angedacht, bei denen
die einzelnen Berufsgruppen auf der Basis der heutigen Diskussion ihre erarbeiteten
Vorschläge zur Neuordnung der Aufgabenverteilung in der Nephrologie vorstellen. Vieles
ist derzeit im Umbruch und es ist umso wichtiger, dass bei der Neugestaltung im Gesundheitswesen
auch gerade die Pflege aktiv mitarbeitet. Sollten Sie zu diesem aktuellen Thema Anregungen
haben oder aktiv mitarbeiten wollen, so wenden Sie sich an die AfnP–Geschäftsstelle.
So können Sie uns erreichen:
AfnP Geschäftsstelle
Käppelesweg 8; 89129 Langenau
Tel.: 07345/22933; Fax: 07345/7540
E–Mail: info@afnp.de; Internet: www.afnp.de
Vorstand der AfnP e.V.
Marion Bundschu (1. Vorsitzende)
Hans–Martin Schröder
(stellv. Vorsitzender)
Gabi Steck (Schatzmeisterin)
Helga Damaschke (Schriftführerin)
Marion Bundschu, Ulm, und
Hans–Martin Schröder, Neuwied